Brauner: Mit guten Rahmenbedingungen von Zuwanderung profitieren  

erstellt am
17. 09. 03

Brauner eröffnet 8. Internationale Metropolis-Konferenz im Wiener Rathaus
Wien (rk) - Das Wiener Rathaus ist derzeit Schauplatz der 8. internationalen Metropolis-Konferenz zum Thema Integration/Migration mit dem Motto "Gaining from Migration". Vor knapp 700 TeilnehmerInnen eröffnete Wiens Integrationsstadträtin Mag. Renate Brauner am Montag (15. 09.)  Abend die Konferenz im Festsaal des Rathaus: "Zuwanderung ist gesellschaftlicher Alltag. Wir müssen die Rahmenbedingungen schaffen, damit Wien im Interesse Aller von Zuwanderung profitiert. Die Stadt Wien bekennt sich zur Vielfalt in dieser Stadt und empfindet sie als Bereicherung, die unsere Stadt auszeichnet und die wir in unser aller Interesse auch bestmöglichst nutzen wollen."

Konferenzort Wien als Auszeichnung für Wiener Integrationspolitik
"Dass die Metropolis-Konferenz heuer in Wien stattfindet, ist eine Auszeichnung für die Wiener Integrationspolitik", so Brauner. Wien gehe - zusätzlich zu der sehr erfolgreichen Sprachoffensive - derzeit einen sehr strukturierten Ansatz der Integrationsbegleitung mit zweisprachigen Willkommensmappen und anschließenden muttersprachlichen Orientierungsgesprächen, erklärte Brauner den TeilnehmerInnen.

Neuer Ansatz der Wiener Integrationspolitik
Brauner wies in ihrer Eröffnung auch auf die geänderten Zugänge in der Geschichte der Integrationspolitik hin: "Wir sind derzeit dabei, integrationspolitisch eine neue Epoche einzuleiten: Denn verfolgte man in den 60er und 70er Jahren noch das Konzept der GastarbeiterInnen, von denen man annahm, sie würden nach einige Jahren wieder in ihre alte Heimat zurückkehren, ging dies später über zu dem Bild von der Mehrheits- und der Minderheitsgesellschaft. Hier war es Aufgabe der Mehrheitsgesellschaft, die Minderheit als speziell zu betreuende Klientel zu integrieren."

Nun, zu Beginn des 3. Jahrtausends, seien die Konzepte weiter fortgeschritten, zukunftsorientierter und würden dem Ansatz moderner Städte entsprechen, so Brauner: "Wir sehen diese Vielfalt als Bereicherung und Menschen mit verschiedenen Backgrounds in unserer Stadt als Selbstverständlichkeit."

Dieser Ansatz habe auch handfeste demographische Grundlagen, gab Brauner einen Überblick über die Situation in Wien, wo derzeit knapp ein Viertel bis ein Drittel der Wiener Bevölkerung einen Migrationshintergrund hat. "In Wien gibt es einen großen und bisher leider nur zum Teil gehobenen Schatz an kulturellen und sprachlichen Kompetenzen - diese wollen wir in Zukunft noch stärker fördern, da es gerade diese Talente sind, die etwa gerade vor der bevorstehenden EU-Osterweiterung ein wesentlicher Trumpf für den Wirtschaftsstandort Wien sein werden."

Dass ZuwanderInnen selbstverständlicher Teil der Gesellschaft sind, sei auch im Bereich der Wiener Märkte und im Wiener Pflegesystem zu sehen. Denn von den in Wien tätigen KrankenpflegerInnen sind 62 Prozent nicht in Wien geboren.

Das Wiener Demokratiepaket als demokratiepolitischer Meilenstein
Die demokratiepolitische Konsequenz dieser Situation habe Wien im Dezember des Vorjahres mit dem Wiener Demokratiepaket gezogen: "Erstmals in Österreich haben wir in Wien das aktive und passive Wahlrecht für Nicht-EU-BürgerInnen auf Bezirksebene eingeführt. Ein demokratiepolitischer Meilenstein, der ZuwanderInnen zum ersten Mal in der Geschichte Österreichs vom politischen Objekt zum politischen Subjekt macht", stellte Brauner klar. Mitbestimmen und Mitverantworten seien für sie untrennbar miteinander verbunden.

Aktuelles Projekt "Diversity Managament"
Abschließend wies Brauner auf die derzeit stattfindende Neustrukturierung der Wiener Integrationspolitik hin: "Mit der neu zu schaffenden Magistratsabteilung werten wir die Integrationspolitik in Wien weiter auf und holen dieses so wichtige Thema der "Integrations- und Diversitätspolitik" vom Rand ins Zentrum." Ziel müsse es sein, in allen Bereichen der Stadt die Interessen und Bedürfnisse von ZuwanderInnen im Regelbetrieb zu verankern. Das heißt für uns aber auch, dass die Stadt Wien als Dienstgeberin ZuwanderInnen in Zukunft mehr Chancen einräumen muss und wird. Denn eine gute Stadtverwaltung muss immer auch ein Spiegelbild ihrer Bevölkerung und KundInnen sein."

"Metropolis" ist ein seit 1995 bestehendes weltweites Netzwerk mit dem Ziel, VertreterInnen aus Wissenschaft, Politik und von NGOs einen permanenten Erfahrungsaustausch in Sachen Integration zu ermöglichen. Zahlreiche Einrichtungen und Institutionen aus weit mehr als 20 Ländern sowie internationale Organisationen - darunter auch die europäische Kommission - sind mittlerweile im Metropolis- Netzwerk vertreten. Die Stadt Wien wurde bei der Konferenz 2001 in Rotterdam als erste Stadt Vollmitglied in diesem Netzwerk.

Ziel der heurigen, 8. internationalen Konferenz ist es, eine Migrationspolitik zu erörtern, die Integration und Migration als Chance für wirtschaftlichen Aufschwung und kulturelle Diversität begreift. Als prominentester Teilnehmer wird am Donnerstag um 11:15 Uhr EU-Kommissar Antonio Vitorino sprechen.

Informationen: http://www.metropolis2003.at/
     
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