Konkurrenzfähigkeit des Forschungsplatzes Schweiz steht auf dem Spiel  

erstellt am
16. 09. 03

Die Massnahmen zur Sanierung der Bundesfinanzen haben Konsequenzen für die Forschung in der Schweiz. Ein Aufruf des Schweizerischen Nationalfonds
Bern (alphagalileo) - Der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) ist besorgt über die Auswirkungen, die das Sparpaket 2003 auf die Zukunft der Forschung in der Schweiz haben könnte. Er appelliert an die Parlamentarierinnen und Parlamen-tarier, welche die Vorlage im September beraten, der Forschungsförderung weiterhin Priorität einzuräumen.

Gelder, die in die Forschung fliessen, sind langfristige Investitionen in die Konkurrenzfähigkeit der Schweiz von morgen. Dies hält der Bundesrat in seiner Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Technologie (BFT) in den Jahren 2004-2007 fest. Die neuen Massnahmen zur Entlastung des Budgets könnten aber die gesetzten Prioritäten bei der freien Grundlagenforschung und der Förderung des akademischen Nachwuchses in Frage stellen.

Zuteilung von Bundesmitteln nach den Kriterien Wettbewerb und Qualität
Der SNF ist die wichtigste Institution zur staatlichen Finanzierung der wissenschaftlichen Forschung in der Schweiz. Er unterstützt die besten Projekte, die von Forscherinnen und Forschern unserer Hochschulen eingereicht werden. Durch den Wettbewerb zwischen den Gesuchen der Forschenden, die von Expertinnen und Experten im In- und Ausland geprüft werden (Peer Review), sichert der SNF die Qualität der durch Bundesbeiträge finanzierten Projekte. Diese sehr effiziente und von der Wissenschaftsgemeinde geschätzte Methode zur Verteilung der öffentlichen Mittel trägt dem Willen des Parlamentes Rechnung, Bundesgelder nach Leistungskriterien zuzuteilen.

Die erwähnten Budgetkürzungen stehen nicht mehr im Einklang mit dieser politischen Prioritätensetzung zugunsten einer stärker leistungsorientierten Vergabe von Forschungsmitteln. Es besteht die Gefahr, dass die neuerlichen Kürzungen (die nicht linear erfolgen sollen) das Budget des SNF besonders treffen.

Prioritäten bei der Forschungsförderung gefährdet
Vor zwei Jahren schlugen vom Bundesrat eingesetzte internationale Expertinnen und Experten die Verdoppelung der Mittel des SNF vor. Angesichts des Zustandes der Bundesfinanzen sah die BFT-Botschaft über einen Zeitraum von 4 Jahren (2004-07) eine Erhöhung der SNF-Bundesbeiträge um rund 47% gegenüber der Vorperiode vor. Damit könnte der SNF den dringendsten Nachholbedarf bei der Forschungsförderung abdecken, und zudem einen Beitrag zur Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit der Schweiz auf diesem Gebiet leisten.

Nachdem der Ständerat im Juni das jährliche Wachstum im ganzen BFT-Bereich von 6.5 % auf 5 % herabgesetzt hatte, musste der SNF seine Erwartungen nach unten revidieren. Sollte man ihm nun weitere Budgetkürzungen zumuten, um den jährlichen Zuwachs im ganzen BFT-Bereich auf 4 %* pro Jahr zu senken, würden die gesamten geplanten Massnahmen zum Aufholen des Rückstandes auf dem Gebiet der freien Grundlagenforschung und der Förderung des akademischen Nachwuchses unrealisierbar.

Führungsposition in Frage gestellt
Der SNF ist sich bewusst, dass die schwierige finanzielle Situation des Bundes in allen Bereichen Opfer verlangt. Man darf aber nicht vergessen, dass Bildung und Forschung langfristige Investitionen in unser Land sind. Wenn die geplanten Einsparungen realisiert würden, käme dies einer massiven Schwächung dieser wichtigen Triebkraft für den dringend nötigen Aufschwung in der Schweiz gleich. Der SNF erinnert daran, dass die heutige starke Stellung der Schweiz im Bereich der Grundlagenforschung auf die grossen Investitionen zurückzuführen ist, die in den Jahren 1970-80 getätigt wurden. Diese haben im vergangenen Jahrzehnt im Gegensatz zum angewandten Bereich praktisch stagniert. Wenn nicht schnell einschneidende Korrekturen erfolgen, besteht die Gefahr, dass die Grundlagenforschung in der Schweiz international ins Mittelfeld abrutscht. Dies würde langfristig unvermeidliche Konsequenzen für das Innovationspotenzial unseres Landes, den Wohlstand der Bevölkerung und die Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft nach sich ziehen.

Einige wichtige Daten

  • Im März 2002 setzte sich die Europäische Union das Ziel, bis zum Jahre 2010 3 % des durchschnittlichen BIP für Forschung und Entwicklung aufzuwenden. In der Schweiz fiel dieser Anteil von 2,83 % im Jahre 1989 auf 2,6 % im Jahre 2000. Die privaten Investitionen auf diesem Gebiet fliessen immer häufiger ins Ausland, wo sie zwischen 1996 und 2000 um 76 % zugenommen haben.
  • Zwischen 1991 und 2003 hat sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage dramatisch geöffnet: Der Gesamtbetrag der beim SNF eingereichten Gesuche für Grundlagenforschungsprojekte stieg um 45.4%, während die verfügbaren Mittel nur um 11.5% zunahmen. Die für die einzelnen Projekte zugesprochenen Beträge sind auf internationaler Ebene nicht mehr konkurrenzfähig. - Im Jahre 2003 liegt die Nachfrage für Grundlagenforschungsprojekte bei 576 Millionen Franken; zugesprochen werden können 240 Millionen Franken oder knapp 42 % der beantragten Mittel. Mit einer so drastischen Selektion und einer fast systematischen Kürzung aller verlangten Beiträge kann der SNF selbst hervorragende und zukunftsträchtige Projekte nicht mehr angemessen fördern. Die finanziellen Einschränkungen an Hochschulen und privaten Forschungsinstitutionen erhöhen den Druck weiter, der auf dem SNF lastet.
     
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