Wissenschaft und Technik
der Woche vom 09. 10. bis 15. 10. 2001

   

   
Internet wird für Blinde hörbar
Software wird auf dem Internationalen Blindentag vorgestellt
Bad Homburg (pte) - Das Internet kann hörbar werden. Dies verspricht eine Voice-Portal-Plattform, die die Clarity AG entwickelt hat und anlässlich des Internationalen Blindentages "Tag des weißen Stocks" am kommenden Montag vorstellen wird. Laut Christoph Pfeiffer, Vorstandschef des Unternehmens, ermöglicht die Sprachsoftware auch blinden Menschen die Nutzung des Internets. Mit der Clarity-Technologie können den Angaben zufolge Blinde per Festnetz oder Handy auf unterschiedlichste Online-Dienstleistungen zugreifen, um etwa Online-Shopping, Kino- und Reiseauskünfte sowie Hotelzimmer- und Ticketreservierungen "fernmündlich" nutzen zu können. Voraussetzung sei, dass die Website-Betreiber Sprachportallösungen für ihre jeweiligen WWW-Angebote eingerichtet hätten, mit deren Hilfe sich die einzelnen Online-Dienste via Sprache abrufen lassen.
Die Kommunikationsplattform basiere auf einer IT-Architektur mit fünf Funktionsebenen: Inhalt, Konnektivität, Applikation, Steuerung und Kommunikation. Auf der Content-Ebene lassen sich den Angaben zufolge das WWW, frei zugängliche und kostenpflichtige Online-Archive sowie weitere externe Quellen an die Plattform anschließen. Zugleich würden Schnittstellen zu firmeninternen Datenbeständen bereit gestellt. Dazu gehören Intranet, Datenbanken, Knowledge Management-Systeme, CRM-Anwendungen wie Siebel sowie ERP-Systeme wie SAP R/3. Die Koppelung mit firmenspezifischen Applikationen werde ebenfalls unterstützt. Durch den Connectivity-Layer lassen sich laut Clarity praktisch alle Arten und Formate von Inhalten in die Plattform integrieren.
Die Applikationsebene beherbergt den Angaben zufolge die Anwendungen, die dem Nutzer zur Verfügung gestellt werden. Das Spektrum könne von der Informationsrecherche über Ticketing bis hin zu Shoppinglösungen reichen. Der Applikation übergeordnet sei die Steuerungsebene, die den Kontakt zur Kommunikationsebene herstellt. Die Trennung von Anwendung und Kommunikation mache das System flexibel, weil sich Kommunikationsarten wie SMS oder Sprachdialogsysteme aufsetzen ließen, ohne dass dazu die Applikationen geändert werden müssen.
Der Communication-Layer arbeitet den Angaben zufolge mit Push- und Pullverfahren. Auf der Pushseite gehören dazu SMS und SMS-C, E-Mail und Fax, auf der Pullseite HTML (Web), WML (WAP), XML (Anbindung an Applikationen und Datenbanken) sowie VXML (Sprachschnittstellen). Multimedia werde unterstützt. So lassen sich laut Clarity als Antworten auf natürlichsprachliche Fragen etwa kurze Videoclips einspielen. Die Plattform könne zudem "location-based Services" LBS) anbieten. Hierbei würden die Standortangaben eines Mobilgerätes genutzt, um gezielt Informationen bereit zu stellen und einem Autofahrer etwa den Weg zur nächstgelegenen Tankstelle zu weisen.

 
Grünes Licht für 400 Millionen Schilling-Projekt an der Uni Graz
Zentrum für Molekulare Biowissenschaften als „Profil-Gewinn und Wirtschaftsfaktor”
Graz - Die knapp zehnjährigen Bemühungen zur Errichtung eines Zentrums für Molekulare Biowissenschaften an der Universität Graz tragen nun Früchte. „Das Ministerium hat zum Bau der ersten Stufe grünes Licht gegeben”, freut sich Friedrich Zimmermann, Vizerektor für Forschung und Entwicklung. Auf dem Areal des ehemaligen Anna-Kinderspitals und der ehemaligen Kinderchirurgie zwischen Mozartgasse und Heinrichstraße wird das Zentrum für Molekulare Biowissenschaften (ZMB) entstehen. Die Kosten der ersten Baustufe belaufen sich auf etwa 400 Millionen Schilling. Das ZMB ist Teil des Bio-Clusters Graz, der von der Uni Graz und der Technischen Universität Graz getragen wird. „Wir brauchen dieses Zentrum, um in Österreich im Bio-Bereich Akzente zu setzen”, untermauert Zimmermann die Notwendigkeit. Damit erlebt der Standort Graz eine enorme Aufwertung für Forschung und Lehre in den molekularen und technischen Biowissenschaften: wie etwa in der Lipid-, Biomembran- und Athereoskleroseforschung – in der Graz weltweit an vorderer Stelle rangiert. Die Spezialforschungsbereiche „Biomembranen” (beschäftigt sich mit Fragen, die im Zusammenhang mit der Verkalkung auftreten) sowie „Biokatalyse” (im Mittelpunkt stehen Enzyme und deren biokatalytischen Fähigkeiten im Kosmetik- und Lebensmittelbereich) veranschaulichen bereits diese intensive Schwerpunktsetzung an der Uni Graz.
Mit dem ZMB werden einerseits die räumliche Infrastruktur verbessert, Einrichtungen und SpezialistInnen konzentriert, andererseits werden Kooperationen mit einschlägigen Firmen – wie dem medizintechnischen Unternehmen Roche Diagnostics Penzberg, das den Standort Graz ausbaut – geschlossen. Die Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG) sieht eine umfangreiche Finanzierung von Betriebsansiedelungen in unmittelbarer Nachbarschaft des ZMB vor.
„Das Zentrum ist das wichtigste Projekt der Uni Graz in den nächsten zehn bis 15 Jahren”, ist Rektor Lothar Zechlin vom Erfolg und der Wirkung von Synergien überzeugt. „Die Universität Graz wird nicht nur ein deutlicheres Profil gewinnen, sondern auch ein entscheidender Wirtschaftsfaktor.” Außerdem betont Zechlin die fakultätsübergreifende Einbindung der Naturwissenschaften sowie der Medizin. Die erste Baustufe umfasst mehr als 6.500 Quadratmeter, integriert werden z.B. das Institut für Molekularbiologie, Biochemie und Mikrobiologie. Zimmermann ist optimistisch, dass der Spatenstich Anfang nächsten Jahres erfolgt. Als Gewinner des EU-weiten Architekturwettbewerbs ging aus insgesamt 51 Vorschlägen das Innsbrucker Team Ohnmacht hervor. Das Projekt zeichnet sich unter anderem durch klare architektonische Gliederung und ein kompaktes Platzangebot aus. Die Detailplanung – in enger Zusammenarbeit zwischen der Bundes-Immobilien-Gesellschaft (BIG), SFG und dem Architektenteam – läuft auf Hochtouren. Eine zweite Baustufe mit etwa 8.000 Quadratmeter Nutzfläche soll in den kommenden vier Jahren verwirklicht werden und unter anderem die Institute für Molekulare Medizin, für Medizinische Biochemie und Molekularbiologie, für Histologie und Embryologie sowie weitere Firmenansiedelungen miteinschließen.

 
Österreichs größter Supercomputer ist im Entstehen
Wien (pts) - init.at baut in Zusammenarbeit mit NDS AG Österreichs größten Supercomputer "Schrödinger I". Der auf Basis von Linux arbeitende, massiv parallele Rechner wird mit einer Speicherkapazität von 145GB RAM, 6 Terabyte Plattenkapazität und über 130 GFlops unter die TOP 200 Supercomputer weltweit vorstoßen.
Der Cluster besteht aus vorerst 160 Rechnern die mit 1,4 GHz AMD Athlon CPU´s ausgestattet sind. Die einzelnen Knoten sind mit Fast Ethernet und Gigabit Netzwerken verbunden, ein flexibles Management erlaubt die optimale Anpassung an die gestellten Rechenaufgaben. Gesteuert wird der Cluster von zwei Compaq DL-380 Servern und ist fast beliebig erweiterbar.
init.at ist bei der Konzeption und Anpassung des Clusters federführend, die NDS AG bringt Ihr Technisches KowHow als Distributor für die verwendeten ASUS Motherboards ein und unterstützt maßgeblich den gemeinsamen Aufbau und Test des Systems vor der Installation beim Kunden.
Das System wird in Zukunft bei der Universität Wien, für Simulationen und statistische Berechnungen in den Bereichen Chemie, Werkstoffforschung udgl. verwendet.
Mit einem Gesamtpreis von ca. 460.000 Euro wird bei diesem Projekt ein extrem günstiges Preis/Leistungsverhältnis realisiert.
Bei einem Wertschöpfungsanteil von über 40% in Österreich handelt es sich um ein Produkt "Made in Austria" mit dem die Unternehmen einen prospektiven Markt betreten. Die Arbeitsgemeinschaft lässt durch dieses Projekt bereits weitere Kunden aufhorchen, die nach billiger Rechenleistung hungern. Insbesondere im Universitären Bereich, aber auch in der Industrie wird diese Rechenleistung dringend benötigt.

Um nur einige der möglichen Anwendungsgebiete beispielhaft aufzuführen :
- Berechnung der Eigenschaften von maßgeschneiderten Chemieprodukten
- Verformung und Festigkeitsberechnungen von mechanischen Konstruktionsteilen
- Strömungsanalyse von Gasen und Flüssigkeiten
- Klimaberechnungen, Wettervorhersagen
- Rendern von Trickaufnahmen in der Filmindustrie
- statistische Berechnungen
"Vor allem sind wir durch unsere jahrelange Erfahrung in der Lage sämtliche arbeiten rund um den Cluster - von der Installation und der Konfiguration, über Wartung und Support, bis hin zu Optimierungen und Speziallösungen zu übernehmen. Die Wissenschaftler können sich endlich wieder dem Wohlbefinden von Schrödingers Katze zuwenden und müssen nicht mehr Betriebssysteme installieren oder Netzwerkverbindungen herstellen und erhalten trotzdem eine Rechenleistung, die mit herkömmlichen Mainframes nicht finanzierbar wäre." gibt sich der Geschäftsführer Andreas Gudorf von init.at über die Marktchancen des Clusters optimistisch.
"Dieses Projekt unterstreicht die Kompetenz die sich die NDS AG im Projektgeschäft erarbeitet hat. Wir sind in der Lage das Produkt optimal an die Anforderungen anzupassen und können eine große Bandbreite gewünschter Eigenschaften abbilden. Damit haben wir gemeinsam mit unserem Partner die besten Chancen einen Exportschlager zu landen. " meint Ing. Robert Nowotny, Vorstand der NDS AG
In Planung befinden sich bereits größere Systeme mit über 500 Knotenrechnern.
Weitere Informationen: http://www.init.at, http://www.nds.at/schroedinger/

 
Neuer Lehrgang „Public Health” an der Universität Graz
Graz - Weltweit lässt sich ein wachsender Bedarf an qualifizierten Fach- und Führungskräften im öffentlichen und im privaten Gesundheitssektor beobachten. Die Universität Graz reagiert auf diese Entwicklung und bietet ab dem Frühjahr 2002 den neuen Universitäts-Lehrgang „Public Health” an. Dieses in Österreich einzigartige, international vergleichbare Angebot hat sich zum Ziel gesetzt, die Ausbildung qualifizierter Personen für die Diagnose, Steuerung, Implementation und Evaluation anstehender Probleme auf allen Ebenen des Gesundheitswesens zu gewährleisten. Denn gerade kompetente Fach- und Führungskräfte für das Management im Gesundheitssektor werden im Umfeld der ausgezeichneten medizinischen Versorgung zunehmend wichtiger.
Der zweijährige, postgraduale Lehrgang mit den beiden Kernbereichen Mangement in der Gesundheitsförderung und Mangement in der Krankenversorgung schließt mit dem Master of Advanced Studies (Public Health) ab. Univ.-Prof. Dr. R. Horst Noack, Leiter des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität Graz, sowie die Allgemeinmedizinerin und Public-Health-Expertin Dr. Ursula Püringer leiten den Lehrgang. Vor allem Personen aus dem Gesundheitswesen, von Trägerorganisationen von Gesundheitsförderungs- und Gesundheitseinrichtungen, von Sozial- und Privatversicherungen, aus der Sozial- und Gesundheitspolitik, aus der Medizintechnik, aus der Pharmazie etc. sollen als Zielgruppen erreicht werden. Denn es ergeben sich optimale Berufschancen für künftige Public-Health-LehrgangsabsolventInnen unter anderem im Bereich öffentlicher und privater Gesundheitsorganisationen, Behörden, Kammern, Spitals- und Pharmawesen sowie in der Gesundheitspolitik. Die Studienkosten betragen zwischen 150.000 und 250.000 Schilling.
„Mit dem Public-Health-Lehrgang sollte es gelingen, die personellen Ressourcen im öffentlichen Gesundheitssektor und in den angewandten Gesundheitswissenschaften besser zu nützen und so einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens in Österreich und speziell in der Steiermark zu leisten”, erläutert Noack.
Weitere Informationen: www.uni-graz.at/weiterbildung/publichealth.html

 
Bakterien als Ratgeber für saubere Energie
Forscher ahmen enzymatische Wasserstoffproduktion bei Katalysatoren nach
Illinois (pte) - Wissenschaftler der University of Illinois haben einen Katalysator entwickelt, der auf bakeriellen Enzymen basiert. Diese Bakterien verwandelt Säuren in Wasserstoff, das als saubere Energiequelle bekannt ist. Bei der Verbrennung von Hydrogen entstehen im Gegensatz zu anderen Brennstoffen keine Treibhausgase wie Kohlendioxid oder giftige Kohlenmonoxide, sondern lediglich Wasser.
Gewisse Bakterien beinhalten Enzyme, so genannte Hydrogenasen, die aus Säuren Wasserstoffgase produzieren. Das Team um den Forscher Thomas Rauchfuss entwickelte auf dieser Grundlage synthetische Katalysatoren, die diese Enzyme nachahmen, wie das Fachmagazin Nature in seiner aktuellen Ausgabe berichtet. Die Wissenschaftler hoffen, dass durch Säuren in großer Menge Brennstoffe billig hergestellt werden können. Hydrogen kann wie natürliches Gas verbrannt und die Energie direkt in Elektrizität von Energiequellen wie Brennstoffzellen umgewandelt werden. Derzeit wird Hydrogen mittels Elektrolyse aus Meerwasser gewonnen. Die Produktion ist allerdings nicht ökonomisch. Die Verfügbarkeit von Hydrogen wird somit zunehmend problematisch, obwohl Prototypen von hydrogen-betriebenen Fahrzeugen im Kommen sind.
Für gewisse Bakterien ist die Wasserstoffproduktion und dessen Abbau Teil ihres Metabolismus. Dabei werden Kohlendioxide und Stickstoff in biologisch wichtige Bestandteile abgebaut. Prinzipiell existieren zwei Hydrogenase-Klassen. Bei einer Klasse enthält die aktive Seite des Enzyms, verantwortlich für die Hydrogenumwandlung, ein Nickel- sowie zwei Eisenatome. Zwischen den Eisenatomen besteht eine chemische Brücke. Die Atome sind mit anderen chemischen Gruppen wie Kohlenmonoxiden, Cyaniden oder Schwefelgruppen verbunden. Dieser "Kern" ist in einen Proteinmantel gehüllt. Das Team entwickelte ein kleines Molekül, das den bloßen Kern - die aktive Seite ohne Mantel- nachahmt. Die Forscher sind zuversichtlich, demnächst eine wasserlösliche Version zu entwickeln. Derzeit löst sich der Katalysator nur in organischen Lösungsmitteln auf. Ein Zustand, der für die Industrie wenig wirtschaftlich ist.