Wissenschaft und Technik
der Woche vom 23. 10. bis 29. 10. 2001

   

   
Neue schmerzlose Blutzuckermessung
Wien (phpd) - Abbott hat kürzlich das neue Blutzuckermessgerät SoftSense™ herausgebracht, mit dem Diabetiker ihren Blutzucker leichter selbst kontrollieren können und bei dem das schmerzhafte Stechen in die Fingerkuppen entfällt. Das Blut wird auf Knopfdruck am Unter- und Oberarm oder Handballen entnommen und sofort danach analysiert.
"Die mehrmals tägliche Kontrolle meines Blutzuckerspiegels ist für mich zur lebenswichtigen Gewohnheit geworden. Oft waren meine Fingerkuppen durch die vielen Einstichstellen taub und entzündet. Mit dem neuen Messgerät habe ich endlich wieder Gefühl in meinen Fingern. Ich spüre bei der Blutentnahme nur ein leichtes Saugen an der Hautoberfläche meines Unterarmes und kann wenige Sekunden danach meinen Blutzuckerwert am Display ablesen", meint Sigi Bergmann, ehemaliger ORF–Sportreporter und einer der ersten SoftSense™ Anwender Österreichs.

SoftSense™: die Erleichterung für jeden Diabetiker
SoftSense™ kombiniert Blutentnahme, Auftragen des Bluttropfens auf den Teststreifen und Bestimmung des Blutzuckers in einem Gerät. Auf Knopfdruck entnehmen das Lanzettensystem und die Vakuumpumpe ca. zwei Mikroliter Blut. Der winzige Blutstropfen gelangt gleich auf den neu entwickelten Biosensor-Teststreifen, der auch bei Einnahme von Medikamenten, Vitaminen oder anderen Stoffwechselprodukten präzise Blutzuckerwerte anzeigt. Bis zu 450 Messergebnisse können mit Datum und Uhrzeit gespeichert werden und ein Blutzuckermittelwert über eine, zwei oder vier Wochen abgerufen werden. Das neue Gerät erleichtert die Bestimmung des Blutzuckerwertes auch in der Nacht. Die Lanzette und der Teststreifen können bis zu acht Stunden vor dem Messvorgang in das Gerät gesteckt werden, und das beleuchtete Display hilft beim Ablesen der Werte im Dunkeln.

 
Universitätszentrum Kitzbühel geplant
Kitzbühel - Mit der Gründung eines Universitätszentrums in Kooperation mit der Donau-Universität Krems und den Austrian Research Centers will Kitzbühel die Weichen für seine künftige Entwicklung stellen und gleichzeitig ein für Österreich wichtiges bildungspolitisches Signal setzen. Das in Planung befindliche Universitätszentrum Kitzbühel - Donau-Universität Krems soll bereits im nächsten Jahr seine Arbeit in den drei Kernbereichen „Lehre und Forschung“, „Kitzbüheler Forum“ und „Kompetenzzentrum“ aufnehmen. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde in Hochkitzbühel von den Projektpartnern unterzeichnet.
Das Universitätszentrum Kitzbühel – Donau-Universität Krems sieht sich als qualitativ hochwertige Ergänzung des bisherigen Angebots auf dem Bildungsmarkt und will die Stärken der Region Kitzbühel und die Erfahrungen der strategischen Partner nutzen. Geplant sind weltweite Kooperationen mit Universitäten, internationalen Institutionen und Unternehmen.

 
Grazer Firma schickt Medizinlabor ins All
CNSystems baut „Healthlab“ für internationale Raumstation ISS
Graz (pte) - Das Grazer Unternehmen CNSystems ist mit dem Bau des "Herzstücks" für die Internationale Raumstation (ISS) beauftragt worden. Der Task Force Monitor wird als mobiles medizinisches Messsystem die Herz-Kreislauftätigkeit der Astronauten überwachen. Um den handelsüblichen computergroßen Monitor space-station-tauglich zu machen, wird ein Prototyp angefertigt. Die Anpassungen betreffen die Platine, die stoß- und rüttelfest aufgebaut werden müssen. Zudem ist ein normgerechter Umbau der Spannungsversorgung auf 24-29 Volt vorzunehmen. Bereits 1999 verkaufte CNSystems zwei Task Force Monitore an die NASA (Johnson Space Center in Houston).
"Healthlab" gilt als Nachfolgeprodukt des Systems "Neurolab-B", das von 1997-2000 auf der Raumstation MIR zum Einsatz kam. Aufgabe dieses Systems war es, den aktuellen Status der Astronauten an Bord der Raumstation zu überwachen. Aufgrund erfolgreicher Testergebnisse wurde in Kooperation mit der Freien Uni Berlin, dem Deutschen Luft- und Raumfahrtszentrum (DLR) sowie dem Institut für biologisch-medizinische Probleme (IBMP) in Moskau die Weiterentwicklung des Spacelabors realisiert.
Da es sich beim Projekt "Healthlab" nicht um ein Einzelexperiment sondern ein Dauersystem handelt, werden zur Umsetzung der Weltraummission sechs Messsysteme in Russland platziert. Das Training der Kosmonauten wird in Moskau am IBMP und dem so genannten "Sternenstädtchen", dem russischen Kosmonautentrainingszentrum, durchgeführt. Die gesamte Lebensdauer des Systems soll neun Jahre betragen und umfasst die Phasen Testungs-, Bereitschafts- und Nutzungsperiode. Auf den Einsatz unter Weltraumbedingungen entfallen rund fünf Jahre. Mit dem System "Healthlab" sollen auch Studien unter verschiedenen extremen Umweltbedingungen auf der Erde durchgeführt werden. Dazu zählen Luftfahrt, U-Bootflotten sowie Antarktisstationen.
Der Task Force Monitor in seiner heutigen Form wurde 1999 vom Team um den CNSystems-Firmengründer Jürgen Fortin fertiggestellt. Das medizintechnische Gerätes stellt ein nicht-invasives, diagnoseunterstützendes Monitoringsystem dar, das alle relevanten Herz-Kreislauf-Werte unblutig und in Echtzeit ermittelt. Die CNSystems Medizintechnik GmbH wurde im Mai 1998 aus laufenden Forschungsarbeiten der medizintechnischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität und der Technischen Uni Graz gegründet. CNSystems exportiert u.a. in die USA, nach England, Deutschland sowie in die Schweiz. Verhandlungen mit Vertriebspartnern laufen in zahlreichen europäischen Ländern und im arabischen Raum. Der Exportanteil des Unternehmens liegt derzeit bei rund 80 Prozent.

 
Wie Zellen sich täuschen können
Wien (phpd) - Als kleinste selbständige Einheiten unseres Körpers sind ungefähr 100 Billionen Zellen in unterschiedlichen Funktionen aktiv. Die Arbeitsanleitung jeder Zelle steckt in den Genen des Zellkerns. Damit aus der ungeheuren Menge von Zellen ein Organismus werden kann, müssen auch untereinander laufend Informationen ausgetauscht werden. Alle Zellen stehen daher mit ihrer Umwelt in Kontakt und können Signale aufnehmen und verarbeiten. Diese Signale, zum Beispiel Hormone oder die verschiedenen Botenstoffe des Gehirns, werden von speziell dazu passenden Empfängermolekülen (den Rezeptoren) an der Zelloberfläche empfangen und lösen in der Folge eine Kaskade an weiteren Reaktionen aus. Einer der wichtigsten "Schalter" in dieser Reaktionskette sind die schon länger bekannten G-Proteine, die an der Innenseite der Zellhülle lokalisiert sind.
Hatte man bisher angenommen, dass G-Proteine nur durch Signale von außen angeschaltet werden können, so muss man diese Vorstellung nun revidieren. Am Wiener Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie IMP) gelang vor kurzem der Nachweis, dass Zellen diesen Schalter von sich aus betätigen und damit sozusagen ein Signal von außen vortäuschen können. Der Molekularbiologe Jürgen Knoblich und sein Mitarbeiter Matthias Schäfer machten diese Entdeckung, als sie die Entwicklung des Nervensystems bei der Fruchtfliege studierten. Sie beobachteten, dass Nerven-Stammzellen den Signalübertragungsweg auf einer Seite der Zelle aktivieren, bevor sie sich teilen. Aus der Seite, an der das eingehende Signal vorgetäuscht wurde, entsteht nach der Teilung wieder eine Stammzelle. Die andere Seite bringt eine spezialisierte Nervenzelle hervor. Da dieser Mechanismus im Lauf der Evolution beibehalten wurde, ist ein analoger Ablauf beim Menschen sehr wahrscheinlich.
Die Entdeckung, die die IMP-Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Cell (Vol. 107/2 vom 19.10. 2001) beschreiben, wird auch in der Pharmaindustrie großes Interesse auslösen, ist sich Jürgen Knoblich sicher. Etwa 60 Prozent aller Medikamente entfalten ihre Wirkung nämlich dadurch, dass sie mit GProteinen gekoppelte Rezeptoren beeinflussen und somit in Signalübertragungswege eingreifen. Mit den neuen Erkenntnissen könnte man in Zukunft Medikamente entwickeln, die G-Proteine direkt aktivieren und damit die Zelle mit ihren eigenen Mitteln täuschen.

 
VCÖ: Österreich ist weit vom Kyoto-Ziel entfernt
Verkehr als Hauptgrund für Nichterreichung von Klimaschutzziel
Wien (pte) - Der Verkehrsbereich ist der Hauptgrund für das Nichterreichen des österreichischen Klimaschutzziels von Kyoto. Seit elf Jahren sind die CO2-Emissionen um mehr als 30 Prozent gestiegen. Das erklärte der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) am Dienstag bei der Präsentation der neuen Umweltstudie. Seit 1990 haben die Kleinverbraucher und die Industrie die Treibhausgase reduziert. "Die Strategen befinden sich in einer Sackgasse", so Wolfgang Rauh vom VCÖ-Forschungsinstitut.
"Lkw, Pkw und Flugverkehr verursachen 96 Prozent der CO2-Emissionen. Allein 53 Prozent entfallen auf den Pkw-Verkehr", so Rauh. Der Verkehr produziere darüber hinaus aber auch noch andere gefährliche Stoffe wie Distickstoffoxid, Ozonvorläufersubstanzen, Kohlenmonoxid, ungesättigte Kohlenwasserstoffe, Ruß und flourierende Kohlenwasserstoffe. Der motorisierte Verkehr nimmt in Österreich seit Jahren zu. "Waren es 1990 rund drei Mio. zugelassene Pkw, belief sich die Zahl im Jahr 2000 auf knapp unter 4,1 Mio. Unter Beibehaltung der Steigerung werden 2045 sieben Mio. Pkw die Straßen Österreichs frequentieren", so Rauh.
"Eine deutliche Reduzierung der CO2-Emissionen des Verkehrs ist möglich", zeigt sich Rauh überzeugt. Maßnahmen wie Lkw-Maut, die Einführung einer Energiesteuer auf Treibstoffe und Verkehrserregerabgaben für Einkaufszentren wären ebenso effektiv wie niedrigere Tempolimits, ein Gewichtslimit für Pkw und der verstärkte Einsatz von Telematikanwendungen. "Großbritannien hat zum Beispiel mit einem Mobilitätsmanagement das Kyoto-Ziel erreicht", so Rauh. Dazu zähle insbesondere eine gesteigerte Verkehrseffizienz und eine Bemautung knapper Verkehrsflächen wie zum Beispiel von Stadtautobahnen. Auch in den Niederlanden gebe es ähnliche Modelle. "Die EU-Erweiterung bietet große Chancen für eine Neuorientierung der europäischen Verkehrspolitik. Die EU-Mitglieder sind gefordert, gemeinsam mit den Beitrittskandidaten rechtzeitig infrastrukturelle Rahmenbedingungen für einen klimaschonenden Verkehr zu schaffen", so Rauh. Leider würden diese Voraussetzungen nicht genutzt.
Der VCÖ hat auf seiner Website eine E-Mail-Aktion an Umweltminister Wilhelm Molterer gestartet, bei der zu mehr Klimaschutz im Straßenverkehr aufgefordert wird. "Wir sind es unseren Kindern schuldig, heute Klimaschutz-Maßnahmen für morgen zu ergreifen", so Rauh.

 
Donau-Universität Krems setzt Impulse in der Filmwissenschaft
Krems (kpr) - Die Donau-Universität Krems wird ein neues Kompetenzzentrum für Film einrichten. Das "Österreichische Studienzentrum für Film" ist an der Abteilung für Kulturwissenschaften angesiedelt und wird postgraduale Universitätslehrgänge im Bereich Filmwissenschaft, Filmkunst und Filmwirtschaft anbieten; der erste Lehrgang für Filmproduktion soll im Herbst 2002 starten. Forschungsschwerpunkte werden in der Digitalisierung und Restaurierung von Filmmaterial und der Filmanalyse im kulturwissenschaftlichen liegen.
Zusätzlich zu Lehre und Forschung ist die Einrichtung einer Filmothek geplant, die bedeutende Werke der österreichischen und internationalen Filmgeschichte für die Öffentlichkeit zugänglich machen wird. Als Leiter des Studienzentrums wurde Mag. Gerald Trimmel, Präsident der Gesellschaft der Filmfreunde Österreichs und bisheriger Leiter des Zentrums für Publishing und Media Management der Donau-Universität Krems, bestellt.
Trimmel ist darüber hinaus Geschäftsführer der neu gegründeten "Österreichischen Filmgalerie GmbH", deren Gesellschafter die Donau-Universität Krems, das Filmarchiv Austria, das Österreichische Filmmuseum (ab 2002) und die Niederösterreichische Kulturwirtschaft sind. Die Gesellschaft plant bis 2004 die Errichtung eines Ausstellungsgeländes, eines Programmkinos und eines Labors für digitale Filmrestaurierung am Campus der Donau-Universität Krems. Für den Bau dieser Einrichtungen stellen das Land Niederösterreich 63 Millionen ATS (4,6 Mio EURO) und der Bund 8 Millionen ATS (0,6 Mio EURO) zur Verfügung.