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Burgenländische Jugendlichen wollen Freunde und Sicherheit
LH-Svtr. Steindl präsentiert „Burgenländische Jugendstudie 2001“
Eisenstadt (blms) - Ganz oben auf der Werteskala der burgenländischen Jugend stehen gute Freunde, die Sicherheit am Arbeitsplatz, eine gute Beziehung zu den Eltern und der Bereich Aus- und Weiterbildung. Desinteresse herrscht dagegen an der Politik sowie beim Engagement in Vereinen. Auch das neue Medium Internet finden im Burgenland keinen großen Anklang bei den Jugendlichen. Das gab der Jugendreferent der Burgenländische Landesregierung, LH-Stvtr. Mag. Franz Steindl, als wichtigstes Ergebnis der Burgenländischen Jugendstudie 2001, in einem Pressegespräch bekannt. 500 Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren wurden von Juni bis September 2001 vom Fessel-GfK-Institut einer umfangreichen Face to Face-Befragung unterzogen, es handelt sich um die erste großangelegte Studie seit 1989 mit zum Teil überraschenden Ergebnissen.

Die Ergebnisse sind für die Politik auf allen Ebenen sehr aufschlussreich und bringen zum Teil überraschende Erkenntnisse über die Befindlichkeit unserer Jugend“, so der Jugendreferent. So findet etwa die Jugendschutzgesetzgebung eine hohe Akzeptanz (70%) und in der Drogenpolitik wird die Reglementierung stärker befürwortet als die Liberalisierung. Ebenfalls interessant: Die Absenkung des Wahlalters wird von nur 35 % befürwortet, 43 % sind dagegen. Drei Viertel der Jugendlichen sind mit der Jugendarbeit auf Landesebene zufrieden.

Weiters wird guter Ausbildung hoher Stellenwert eingeräumt. Für das Berufsleben stehen soziale Aspekte wie angenehmes Arbeitsklima, Spaß an der Arbeit höher im Kurs als hoher Verdienst, Karriere oder Prestige. Verfestigt hat sich auch der Trend zur Sicherheit des Arbeitsplatzes. Noch 1977 rangierte dieser Bereich unter Jugendlichen an sechster Stelle, er nahm aber bereits 1989 die erste Stelle ein.

Bei den Freizeitbeschäftigungen stehen Musik hören mit 93 % - aber nur 9 % musizieren selber - und Zusammensein mit Freunden (86%), gefolgt von Fernsehen und Videofilme schauen (73%) sowie von Sport (65%) an den führenden Stellen.. Grundsätzlich sind 77 % mit dem Freizeitangebot im Burgenland zufrieden. Knapp ein Viertel, darunter vor allem Mädchen, halten es für unzureichend. Gewünscht werden vor allem der Ausbau von infrastrukturellen Einrichtungen für Jugendtreffs, der Ausbau von Sporteinrichtungen und der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, um das Angebot besser nutzen zu können.

 

 
Politisches Desinteresse, aber Zufriedenheit mit Politik und Zukunftsoptimismus – so könnte man laut Jugendstudie die Einstellung der Jugend zur Politik beschreiben. Drei Viertel sind mit der Jugendarbeit auf Landesebene zufrieden - auf Gemeindeebene 71% - ebenfalls 71 % sind optimistisch, was die Zukunftschancen für Jugendliche im Burgenland betrifft. In derselben Größenordnung bewegt sich aber mit 70 Prozent auch das politische Desinteresse. Zur Senkung des Wahlalters haben 22 Prozent überhaupt keine Meinung, von den geäußerten Meinungen sprechen sich 43% gegen und 35% dafür aus. Größer als die tatsächliche Aktivität ist das Interesse der Jugend am kommunalen Engagement. Mehr als die Hälfte findet, dass die Möglichkeit zur Mitarbeit auf Gemeindeebene gegeben ist, aber nur 14 % machen davon Gebrauch. Insgesamt ist ein Drittel zur Mitarbeit auf kommunaler Ebene bereit. Eher „out“ ist dagegen eine persönliches Engagement in Vereinen, wobei Sportvereine mit 29% an der Spitze liegen. Die Mitarbeit bei Bürgerinitiativen und Berufsverbänden liegt bei nahezu Null, berichtete LH-Stvtr Mag. Steindl weiter.

Das Wichtigste in der Werteskala bei den burgenländischen Jugendlichen sind gute Freunde (für 86% „sehr“ wichtig), die Sicherheit des Arbeitplatzes (79%) und die gute Beziehung zu ihren Eltern (72%). Mit 71 % ist auch die Wertigkeit von Aus- und Weiterbildung hoch und noch wichtiger als Partnerschaft/Beziehung (69%).

Aufhorchen lässt auch ein relativ schwaches Interesse der Jugendlichen an Europa: Die stärksten Identitäten sind mit jeweils 34 % die burgenländische und die österreichische. Weitere 16 % definieren sich in erster Linie als Bewohner ihres Heimatortes, nur wenige sehen sich als Europäer (9%) oder Weltbürger (5%). 4 % fühlen sich der kroatischen Volksgruppe zugehörig, 2 % der ungarischen und 1 % den Roma und Sinti, aber vorrangige Identifikation mit einer Volksgruppe kommt überhaupt nicht vor. Europa wird von den burgenländischen Jugendlichen nach Feststellung von LH-Stvtr. Mag. Steindl in erster Linie in seiner wirtschaftlichen und politischen Bedeutung und weniger als identitätsstiftend wahrgenommen. 6 von 10 Jugendlichen bewerten den EU-Beitritt positiv, knapp die Hälfte ist allerdings gegen die Osterweiterung, wobei die Gegnerschaft in den unteren Bildungsschichten besonders groß ist und stark von diffusen Ängsten geprägt ist. Niedrig ist der Informationsstand im Hinblick auf EU-Förderungen. Nur 3 % kennen Förderprogramme, wobei vor allem die landwirtschaftlichen Programme bekannt sind. Für sich selbst haben nur 3 % bereits Förderungen (z. B. Stipendium) in Anspruch genommen, 67 % haben dies auch in Zukunft nicht vor.

 

 
Die wichtigsten Alltagsmedien sind für burgenländische Jugendliche Radio (88%), Fernsehen (82%) und SMS (81%). Print-Medien kommen erst an zweiter Stelle (Tageszeitungen 78%, Zeitschriften 77%, Bücher 65%). Ein Viertel der Jugendlichen sind tägliche Zeitungsleser, die Hälfte liest „mehrmals pro Woche“ Tageszeitungen. Am wenigsten präsent unter den Medien ist das Internet mit 59%. Allerdings haben auch nur 40 % einen eigenen Computer und die Zugangsmöglichkeit zum Internet ist unter burgenländischen Jugendlichen vergleichsweise gering. 42 % haben überhaupt keine Zugangsmöglichkeit zum Internet – das sind etwa doppelt so viele wie im gesamtösterreichischen Vergleich.

Die Ergebnisse der Jugendstudie seien „ein wichtiger Wegweiser“ für die Ausrichtung der Jugendpolitik, er werde die Studie daher zum Anlass für eine breit angelegte Diskussion nehmen, so Jugendreferent LH-Stvtr. Mag. Steindl, der daher das kommende Jahr zum „Jahr der Jugend“ machen will und dazu eine Reihe jugendspezifischer Aktionen und Projekte plant.

Dr. Rudolf Götz