Personalia der Woche vom 08. 10. bis 14. 10. 2002

   
"Nestroy"-Preise 2002: Schottenberg, Bechtolf, Maier
Wien (rk) - In Rahmen einer feierlichen, von Andrea Eckert moderierten Gala im Theater an der Wien, zeitversetzt in ORF 2 zu sehen, wurden am Samstag (12. 10.) abend die "Nestroy"-Preise 2002 verliehen.
Michael Schottenberg, Ulli Maier und Sven-Eric Bechtolf erhielten die Preise für die beste Regie, die beste und den besten Schauspieler der Saison: Schottenberg für seine Inszenierung von Nestroys "Talisman" am Wiener Volkstheater, Ulli Maier für ihre Agathe in Musils "Mann ohne Eigenschaften" an der Josefstadt und Sven-Eric Bechtolf, bereits Preisträger des Jahres 2001, für die Darstellung des Hofreiter im "Weiten Land" von Schnitzler bei den Salzburger Festspielen. Zur besten deutschsprachigen Aufführung wurde Emila Galotti am Deutschen Theater Berlin in der Inszenierung von Michael Thalheimer gekürt.
Die weiteren Preise des Abends: Beste Nebenrolle: Anna Franziska Srna als Marie in Büchners "Woyzek" am Volkstheater Bester Nachwuchs: Johanna Wokalek für mehrere Rollen in "Der Narr und seine Frau heute abend im Pancomedia" (Botho Strauß) am Burgtheater Beste Ausstattung: Martin Zehetgruber für das Bühnenbild "Letzter Aufruf" (Albert Ostermaier), Probebühne des Burgtheaters im Arsenal Spezialpreis für Innovation: Bert Wrede für seine Bühnenmusik zu "Letzter Aufruf" und zu Marlowes "Edward II" am Stadttheater Klagenfurt
Bereits im Vorfeld der Verleihung waren die folgenden Auszeichnungen bekannt. Das Theater im Bahnhof aus Graz erhielt für "LKH - Eine Theaterserie" den Preis für die beste Off-Produktion, der auch mit einem Preisgeld der Ersten Bank und einem Zuschuss der Kulturabteilung der Stadt Wien für eine weitere Produktion verbunden ist. Der Autorenpreis ging an Roland Schimmelpfennig für sein im "U3"-Raum des Volkstheaters aufgeführtes Stück "Push up 1 - 3". Für sein bisheriges Lebenswerk, vor allem für seine Direktionsära am Burgtheater mit dem "Nestroy" ausgezeichnet und entsprechend gefeiert wurde Claus Peymann.

 
Lutz Hochstraate wird Professor
Schausberger überreichte dem Intendanten des Landestheaters das Dekret zur Auszeichnung
Salzburg (lk) - Ein Theater sei kein Museum und keine Ausgrabungsstätte, sondern ein aktiver Betrieb, ein Betrieb, der nur durch seine täglich optimale Leistung sein Bestehen rechtfertigen könne. Dies betonte Landeshauptmann Dr. Franz Schausberger am Sonntag (13. 10.) bei der Überreichung des Dekretes zur Verleihung des Professoren-Titels an Lutz Hochstraate, den Intendanten des Salzburger Landestheaters.
Theater werde immer von Menschen gemacht, die ihr Leben ihrer Berufung zur Bühne widmen. Einer dieser Persönlichkeiten, denen die Bühne die Bretter dieser Welt bedeuten, sei Lutz Hochstraate, so Schausberger.
Lutz Hochstraate wurde am 7. Jänner 1942 in Dortmund geboren. In Berlin studierte er Schauspiel und war Gasthörer in Germanistik und Theaterwissenschaften. Nach einigen Engagements an Theatern sowie bei Film und Fernsehen begann Hochstraate 1972 seine Regiekarriere. Von 1974 bis 1979 war er Oberspielleiter des Schauspiels am Salzburger Landestheater, danach freier Regisseur unter anderem am Schauspiel Frankfurt, den Bühnen der Stadt Bonn und in Heidelberg. Für den ORF und den Bayerischen Rundfunk hat er mehrere Fernsehspiele inszeniert. Regie führte Lutz Hochstraate unter anderem bei den Festspielen Macerata, im Teatro San Carlo Neapel, am Teatro Filarmonica Verona und am Opernhaus Ljubljana sowie am Staatstheater Saarbrücken. Seit 1986 ist Hochstraate Intendant des Salzburger Landes-theaters und somit der mit Abstand längst dienende Intendant dieser Spielstätte. Im Jahr 1993 wurde der Vertrag unbefristet verlängert. Im Herbst 2004 wird Direktor Peter Dolder, Intendant der Württembergischen Landesbühnen Esslingen, nachfolgen. Hochstraate ist seit 1989 mit Andrea Hochstraate, geborene Guggenberger, verheiratet und Vater einer Tochter. Seine Frau Andrea leistet bei „Kids – für Kinder in Not", einem Verein für Not leidende Kinder, wertvolle Arbeit.

Wirtschaftlichkeit und künstlerischen Anspruch verbinden
Durch Intendant Hochstraate habe sich das Landestheater zu einem maßgeblichen Ort theatralischer Ereignisse, zu einem Ort der Begegnung, des Ausprobierens und Kennenlernens, zu einer Freistatt der Kreativität sowie zu einem Faktor im gesellschaftlichen und kulturellen Leben und in der geistigen Auseinandersetzung entwickelt, führte Schausberger weiter aus. Es sei aber auch wirtschaftlich eines der führenden Häuser Österreichs. Das Landestheater stelle mit mehr als 25 Prozent Eigenwirtschaftlichkeit und mit einer Auslastung von deutlich mehr als 90 Prozent alljährlich unter Beweis, dass Wirtschaftlichkeit und Qualität einander nicht ausschließen. Wirtschaftlich gute Zahlen seien die Voraussetzung dafür, dass künstlerische Arbeiten im Vordergrund stehen können, stellte der Landeshauptmann fest.
Hochstraate habe die Herausforderung des Landestheaters als produzierendes Dreispartentheater mit Musiktheater, Ballett und Schauspiel mit Kreativität und Innovation bewältigt. Hochstraate habe stets betont, dass es bedeutsam für Salzburg sei, dass das Salzburger Landestheater eine produzierende Kunststätte bleibe. Neben den Festspielen sei es wohl die wichtigste. Hochstraate habe aber auch immer gesagt, dass man Kunst nicht umsonst haben könne. „Kunst kostet Geld, gute Kunst kostet mehr Geld", zitierte Schausberger den Landestheater-Intendanten.
Im Herbst 2003 soll das Haus am Makartplatz sowie die Werkstätten saniert und umgebaut werden. Die Umbau- und Sanierungsarbeiten im Salzburger Landestheater werden im September 2003 beginnen und sollen bis Dezember abgeschlossen sein. Zwischen fünf und sechs Millionen Euro seien dafür veranschlagt, wozu Land und Stadt rund 4,3 Millionen beisteuern, gab Schausberger bekannt.

 
Brauner ehrt "Integrationspionierin Österreichs"
Wien (rk) - "Integration ist in Wien gelebte Normalität - diese erfreuliche Tatsache haben wir engagierten Menschen wie Ihnen zu verdanken" - mit diesen Worten eröffnete Wiens Integrationsstadträtin Mag. Renate Brauner am Freitag (11. 10.) die Ehrung "einer der IntegrationspionierInnen Wiens und Österreichs", nämlich von Mag. Jaklin Freigang.
Mag. Jaklin Freigang, Wissenschafterin im Bereich Integration, wurde am 7. Mai 1936 in der Türkei geboren. Sie absolvierte dort die Pflichtschule und anschließend das vierjährige Österreichische St. Georg Kolleg in Istanbul.
Von 1963 bis 1972 folgte ein Hochschulstudium an der Universität Wien (Staatswissenschaften, Soziologie, Sozialpsychiatrie, Sprachen), das sie mit ihrer Diplomarbeit "Die Anpassungsschwierigkeiten türkischer Gastarbeiter in Wien" als Magistra der Soziologie abschloss.
Schon zum damaligen Zeitpunkt hatte sie erkannt, dass der seinerzeitige Zugang zur Thematik, nämlich Zuwanderer als reine "Gastarbeiter" zu sehen, erhebliche Schwierigkeiten für die Migrantinnen und Migranten, aber auch für die Aufnahmegesellschaft mit sich bringen könnte und schon damals Fehlentwicklungen und Lösungsansätze aufgezeigt.
Sie gilt durch ihren wissenschaftlich fundierten Zugang und durch ihre zahlreichen wissenschaftlichen, beruflichen und auch privaten Aktivitäten auf diesem Gebiet quasi als Begründerin jenes offenen und sich in permanenter Evaluation ständig weiter entwickelnden Zugangs zum Thema Integration in Wien, auf dem auch die heutige Integrationspolitik der Stadt basiert.
Unter anderem wurde ihrem vielfältigen beruflichen Engagement, speziell für die Situation der ausländischen Frauen in Wien, auch vom Europarat durch die Ernennung als Expertin auf diesem Gebiet Rechnung getragen.
Darüber hinaus hat sie als Projektleiterin und in der Folge als Dozentin an der Sozialakademie der Stadt Wien bereits Anfang der 80er-Jahre wesentlich zur Herausbildung von praxisorientierten Standards in der Sozialarbeit mit Migrantinnen und Migranten beigetragen; sie hat eine Vielzahl von richtungsweisenden Studien und Expertisen auf diesem Gebiet, insbesondere auch für die interkulturelle Jugendarbeit, erstellt, wie z. B. eine Expertise über "Jugendarbeit mit Gastarbeiterkindern" im Jahr 1984. Unter ihrer Leitung und auf ihre Initiative hin wurden einschlägige Fortbildungsmaßnahmen für Pädagoginnen und Pädagogen und Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter eingerichtet und durchgeführt.
Mag. Jaklin Freigang ist aufgrund ihrer langjährigen und vielfältigen - von praktisch allen Institutionen und einschlägigen Vereinen anerkannten und geschätzten Tätigkeit - und ihres über die Grenzen der reinen Berufsauffassung weit hinaus reichenden Engagements bis heute eine stets intensiv zu Rate gezogene, allseits aufmerksam gehörte und gefragte Autorität auf diesem Gebiet.
Mag. Jaklin Freigang, wird in Anerkennung ihrer bedeutenden Verdienste um das Land Wien das Silberne Ehrenzeichen verliehen.

 
Auszeichnung an Langer, Ammersfeld und Scheday
Wien (rk) - Am Mittwoch (09. 10.) wurden drei vielseitige Künstlerpersönlichkeiten im Wiener Rathaus geehrt: Walter Langer erhielt das "Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien", Anita Ammersfeld und Michaela Scheday das "Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien". Die Verleihung nahm Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny vor, die Festreden hielten Franz Becke, Zeit-im-Bild-Moderatorin Danielle Spera und der Dramatiker Heinz R. Unger.
Ein Staraufgebot war ins Rathaus gekommen, um dem Festakt beizuwohnen. Unter den zahlreichen Gästen aus Politik und Kultur befanden sich Stadträtin Renate Brauner, Stadtrat Peter Marboe, Gusti Wolf, Elfriede Ott, Gerhard Bronner, Leon Zelman, Paul Chaim Eisenberg, Wilfried Scheutz und Beatrice Frey.
Theater sei die Kunst, die uns Menschen in unserer Tragik, in unserer Komik, in unserer Banalität, aber auch in unserer Liebenswürdigkeit darstellt, so Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny in seinen einleitenden Worten. Die Auszeichnungen seien ein symbolischer Dank an die Ehrengäste, die mit ihrer Kunst leidenschaftlich, facettenreich und vielschichtig zum Erlebnis Theater beigetragen hätten.
Walter Langer wurde 1928 in Wien geboren. Er absolvierte das Max-Reinhardt-Seminar. Danach war er in Kellerbühnen in Wien tätig - Parkringtheater, Theater der Courage, Theater in der Scala -, bevor er für neun Jahre an die Komödie Basel engagiert wurde. 1956 wechselte er ans Wiener Volkstheater, wo er vor allem als begnadeter Nestroydarsteller in der legendären Gustav-Manker-Ära bekannt wurde. Darüber hinaus überzeugte er in allen großen Rollen der Weltliteratur - Kleist, Molière, Feydeau, Shakespeare, Schnitzler, Molnár. Seine Bühnenkarriere schloss er als Mitglied des Burgtheaters (1984-1991). Populär wurde Walter Langer durch seine Mitwirkung im Fernsehen. Besonders als Herr Kudernak im Kaisermühlenblues und als ständiger Nörgler im Seniorenclub hat er die Herzen des Publikums erobert.
Anita Ammersfeld wurde 1950 in Wien geboren. Sie studierte am Royal Conservatory of Toronto in Kanada und an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. 1974 debütierte sie als Cherubin in der "Hochzeit des Figaro" an der Wiener Volksoper. Darauf folgten Engagements und Gastspiele in zahlreichen Opern-, Operetten- und Konzerthäusern in Europa. Darüber hinaus etablierte sich die vielseitige Sängerin als Interpretin von Chansons und jiddischen Liedern. Mit der Gründung des "Musikforum Ammersfeld" im Jahr 1988 hatte sie sich die Möglichkeit geschaffen, eigene Produktionen zu gestalten. Vor allem die Erhaltung der jüdischen und jiddischen Musik lag ihr in den letzten Jahren sehr am Herzen. Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie durch zahlreiche Fernsehauftritte bekannt - etwa bei Heinz Conrads, Gerhard Bronner, Heinz Ehrenfreund oder der Wiedereröffnung des Raimundtheaters.
Michaela Scheday wurde 1953 in Wien geboren. Ihre Schauspielausbildung erhielt sie in der Schauspielschule Krauss. Ihre erste künstlerische Heimat fand sie in Dieter Haspels Ensembletheater am Petersplatz, zu dessen bedeutendster Hauptdarstellerin sie sich in den folgenden Jahren entwickelte. Sie spielte unter anderen die weiblichen Hauptrollen in Stücken von Ibsen, Brecht, Schnitzler, Achternbusch, Unger und Turrini. Ende der 80er Jahre entdeckte sie ihre Liebe zur Regie. Wichtige Regiearbeiten waren im Vorjahr etwa die Erich-Fried-Hommage "Von Bis nach Seit", Peter Turrinis "Die Wirtin" im Ensembletheater und Charlotte Keatleys "Doch die Mutter spricht" in der Drachengasse. Seit einigen Jahren wird das Schreiben immer wichtiger für Michaela Scheday. So stammen Texte zu "Sushi-Connection" und "Ein Fest für Frida Kahlo" von ihr. Mit Schreiben, Inszenieren und Spielen verkörpert Michaela Scheday die "Trilogie der bildenden Kunst". Zur Zeit führt Michaela Scheday wieder einmal Regie. Sie steckt mitten in den Probearbeiten zu dem Musical "Die Geierwally" von Reinhard P. Gruber mit Beatrice Frey, Jazz Gitti und Wilfried Scheutz in den Hauptrollen. Das Musical wird ab 24. Oktober 2002 in der Bühne am Hof in St. Pölten aufgeführt.

 
Morak: Staatspreis für Europäische Literatur 2002 an Christoph Hein
Adolf Holl erhält Staatspreis für Kulturpublizistik - Bekanntgabe der Literaturstaatspreise bei der Frankfurter Buchmesse
Wien (bpd/sts) - Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse gab Staatssekretär Franz Morak am Mittwoch (09. 10.) die Nominierungen der von der Republik Österreich verliehenen Literaturpreise für das Jahr 2002 bekannt. Der mit 22.000 Euro dotierte Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur geht an Christoph Hein.
"Hein ist ein Romancier und Dramatiker von europäischem Format, der es versteht, unsere Welt in große Literatur zu verwandeln", so Morak. Hein wurde sowohl für seine Beschreibung der "Welt von gestern" als auch für seine nüchterne und ernüchternde Beschreibung der Gegenwart, die er zuletzt in seinem Roman "Willenbrock" seinem diagnostischen Scharfblick unterzog, ausgezeichnet.
Preisträger des Staatspreises für Kulturpublizistik (7.300 Euro) ist heuer der Theologe Adolf Holl, der seit seiner Enthebung vom katholischen Lehramt als Schriftsteller und freier Publizist tätig ist. "Er hat uns unendlich kluge, kenntnisreiche und kontroversielle Bücher geschenkt, auf die wir auch in Zukunft nicht verzichten möchten, betonte Morak".
Mit dem Würdigungspreis für Literatur 2002 (11.000 Euro) werden Inge Merkel und Reinhard P. Gruber ausgezeichnet, gab Morak bekannt. Inge Merkels Romane gelten als unberührt von literarischen Moden oder Zeitgeschmack. Morak verwies auf Hilde Spiel, die vermerkte, dass hier ein Werk vorliege, das sich mit den großen Fragen der Menschheit Glaube, Liebe, Tod, Schöpfung und Apokalypse beschäftige. Reinhard P. Grubers Werk "reicht von Erzählungen über Romane und Theaterstücke bis hin zu Märchen und Musical und ist seit seinem 1973 erschienenen Buch ‚Aus dem Leben Hödlmosers', das nach wie vor als das ‚steirische Nationalepos' gilt, österreichweit ein Begriff."
Raoul Schrott wird für sein vielfältiges literarisches Schaffen der Förderungspreis für Literatur 2002 (7.300 Euro) zuerkannt. "Der Dichter, Erzähler, Essayist und Übersetzer Raoul Schrott ist in der griechischen Antike und der Dichtung der Sumerer genauso zu Hause ist wie im Mittelalter der Troubadoure, im Dadaismus oder Surrealismus" so Morak.
Abschließend kündigte Morak an, dass er mit dem internationalen Literaturfestival Berlin-Wien im September und Oktober 2003 eine weitere Initiative für zeitgenössische Literatur setzen möchte. "Dieses Lesefestival, bei dem international renommierte Autoren mehrere Tage lang aus ihrer Lyrik, Dramatik und Prosa vortragen, hat Berlin im vergangenen Jahr zur Welthauptstadt der Literatur gemacht. Gerne greife ich die Initiative des designierten Direktors des Theaters in der Josefstadt auf, dieses Festival nach Wien zu bringen, um im nächsten Jahr Berlin und Wien für einige Tage zu einer partnerschaftlichen Kooperation zu bringen" so Morak abschließend.

 
Erstes Konzert de Billys als Chefdirigent des RSO-Wien am 11.10.
Wien (orf) - Sein erstes Konzert als Chefdirigent des RSO-Wien gibt Bertrand de Billy am Freitag, den 11. Oktober - Beginn: 19.30 Uhr - im Großen Musikvereinssaal Wien mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Hector Berlioz und einer Uraufführung von Johannes Maria Staud (Solist: Thoams Larcher). Das Konzert wird live auf Österreich 1 übertragen.
Bertrand de Billy über seine neue Aufgabe: "Das Orchester hat ein enormes Potenzial. Wir werden natürlich weiter Musik des 20. und jetzt auch 21. Jahrhunderts spielen, ich möchte aber auch das Repertoire verbreitern. Für mich ist etwa Mozart für die Klangkultur jedes Orchesters unbedingt notwendig, auch das französische Repertoire wurde etwas vernachlässigt."
Hörfunkdirektor Kurt Rammerstorfer: "Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, mit Bertrand de Billy als Nachfolger von Dennis Russell Davies einen jungen, weltweit bereits sehr geschätzten und erfolgreichen Dirigenten zu gewinnen. In der Saison 2002/2003 wird das RSO-Wien unter ihm den Beweis antreten, dass es nicht nur in der Moderne, sondern auch im klassisch-romantischen Bereich zu den drei führenden Symphonieorchestern Österreichs zählt."
Seit 1. September 2002 ist der junge Franzose Bertrand de Billy neuer Chefdirigent des RSO-Wien. Am 11. Oktober debütiert er im Wiener Musikverein: Gemeinsam mit dem RSO-Wien musiziert er Mozart ("Linzer Symphonie"), Staud (Uraufführung von Polygon", Musik für Klavier und Orchester) und Berlioz ("Symphonie fantastique").
"Polygon" von Staud ist ein Auftragswerk des ORF. Der junge Innsbrucker Senkrechtstarter unter Österreichs Komponisten Johannes Maria Staud erhielt im vergangenen Frühjahr von Claudio Abbado den Kompositionspreis 2002 der Salzburger Osterfestspiele. Das RSO-Wien hat bereits sein 1. großes Orchesterwerk "... gleichsam als ob ..." in Schwarz aus der Taufe gehoben und ihm den Kompositionsauftrag für "Polygon" erteilt. Staud arbeitet darüber hinaus an Aufträgen für die Wittener Tage für Neue Kammermusik, Wien Modern, die Münchner Biennale, die Berliner Festspiele, für die Wiener Festwochen und die Berliner Philharmoniker. "Polygon" (das Vieleck) verwendet im großen Orchester zwei Saxophone, Wagnertuben statt Hörnern, Piccolo-Trompete sowie Akkordeon und Harfe neben dem Soloklavier. Das Werk ist Thomas Larcher in Freundschaft gewidmet.
Am 18. Oktober folgt im Konzerthaus das "Deutsche Requiem" von Johannes Brahms. Weitere Höhepunkte von de Billys erster Wiener Konzertsaison: eine konzertante Aufführung von d´Alberts Oper "Tiefland" am 22. 1. 2003 sowie Mahlers 2. Symphonie am 31. 1. 2003 - beides im Konzerthaus.

Zur Person Bertrand de Billy
Der 1965 in Paris geborene Bertrand de Billy ist Dirigent und Musiker: Er ist ein Mann des Orchesters, hervorragend ausgebildet, schlagtechnisch mitreißend, trotz seiner Jugend von natürlicher Autorität. In künstlerischen Dingen ist er wenig kompromissbereit. Seine Lehrmeister hießen Pierre Dervaux, dessen Assistent er mit sechzehn in Paris wurde, und Georges Prêtre. Große Vorbilder sind Pierre Monteux und Charles Munch. Unter den Mozartdirigenten nennt er Fritz Busch, Bruno Walter, Erich Kleiber - aber auch Toscanini, dessen Salzburger Zauberflöte von 1937 ihn vor Jahren ungemein faszinierte.
Seine Karriere entwickelte sich im Blitztempo: Nach Lehrjahren als Geiger und Bratschist im Orchestre Colonne und im Orchestre Symphonique de Jeunes gründete er mit fünfundzwanzig sein eigenes Kammerorchester, die Académie de L'Ile Saint Louis, der er vier Jahre lang vorstand. Mit sechsundzwanzig dirigierte er seine erste Oper: "La Traviata" in Oviedo, als Einspringer für Richard Bonynge. Mit achtundzwanzig war er erster Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor in Dessau, 1996 wechselte er in gleicher Position an die Wiener Volksoper. Dazu kamen Engagements an die Londoner Covent Garden Opera, die Staatsoper Berlin, die Opéra Bastille, an die Opernhäuser von Brüssel, Hamburg und München sowie nicht zuletzt an die Wiener Staatsoper. In Amerika gastierte er an der New Yorker Met ebenso wie in Washington und Los Angeles. 1999 verließ Bertrand de Billy die Volksoper, um als Chefdirigent am wiedereröffneten Gran Teatro del Liceu in Barcelona anzutreten. Allerdings ist er Wien nie ganz abhanden gekommen: Seit dem Sommer 2000 dirigiert er jedes Jahr eine Opernproduktion beim Klangbogen-Festival, und mit 1. September 2002 hat er die Leitung des RSO-Wien übernommen.

 
Hohe Landesauszeichnung für Johanna Matz
Schausberger überreichte der Kammerschauspielerin das Goldene Verdienstzeichen des Landes Salzburg
Salzburg (lk) - Als „Försterchristl des deutschen Films" machte Johanna Matz in den 50er Jahren eine Blitzkarriere. In einer Zeit, in der die Menschen hungrig waren nach Liebreiz, Frische, Natürlichkeit und mädchenhafter Sauberkeit, verkörperte die Schauspielerin den Prototyp des „Wiener Mädels".
„Dass Sie nicht ‚die Matz‘, sondern ‚das Hannerl‘ waren, spricht für Ihre uneingeschränkte Volkstümlichkeit", das sagte Landeshauptmann Dr. Franz Schausberger am Montag (07. 10.) als er Kammerschauspielerin Johanna Matz mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes auszeichnete. Matz feierte am 5. Oktober die Vollendung des 70. Lebensjahres. Sie wohnt in Unterach am Attersee.
Johanna Matz habe mit den größten und beliebtesten deutschen Schauspielern gespielt, etwa mit Hans Moser, Heinz Rühmann, Helmut Qualtinger, Rudolf Prack, Josef Meinrad, Gunther Philipp, Theo Lingen, Walter Reyer oder Johannes Heesters. Und sie avancierte selber zu einer der bekanntesten und beliebtesten Schauspielerin im deutschsprachigen Raum, so der Landeshauptmann weiter. Die Schauspielerin war auch bei den Salzburger Festspielen zu sehen. In jüngster Zeit unterstützte sie die Salzburger Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft. Mit Lesungen österreichischer Literatur in vielen europäischen Städten sowie in Kanada, in den Vereinigten Staaten und in Israel trat sie als österreichische Kulturbotschafterin auf. Ab November dieses Jahres wird Johanna Matz wieder auf der Bühne stehen und zwar in dem Lustspiel „Das Konzert" im Gloria-Theater in Wien-Floridsdorf.
Die Künstlerin ist in Wien geboren. Nach einer Tanzausbildung hat sie Schauspielunterricht bei der Burgschauspielerin Helene Thimig und bei Alfred Neugebauer erhalten. Von 1950 bis 1952 war sie am Burgtheater engagiert. Ihre erste Filmrolle erhielt sie 1951 in „Asphalt". Noch im selben Jahr engagierte sie Ernst Marischka für den Film „Zwei in einem Auto", mit dem sie den Typus des schlagfertigen „Wiener Mädels" erstmals verkörperte. Ein weiterer großer Erfolg war 1952 der Film „Die Försterchristl". 1953 ging sie nach Hollywood und drehte dort mit Hardy Krüger und Johannes Heesters den Streifen „Wolken sind überall". Bis zum Ende der 50er Jahre folgten zahlreiche bekannte Filme, die im Wien-Milieu spielten.
Zu Beginn der 60er Jahre zog sie sich zunehmend vom Filmgeschäft zurück und spielte hauptsächlich am Theater. Sie konnte sich als erfolgreiche Bühnenschauspielerin etablieren, spielte große anspruchsvolle Rollen der Weltliteratur und wirkte auch in bekannten österreichischen Fernsehinszenierungen mit.