Religion der Woche vom 08. 10. bis 14. 10. 2002

   
Ferrero-Waldner traf Dalai Lama in Graz Würdigung seiner spirituellen Arbeit
Graz (bmaa) - Außenministerin Benita Ferrero-Waldner ist heute mit dem Dalai Lama, dem geistigen Oberhaupt Tibets, zu einem inoffiziellen Treffen am Rande der Kalachakra-Weihen in Graz zusammen getroffen. Die Kalachakra-Weihen sind ein buddhistisches Ritual, das vom 11.-23. Oktober in Graz stattfindet.
Die Außenministerin hat bei dieser Gelegenheit die Bemühungen des Dalai Lama gewürdigt, mit friedlichen Mitteln für Freiheit und Menschenrechte einzutreten. Ferrero-Waldner erörterte mit dem Dalai Lama auch den von Österreich sehr geförderten Dialog der Zivilisationen, Kulturen und Religionen: Österreich, seit Jahrhunderten traditioneller Boden für Begegnungen, Austausch und Gespräch zwischen Menschen verschiedener Herkunft, misst dem Gespräch zwischen Christen und anderen Religionen eine besondere Bedeutung zu. Ein solcher Dialog vermag gerade in der heutigen Zeit erhöhter Spannungen und Ressentiments die Grundlagen für ein besseres Verständnis - und damit ein besseres Miteinander - zu bereiten.
Das konsequente Eintreten für die Freiheit der Person, der Religion und der geistigen und kulturellen Identität eines Volkes haben die Karl-Franzens-Universitaet Graz auch dazu bewogen, den Dalai Lama mit dem Menschenrechtspreis auszuzeichnen. Dieser Preis wird morgen verliehen werden.
Der im indischen Exil lebende Dalai Lama hat Österreich bereits in den Jahren 1991 und 1993, damals anlaesslich der Menschenrechtskonferenz der Vereinten Nationen, und 1998 besucht. Bei diesen Gelegenheiten ist der Dalai Lama auch mit den Außenministern Mock und Schüssel zusammengetroffen.

 
Friedensnobelpreisträger S.H. der Dalai Lama in der Grazer Burg
Graz (lk) - Aus Anlass des Aufenthaltes des XIV. Dalai Lama bei der Kalachakra Graz 2002 luden Landeshauptmann Waltraud Klasnic und Bürgermeister Alfred Stingl am Freitag (11. 10.) Nachmittag zu einer gemeinsamen Pressekonferenz in die Grazer Burg.
LH Klasnic bereitete dem Friedensnobelpreisträger S.H. der Dalai Lama einen herzlichen Empfang: „Wir freuen uns, dass dieses Friedensgebet mit dem geistlichen Oberhaupt des tibetischen Buddhismus bei uns in der Steiermark stattfindet. Viele Menschen aus der ganzen Welt werden nach Graz kommen, um diesem Fest beizuwohnen, aber die Sehnsucht nach Glück und Frieden macht uns Menschen alle gleich, auch wenn unsere Wege oft verschieden sind.“
Dr. Manfred Klell, Vorsitzender des Kalachakra Komitees Graz 2002, betonte, dass die besondere Beziehung des Dalai Lama zu Bürgermeister Alfred Stingl und zur Grazer Bevölkerung, einen wesentlichen Anteil bei der Wahl der Stadt Graz als Veranstaltungsort der diesjährigen Kalachakra hatte. Stingl selbst bezeichnete die internationale Großveranstaltung als große Aufgabe und große Ehre: „Die Stadt Graz ist gerne Gastgeberstadt für das Weltereignis Kalachakra 2002. Wir verbinden damit einen weltweiten Aufruf zu religiöser Toleranz, Bereitschaft zum Dialog und zum Recht auf die Menschenrechte.“
S.H. der Dalai Lama freute sich, dass sein „alter Freund“ Jimmy Carter heute zum Friedensnobelpreisträger 2002 gekürt wurde, denn „er ist aufrichtiger friedvoller Mensch“. Auf Fragen zur Situation in seiner Heimat meinte er: „Äußerer Friede kann nur durch inneren Frieden kommen.“ Kalachakra sei ein solches Ritual, wo innere negative Energie in gute Energie umgewandelt werde. Davon würde die ganze Gesellschaft profitieren. Vom 11. bis 23. Oktober wird der Dalai Lama die „Kalachakra für den Weltfrieden Graz 2002“ leiten. Diese Zeremonie wird einmal jährlich öffentlich an wechselnden Orten durchgeführt. Graz ist nach Rikon bei Zürich und Barcelona als dritte Stadt in Europa Austragungsort einer Kalachakra Zeremonie. Weitere Informationen unter www.kalachakra-graz.at.

 
Steiermark: Mehr Angebote für Familien
Steirische Superintendentialversammlung will Kinder verstärkt in den Mittelpunkt stellen
Deutschfeistritz (epd Ö) - Die Evangelische Kirche in der Steiermark will Kinder verstärkt in den Mittelpunkt stellen. Diesen Beschluss fasste die steirische Superintendentialversammlung am Samstag (05. 10.) in Deutschfeistritz.
Durch den hohen Stellenwert der Predigt wären evangelische Gottesdienste bisher in dem Ruf gestanden, etwas „kopflastig“ zu sein, „Familien mit kleinen Kindern hatten manchmal Sorge zu stören“, so Superintendent Mag. Hermann Miklas. Nunmehr soll das Angebot von Krabbelgottesdiensten und Eltern-Kind-Gruppen in der Evangelischen Kirche ausgeweitet werden. Miklas: „Die primäre religiöse Sozialisation läuft ja vor allem über das Herz bzw. über die Beziehungsebene, und nicht so sehr über den Kopf.“

Taufgespräche haben hohe Bedeutung
Viele Delegierte erinnerten bei der Tagung an ihre eigene Kindheit und bestätigten, dass der prägende emotionale Zugang zum Glauben für sie bereits in sehr frühe Lebensphasen zurückreiche. Unterstrichen wurde auch die Bedeutung der Kontakte, die bei Taufgesprächen und den Taufen zwischen den PfarrerInnen und den Familien entstehen.
Miklas erinnerte daran, dass ähnliche Überlegungen auch in anderen Diözesen anliegen. Die Zuwendung zum Kind stehe deshalb auf der Tagesordnung der gesamtösterreichischen Synode, die am 20. Oktober in St. Pölten beginnt. Angestrebt werde etwa eine schrittweise Einführung des kinderoffenen Abendmahls, wie es in den meisten christlichen Kirchen schon seit langem üblich ist - für Miklas, der auch Vorsitzender des Theologischen Ausschusses der Synode ist, eine weitere „ökumenische Annäherung“. Bisher galt in der Evangelischen Kirche die Konfirmation als Erstzulassung für die Teilnahme am Abendmahl.

Buddhistentreffen: Dialog ja, gemeinsame religiöse Zeremonien nein
Univ. Prof. Dr. Johann-Georg Haditsch, der seit sechzehn Jahren als Superintendentialkurator der steirischen Diözese vorsteht, kündigte an, seine Funktion im kommenden Frühjahr zurückzulegen. Bis zur Wahl des Nachfolgers bzw. der Nachfolgerin können nun die Presbyterien jeder Pfarrgemeinde Kandidaten für dieses Amt nominieren. Seine Aufgaben als Umweltbeauftragter der Diözese und der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich will Haditsch weiter versehen.
Bekräftigt wurde erneut der bereits ökumenisch akkordierte Standpunkt zum Internationalen Buddhistentreffen in Graz: Dialog ja, gemeinsame religiöse Zeremonien nein. Am 17. und 18. Oktober werden in Graz zwei öffentliche Diskussionsveranstaltungen zum Thema „Frieden“ stattfinden, an denen auch die Evangelische Kirche beteiligt ist. Bei der großen interreligiösen Begegnung am 18. Oktober auf dem Grazer Schlossberg, bei der je ein Sprecher der fünf bedeutendsten Weltreligionen eine Friedensbotschaft gibt, wird Superintendent Miklas für die christlichen Kirchen sprechen.

 
Schönborn: "Zeit ist reif für neue Mission in den Städten"
Wiener Kardinal verweist bei erster Katechese im neuen Arbeitsjahr auf Bedeutung der bevorstehenden "Stadtmission"
Wien (kath.net) - Die Zeit sei reif, gerade in den Großstädten das Evangelium deutlicher neu zu sagen, betonte Kardinal Christoph Schönborn am Sonntagabend im Wiener Stephansdom bei der ersten Katechese im neuen Arbeitsjahr. Deshalb seien die Erzbischöfe von Paris, Brüssel, Lissabon und Wien übereingekommen, den Versuch einer "Stadtmission" zu wagen. In Wien wird diese "Stadtmission" von 23. Mai bis 1. Juni 2003 stattfinden.
Kardinal Schönborn verwies darauf, dass die Stadt heute wieder - wie in frühchristlicher Zeit - ein "Ort der Offenheit, des Suchens, der Religiosität" wird. Dies treffe auch auf Wien zu. Die "Stadtmission" habe zwei Aspekte: einerseits gehe es darum, zu sammeln, was es an Erfahrungen gibt; andererseits soll nicht nur über die Verkündigung des Evangeliums geredet werden, sie soll auch praktisch geschehen. Der Wiener Erzbischof appellierte an die Katholiken, das große Vorhaben "Stadtmission" im Gebet mitzutragen; ein "bloßer Aktionismus" wäre zu wenig.
Mission gehöre zur Kirche, sie sei "missionarisch" vom ersten Augenblick ihrer Existenz, erinnerte Kardinal Schönborn. Der Wiener Erzbischof wies zugleich gängige Auffassungen zurück, die in der Missionsgeschichte nur "schwarze Kapitel" sehen wollen. Die große Missionsbewegung des 19. Jahrhunderts gehöre etwa zu den "schönsten und spannendsten" Kapiteln der Kirchengeschichte. Heute gehe es wie im frühen Christentum darum, auf dem Marktplatz der öffentlichen Meinung für den Glauben an Christus Zeugnis abzulegen - inmitten der "missionarischen Anstrengungen" der anderen Weltreligionen, der Esoteriker, des Säkularismus.
Kardinal Schönborn wird in diesem Arbeitsjahr seine Katechesen im Stephansdom - jeweils am ersten Sonntag im Monat um 20 Uhr - ganz in den Dienst der Vorbereitung auf die "Stadtmission" stellen.