Direktinvestitionen im 1.Halbjahr 2003: Zurück zur Normalität  

erstellt am
08. 10. 03

Wien (oenb) - Die Direktinvestitionen Österreichs im Ausland beliefen sich im 1.Halbjahr 2003 auf 2,5 Mrd. Euro; das ist zwar deutlich weniger als im 1. Halbjahr 2002, aber immer noch mehr als die Jahreswerte vor 1999. Geringeres Engagement österreichischer Unternehmen vor allem in Zentral- und OstEuroopa Einbruch der passiven Direktinvestitionen ist überwunden; der Investitionszufluss aus dem Ausland ist wieder auf über 2 Mrd. Euro angestiegen

Die Entwicklung der Direktinvestitionen in Österreich war im Jahr 2002 sehr asymmetrisch verlaufen: Während die aktiven Direktinvestitionsflüsse gegen den weltweiten Trend deutlich gewachsen waren und mit 5,9 Mrd. Euro das zweithöchste Ergebnis der Geschichte erbracht hatten, waren die passiven Direktinvestitionen als Folge einzelner großer Desinvestitionen drastisch eingebrochen. Nachträgliche Korrekturen reduzierten die passiven Direktinvestitionen des Jahres 2002 auf weniger als 1 Mrd. Euro. Somit ist im abgelaufenen Jahr praktisch kein neues Kapital nach Österreich geflossen. Die Investitionen waren ausschließlich den reinvestierten Gewinnen von 1,6 Mrd. Euro zu verdanken, die den Nettoabfluss an Beteiligungskapital kompensieren konnten.

Im Jahr 2003 scheint sich die Lage bei den Direktinvestitionen zu "normalisieren". In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres sanken die aktiven Direktinvestitionen auf 2,5 Mrd Euro (?710 Mio. bzw. -22% gegenüber dem Vergleichszeitraum 2002). Bruttoinvestitionen von 2.240 Mio. Euro an Eigenkapital stehen nur geringe Desinvestitionen von 480 Mio. Euro gegenüber. Angesichts moderater Gewinnausschüttungen bleiben auch die reinvestierten Gewinne mit 550 Mio. Euro hoch. Konzerninterne Kreditbeziehungen und private Liegenschaftskäufe im Ausland trugen mit 200 bzw. 30 Mio. Euro zur Entwicklung bei.

Entscheidend für das geringere Ausmaß aktiver Direktinvestitionen ist das schwächere Engagement österreichischer Investoren in Zentral- und OstEuroopa. Nach drei Jahren mit Rekordinvestitionen in diesem Raum waren in der ersten Hälfte des laufenden Jahres nur in Ungarn (250 Mio Euro), Kroatien (240 Mio Euro), der Tschechischen Republik (220 Mio Euro) und Slowenien (120 Mio Euro) größere Investitionsvolumina zu verzeichnen. Dafür sind die Investitionen in die EU, vor allem nach Dänemark (580 Mio Euro), nach Deutschland (450 Mio Euro) und in das Vereinigte Königreich (130 Mio Euro) gestiegen.

Die passiven Direktinvestitionen lagen mit 2,1 Mrd. Euro nur wenig unter den aktiven. Einem Eigenkapitalzustrom von 1.240 Mio. Euro standen Desinvestitionen von 340 Mio. Euro gegenüber. Ein ähnlich großer Betrag, nämlich 1.170 Mio. Euro, ist auf reinvestierte Gewinne zurückzuführen, denen teilweise freilich noch Schätzungen zu Grunde liegen. Die konzerninternen Kreditbewegungen waren ausgeglichen. Für den Kauf von Grundstücken und Häusern in Österreich haben Ausländer bisher netto 180 Mio. Euro aufgewendet. Die Regionalstruktur der Direktinvestitionszuflüsse entspricht dem langjährigen Muster: Die wichtigsten Investoren, mit einem gemeinsamen Anteil von über 80 Prozent, waren Deutschland, die USA, die Niederlande und die Schweiz.

Extrapolationen von Semesterergebnissen auf das Gesamtjahr sind im Bereich der Direktinvestitionen mit großen Unsicherheiten behaftet. Dennoch kann man auch in der zweiten Jahreshälfte 2003 mit Zuwächsen rechnen, weil etwa die Übernahme der Brau Beteiligungs AG durch Heineken oder der Erwerb der ungarischen Postabank durch die Erste Bank in den Daten noch nicht berücksichtigt sind.
     
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