Österreichischer Beitrag zur V. Architekturbiennale in Sao Paulo 2003  

erstellt am
08. 10. 03

Wien / Sao Paolo - Seit September 2003 zeigt die V. Architekturbiennale in Sao Paolo eine Kombination aus internationalen Themenausstellungen und erstmals auch Länderpräsentationen. Anstatt einer Hochglanzschau nationaler (gebauter) Leistungen findet in Sao Paolo unter dem Titel "Metropolis" anhand von Konzeptionen und Architekturbeispielen eine aktive Auseinandersetzung mit der Zukunft der Stadt statt, gleichzeitig werden die immer enger werdenden Handlungsspielräume von Architektur in urbanen Räumen thematisiert. Die von der Kuratorin des österreichischen Beitrags Angelika Fitz ausgewählten Teams praäentieren innovative Gegenpositionen zu zentralistischen stadtplanerischen Strategien und zeigen allesamt dynamische Eingriffe in urbane Gefüge. http://www.angelikafitz.at/erste.html

Das Buch:
Angelika Fitz (Hg.)
Performative Materialism
Österreichischer Beitrag zur V. Architekturbiennale in Sao Paulo 2003
In der urbanistischen Praxis wird die Architektur als innovative raumbildende Disziplin zunehmend an den Rand gedrängt. Architektur wird zur reibungslosen Verwaltung von Raum oder für repräsentative Zwecke eingesetzt. Doch wenn sie wieder lebendig werden sollen, dürfen urbane Räume nicht mehr allein in infrastrukturellen, kommerziellen oder repräsentativen Kategorien gedacht werden. Der österreichische Beitrag zur V. Architekturbiennale in Sao Paulo stellt architektonische Positionen vor, die sich wieder den sinnlich erlebbaren Qualitäten urbaner Räume zuwenden. Der Begriff „Urbanität“ wird weiter gefaßt, im Sinne von Verdichtung, Heterogenität oder spezifischen kulturellen Lebensstilen. Urbanität wird als Haltung interpretiert, als Ereignis, als operativer Modus des Aufeinandertreffens, des Durchkreuzens, des Unvorhersehbaren. Diese neuen Vorgangsweisen werden anhand konkreter Projekte und Entwürfe von Wolfgang Tschapeller, the next ENTERprise und Klaus Stattmann vorgestellt. Gemeinsam ist diesen Projekten, daß sie versuchen, hierarchische und zentralistische stadtplanerische Strategien durch lokale und fragmentierte Eingriffe zu ersetzen. Das Urbane entsteht für sie aus Vielstimmigkeit und dichten Überlagerungen, es ist nicht immer kontrollier- und planbar und manchmal konfliktreich. Die vorgestellten Projekte durchbrechen starre soziale, ökonomische und räumliche Trennungen in den Städten und ermöglichen ungeplante Begegnungen und Allianzen. Die ArchitektInnen verschieben die Aufmerksamkeit von Strategien der Ordnung von Raum auf Handlungs- und Wirkungszusammenhänge, auf Tätigkeiten und Ereignisse. Die Stärke dieser ‚performativen Wende’ liegt in der engen Verstrickung von analytischen und interventionistischen mit ästhetischen Taktiken. Die Projekte arbeiten an einer Politik des Sinnlichen, die eingeübte Erfahrungsfelder in der Stadt verschiebt, um die Konstruktionen, die Massen, die Räume, die Tätigkeiten neu zusammenzusetzen.

Mit Texten von Walter M. Chramosta, Angelika Fitz, Ernst J. Fuchs, Marie-Therese Harnoncourt, Oliver Schürer, Klaus Stattmann und Wolfgang Tschapeller, dt./engl.

Grafische Gestaltung: Andreas Pawlik/D+, Wien
128 Seiten mit zahlr. Farbabbildungen, 26,5 x 20,5 cm
Euro 27,–/CHF 40,50
ISBN 3-85486-181-8
TRITON Verlag, Wien 2003

Angelika Fitz (geb. 1967) ist Kulturwissenschaftlerin; arbeitet als Autorin und Kuratorin in den Bereichen Architektur und Kunst, zuletzt u.a.: „Trespassing“, Wiener Secession, 2003 (mit S. von Klot), „Kapital & Karma. Positionen zeitgenössicher Kunst aus Indien“, Kunsthalle Wien, 2002 (mit M. Wörgötter; Katalog bei Hatje Cantz).
     
zurück