Dürre verursachte laut Studie europaweit Schäden von mehr als 13 Mrd. Euro  

erstellt am
14. 10. 03

COPA und COGECA fordern angemessene EU-Entschädigungshilfe
Brüssel (aiz.info) - Ende letzter Woche präsentierte Peter Gaemelke, Präsident von COPA (Ausschuss der berufsständischen landwirtschaftlichen Organisationen der EU), Jean-Michel Lemetayer, Vize-Präsident von COPA, und José Miranda Relvas, Vize-Präsident von COGECA (Allgemeiner Ausschuss des ländlichen Genossenschaftswesens der EU), die Studie "Bewertung der Auswirkungen der Hitzewelle und Dürre des Sommers 2003 für Land- und Forstwirtschaft". Der Schaden wird in den am stärksten betroffenen Ländern auf mehr als EUR 13 Mrd. geschätzt. Laut der Untersuchung hatten Italien, Deutschland, Österreich, Spanien, Frankreich und Portugal am stärksten unter Dürre und Hitzewelle sowie den Waldbränden dieses Sommers zu leiden. Auch gravierende soziale, wirtschaftliche und ökologische Folgen seien zu vermerken. Ebenso wurde die Landwirtschaft in den neuen EU-Kandidatenländern von der Dürre schwer in Mitleidenschaft gezogen - ein Großteil der Ernten war betroffen. Grünfutterversorgung, Ackerbau, Tierhaltung (extensive wie auch intensive - vorwiegend Eier- und Geflügelsektor) sowie Forstwirtschaft hatten und haben besonders unter den Auswirkungen des Sommers zu leiden. Aber auch die Sektoren Kartoffeln und Wein wurden schwer getroffen.

COPA/COGECA fordern EU-Entschädigung
Das daraus resultierende Futterdefizit schwankt zwischen 30% (Deutschland, Österreich und Spanien) bis 40% (Italien) und 60% (Frankreich). Für den Wiederaufbau der Futterbestände dürften Kosten von schätzungsweise EUR 1,5 Mrd. entstehen. COPA und COCEGA forderten deshalb die EU auf, angemessene Mittel zur Verfügung zu stellen.

Getreideernte 2003 gegenüber 2002 um 10% gesunken

Bezüglich des Sektors Getreide erklärte Gaemelke, dass auf Grund der Abnahme der EU-Getreideanbaufläche um 2,7% (nahezu 1 Mio. ha) einhergehend mit Ertragseinbrüchen von generell 8,6% der EU mit einem Volumen von rund 186 Mio. t Produktionsausfälle von über 23 Mio. t gegenüber der Vorjahresernte entstanden seien, was einem Rückgang um mehr als 10% entspreche. Beeinträchtigt worden seien insbesondere Weizen mit 91,6 Mio. t gegenüber 102,7 Mio. t im Vorjahr (Rückgang um rund 10 Mio. t, das heißt 11%) und Mais mit 32,5 Mio. t gegenüber 41 Mio. t (Rückgang um rund 9 Mio. t, das heißt 21%). "Unter den Haupterzeugerländern der EU wurden Deutschland, Italien und Frankreich volumensmäßig am härtesten getroffen. Dies soll aber nicht verdecken, dass auch andere Länder wie beispielsweise Portugal katastrophale Verluste hinnehmen mussten.

Auf Gemeinschaftsebene sind mehr als drei Viertel der Volumensrückgänge bei Weichweizen und rund 55% der Rückgänge bei Mais der Dürre in Frankreich zuzuschreiben, während rund ein Drittel der EU-Produktionsminderungen bei Mais auf Italien entfallen. Diese geringe Getreideernte wird durch Importe unter obligatorischen Kontingenten von über 6 Mio. t und Verfügbarkeiten von mehr als 10 Mio. t im Rahmen der Überhangsbestände ergänzt", so der COPA-Präsident. Damit werde die EU in der Lage sein, der Binnennachfrage von rund 190 Mio. t zu begegnen - unter gleichzeitiger Aufrechterhaltung eines Exportstroms, der die Voraussetzungen für eine Präsenz gegenüber den üblichen Kunden biete.

Große Schwierigkeiten im Bereich der Tierhaltung
Weiters legte Lemetayer Nachdruck auf die großen Schwierigkeiten, mit denen die EU-Landwirte im Bereich der Tierhaltung vornehmlich kommenden Winter angesichts der Grünfutterverknappung und möglicher Preissteigerungen bei Mischfuttermitteln konfrontiert sein werden. Beispielsweise alleine in Frankreich wird der Verlust für den Rindfleischsektor mit EUR 1.500 Mio. beziffert - das sind im Durchschnitt EUR 200,- pro Vieheinheit. Die Zusatzkosten infolge von Futterzukäufen werden im Durchschnitt mit EUR 30.000,- pro Betrieb angegeben.

Erhebliche Ernteausfälle bei Kartoffeln
"Auch bei den Kartoffeln sind beträchtliche Verluste zu verzeichnen. Die EU-Kartoffelanbaufläche wies 2003 mit einem Rückgang um 4% den tiefsten Stand seit neun Jahren auf. Die EU-Kartoffelerzeugung wird um 4,6% zurückgehen. Schwer getroffen wurden Italien und Spanien (- 30%), Deutschland (-25%), die Niederlande und Belgien (-20%) und Frankreich (-12%). Die Knollen werden kleiner ausfallen und es sind Probleme bei der Industrieversorgung zu erwarten", erklärte Gaemelke.

Bei Weinerzeugung im dritten aufeinander folgenden Jahr Produktionsrückgang
Hinsichtlich der Weinerzeugung machte Lemetayer darauf aufmerksam, dass jetzt im dritten aufeinander folgenden Jahr ein Produktionsrückgang in der EU-15 zu verzeichnen sei - von 182 Mio. hl in 2000 auf 163,91 Mio. hl in 2001, 158,89 Mio. hl in 2002 und 153,37 Mio. hl in 2003. Dies entspreche einer 11%igen Abnahme gegenüber der Durchschnittsproduktion der letzten fünf Jahre (171,9 Mio. hl). Die stärksten Produktionseinbrüche hätte es in Italien (-18%), Frankreich (-17%), Deutschland und Luxemburg (jeweils -15%) sowie Österreich (-11%) gegeben.

Auch landwirtschaftliche Genossenschaften der EU betroffen

Relvas betonte, dass auch die landwirtschaftlichen Genossenschaften der EU stark in Mitleidenschaft gezogen worden seien. Die Betriebsmittelpreise würden ansteigen, Bestellungen könnten infolge der Verknappung des Angebots nicht realisiert werden und Schwankungen in Warengröße und -konformität würden Umsatz- und Marktanteilsverluste zur Folge haben.

EU-koordinierte Wiederaufforstung und finanzielle Unterstützung gefordert
In Zusammenhang mit den Waldbränden zeigen die Ergebnisse der Studie auf, dass circa 647.069 ha Wald vernichtet wurden - davon entfallen 390.146 ha auf Portugal und 127.525 ha auf Spanien. Vor diesem Hintergrund unterstrichen die Präsidenten von COPA und COGECA, dass eine EU-koordinierte Aktion zur Wiederaufforstung aller getroffener Gebiete definiert werden müsse. Sie forderten die EU-Kommission auf, die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen und die Mitgliedsstaaten in die Lage zu versetzen, existierende zweckgebundene Mittel im Rahmen ihrer nationalen Pläne zur Entwicklung des ländlichen Raumes neu zuzuteilen. Weiter erklärten sie, dass auf EU-Ebene eine kohärente Politik zur Verhütung von Waldbränden anzunehmen und diese mit angemessenen Mitteln auszustatten sei. Dies könne im Rahmen der EU-Verordnung Forest Focus geschehen - mit der gebotenen Eingliederung spezifischer Maßnahmen zur Verhütung von Waldbränden und adäquater Finanzierung.

Schäden von EUR 13 Mrd. in am stärksten betroffenen Ländern der EU verursacht
Abschließend sagte Gaemelke, dass die globalen finanziellen Auswirkungen von Dürre und Waldbränden in den von diesen Naturkatastrophen am stärksten getroffenen Ländern (Frankreich, Italien, Deutschland, Spanien, Portugal, Österreich, Ungarn, Estland und Slowakei) jetzt schätzungsweise mit EUR 13,1 Mrd. angegeben werden können.
     
zurück