Geringe Einkommensdynamik dämpft 2002 auch die Prämieneinnahmen der Versicherungen  

erstellt am
27. 10. 03

Wien (wifo) - Die Zunahme der Prämieneinnahmen in der privaten Versicherungswirtschaft stand 2002 im Einklang mit der nominellen Einkommensentwicklung. Durch Preissteigerungen erhöhte sich der Beitrag der traditionell dominierenden Schaden-Unfallversicherung wieder. 2003 dürften die Prämieneinnahmen etwas stärker zunehmen als das nominelle BIP. Der internationale Versicherungsmarkt war ebenfalls von einer Umschichtung zur Nichtlebensversicherung geprägt.

In Österreich war die Lebensversicherung im letzten Jahrzehnt der Wachstumsträger der Versicherungswirtschaft. Die Steuerbegünstigung langfristiger Kapitalversicherungsprodukte und der positive Renditeabstand zur Sekundärmarktrendite bewirkten ein rasches Wachstum. Produktinnovationen wie die Einführung der fondsgebundenen Lebensversicherung, der Dread-Disease- und der Pflegerentenversicherung unterstützten diese Entwicklung. Die schwache Zunahme des nominellen verfügbaren Einkommens privater Haushalte, eine Verringerung der zugesagten Renditen, der beschleunigte Kursrückgang an den internationalen Börsen und unter Umständen auch die Unsicherheit über die Leistungsfähigkeit britischer und deutscher Lebensversicherer schlugen sich 2002 in einer Abnahme der Prämieneinnahmen nieder.

Vor allem die Anbieter von Kapital- und Rentenversicherungen erlitten Einbußen, während die in Bezug auf ihr Volumen weniger bedeutenden Versicherungsarten mit zumeist laufender Prämienzahlung Umsatzsteigerungen verzeichneten. Die Entwicklung in der Rentenversicherung verdeutlicht dieses Bild: Während die Zahl der Risken um 23% zunahm, gingen die Prämieneinnahmen um 16% zurück. Anstelle großer einmaliger Kapitalübertragungen wurde eine Vielzahl zusätzlicher kleiner Verträge mit laufenden Prämienzahlungen gezeichnet. Dadurch sank die durchschnittliche Prämie in der Rentenversicherung von 2.173 Euro im Jahr 2001 auf 1.489 Euro.

Insgesamt bevorzugten private Haushalte 2002 risikoarme und liquide Veranlagungsformen zum Vermögensaufbau (Übersicht 1). Die von der Oesterreichischen Nationalbank publizierten Daten zur Geldvermögensbildung der privaten Haushalte zeigen eine Konzentration auf Bargeld bzw. Sicht- und Termineinlagen. Diese Bankprodukte stellten mit 7 Mrd. Euro den Großteil des Geldvermögenszuwachses von insgesamt 12,6 Mrd. Euro. Versicherungssparprodukte sind mit 3,7 Mrd. Euro die größte Einzelkomponente. Ihr Anteil an der Geldvermögensbildung betrug damit 29,5%. Die Lebensversicherungen machten mit 21,6% der Geldvermögensbildung einen bedeutenden Teil des Versicherungssparens aus.

Angesichts der niedrigen erwarteten Renditen festverzinslicher Wertpapiere senkte die Finanzmarktaufsicht Österreich mit Wirksamkeit ab 1. Jänner 2004 den gesetzlich zulässigen garantierten Höchstzinssatz für Lebensversicherungen auf 2,75%. Für die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge gemäß §§ 108g bis 108i EStG 1988 darf der Höchstzinssatz nur 2% betragen (BGBl. II Nr. 312/2003). Der variable Teil der staatlichen Prämie für die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge und die Pensionszusatzversicherung wird 2004 ebenfalls von derzeit 4% auf 3,5% gekürzt. Der staatliche Fördersatz für die private Altersvorsorge wird also einschließlich des festen Förderungsbestandteils von 5,5% 2004 insgesamt 9% betragen. Gleichzeitig wird der an die Höchstbemessungsgrundlage im ASVG gebundene höchstzulässige geförderte Betrag vermutlich auf 1.900 Euro jährlich steigen. Dadurch steigt der höchstmögliche staatliche Zuschuss 2004 geringfügig auf 181 Euro. (Thomas Url)
     
zurück