Wird Österreich zum Stromimportland?  

erstellt am
03. 11. 03

Verbund-Forschungsforum diskutierte Zukunft der Wasserkraft und neuer erneuerbarer Energieträger
Wien (verbund) - Österreich droht in den kommenden zehn Jahren zum Stromimportland zu werden. Werden EU-Wasserrahmenrichtlinie und -Kyoto-Ziel rigide umgesetzt, so muß etwa 2010 mehr als ein Drittel des heimischen Strombedarfs importiert werden. Dieses Szenario präsentierte Dipl.-Ing. Hans Haider, Vorsitzender des Vorstandes des Verbund, am Donnerstag (30. 10.) abend im Rahmen des diesjährigen 3. Forschungsforums von Österreichs führendem Elektrizitätsunternehmen. Derzeit halten sich Importe und Exporte im vieljährigen Schnitt noch die Waage, während Österreich noch vor zehn Jahren ein klassisches Stromexportland war.

Gründe für diese Entwicklung sind laut Haider, daß die Ökoenergie-Erzeugung nicht einmal annähernd den zu erwartenden Stromverbrauchszuwachs sowie den Rückgang der Wasserkraft und der kalorischen Produktion kompensieren kann. Und der Neubau von ausreichenden Kraftwerkskapazitäten sei hierzulande derzeit noch sehr schwer vorstellbar.

Haider appellierte erneut an die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft, bei der Umsetzung europäischer Richtlinien in österreichisches Recht Augenmaß zu bewahren und jedenfalls die Sicherheit der Stromversorgung in Österreich aus der Hauptquelle Wasserkraft nicht aus den Augen zu verlieren.

Für Europa gelte ähnliches, stellte Haider fest, der zugleich Präsident der EURELECTRIC, der Interessenvertretung der europäischen E-Wirtschaft, ist. Europa werde bis zum Jahr 2030 insgesamt 600.000 Megawatt an neuer Kraftwerksleistung zubauen müssen, um veraltete Kraftwerke zu ersetzen und den steigenden Bedarf zu decken. Erneuerbare Energieträgern können dazu insgesamt einen nur geringen Beitrag leisten. Daher, so Haider, sei es nur vernünftig, sich bei den Energieträgern alle Optionen offenzuhalten.

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie bedeutet für Österreichs Wasserkraft einen durchschnittlichen Erzeugungsverlust von 5 bis 15 %, bei Einzelanlagen kann er auch deutlich höher sein, ergänzte Dr. Herbert Schröfelbauer, Vorstandsvorsitzender der VERBUND-Austrian Hydro Power AG. Der zu erwartende Windenergie-Boom werde die Erzeugungsverluste nicht ausgleichen können.

Zugleich, so Schröfelbauer, steige der Stromverbrauch jährlich um 2 bis 3 %; im ersten Halbjahr 2003 waren es sogar 4,2 %. Österreich drohe von einem Exporteur sauberer Wasserkraft zu einem Importeur von Strom zu werden, dessen Herkunft nicht unbedingt als umweltfreundlich zu bezeichnen sei.

Im Rahmen des Forschungsforums wurde auch der Verbund-VERENA-Förderpreis der Stiftung „100 Jahre Elektrizitätswirtschaft“ vergeben. Die insgesamt 14.000 EUR teilen sich drei Dissertanten österreichischer Universitäten: Johann Wurzenberger, Thomas Faber und Johannes Rath. Weiters wurde ein Innovationspreis an Rebecca Beer vergeben.
 
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