OÖ: Goldenes Ehrenzeichen für W. Bartoszewski  

erstellt am
29. 10. 03

Linz (lk) - Der ehemalige Außenminister von Polen und ehemalige polnische Botschafter, Professor Dr. h.c. Wladyslaw Bartoszewski, wurde am Dienstag (28. 10.) von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich ausgezeichnet.

Professor Bartosewski war Zeit seines Lebens ein Vorkämpfer für Frieden und Völkerverständigung und ein Gegner von Krieg, Rassismus und Fanatismus. Als bekennender Europäer und Christ war er sich immer der Gefahr seiner Tätigkeit bewusst und hat sich auch nicht durch Haft in Lagern und Gefängnissen der Nationalsozialisten oder der Kommunisten von seinem Kampf abhalten lassen.

In den Jahren des Zweiten Weltkrieges beteiligte sich Bartoszewski nach seiner einjährigen Haft im KZ Ausschwitz aktiv am Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht. Er unterstützte als stellvertretender Leiter der Exilregierung viele verfolgte Juden. Im Jahr 1966 wurde er dafür vom Staat Israel mit dem Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern der Welt" ausgezeichnet.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war sein Engagement für ein demokratisches Polen für die kommunistischen Machthaber eine potentielle Gefahr. So verbrachte er zwischen 1946 und 1954 mehr als sechs Jahre in Gefangenschaft. Erst 1963 bekam Bartozewski die Erlaubnis für Auslandsreisen und hielt ab diesem Zeitpunkt zahlreiche Vorträge als Gastprofessor an Universitäten in Europa, den USA und Israel. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes war Bartoszewski von 1990 bis 1995 der erste Botschafter des freien Polens in der Republik Österreich. 1996 und 2000/2001 war er Außenminister.

Als Außenminister stand Bartoszewski immer für ein friedliches und geeintes Europa und versuchte dieses Bewusstsein auch bei seinen Landsleuten zu wecken. Seine zahlreichen Vorträge und Publikationen spiegeln dieses Ziel wider.

Seine wissenschaftliche und journalistische Arbeit umfasst mehr als 30 Bücher und 870 Positionen. Sein besonderes Interesse galt und gilt den Gedenkstätten in Mauthausen und Gusen. Diese Orte sind für Professor Bartoszewski nicht nur Orte der Erinnerung des Schweigens, sondern auch Orte der Aufklärung und Orte der Begegnung der Jugend Europas.

Die Kontakte zu Österreich knüpfte Professor Bartoszewski bereits nach der Zeit Stalins als aktiver Teilnehmer der polnischen demokratischen Opposition. Schon damals war er in ständiger Verbindung mit katholischen Kreisen in Österreich vor allem mit Kardinal Franz König. Eine enge Zusammenarbeit bestand auch mit der "Israelitischen Kultusgemeinde Wien".

Als Botschafter in Österreich war Professor Bartoszewski nicht nur ein glühender Verfechter des EU-Beitritts von Polen, sondern er setzte sich auch immer für die Rolle Österreichs als Mittler zwischen Ost und West ein. Für die hervorragenden Beziehungen zwischen Oberösterreich und Polen ist der ehemalige Botschafter wesentlich mitverantwortlich.
 
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