Leitl über Zinspolitik der EZB "sehr enttäuscht"
Leitzins in Europa bereits mehr als doppelt so hoch wie in den USA – Chance für notwendigen Konjunkturimpuls und Belebung der Aktienmärkte vertan
Wien (pwk) - "Sehr enttäuscht“ von der Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzinssatz unverändert zu belassen, zeigte sich am Donnerstag (07. 11.) der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich sowie der Europäischen Wirtschaftskammern, Christoph Leitl: „Damit wurde wieder einmal eine Chance vertan, die finanzpolitischen Voraussetzungen für eine Belebung der europäischen und damit auch der österreichischen Wirtschaft zu schaffen. Das ist ein schwerer Fehler, denn viele Experten verweisen darauf, dass ein Senkungspotential besteht, ohne dass dadurch eine neue Inflationsgefahr heraufbeschworen wird."
Obwohl Wirtschaftsforscher und Analysten schon seit geraumer Zeit darauf hinweisen, dass es in Europa ein Zinssenkungspotential von 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte gibt, ist die EZB nicht dem Vorbild der US-Notenbank gefolgt, die nun ihre Zinsen um 0,5 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent und damit auf den niedrigsten Wert seit 41 Jahren gesenkt hat. Da der EZB-Leitzinssatz von 3,25 Prozent nicht gesenkt wird, beträgt die Differenz zu den US-Zinssätzen bereits zwei Prozentpunkte – der EU-Leitzinssatz ist damit mehr als das Doppelte höher als in den USA. Auf Sicht könnte dies zu Auftriebstendenzen für den Euro gegenüber dem Dollar führen, was letztlich die Exportbemühungen Österreichs und des Euro-Raumes konterkarieren würde.

Leitl: „Eine Senkung des Leitzinssatzes durch die EZB wäre ein positives Signal für die Aktienmärkte gewesen, hätte wirtschafts- und nachfragebelebend gewirkt. Eine Senkung um 0,5 Prozentpunkte hätte etwa bei den österreichischen Unternehmen ein Einsparungspotential beim Zinsaufwand von über 600 Millionen Euro und bei der Finanzschuld der öffentlichen Hand von über 130 Mrd. Euro einen Rückgang beim Zinsaufwand des Staates um mittelfristig ebenfalls über 600 Millionen Euro bewirken können. Diese konjunktur- und budgetpolitisch wichtigen Effekte, die wir dringend brauchen könnten, lassen sich nun leider nicht realisieren.