ÖBB: Lärmarme Güterwagen 
Drei europäische Bahnen arbeiten gemeinsam an der Reduzierung der Lärmbelastung
Wien (öbb) - Die Arbeitsgemeinschaft "Low Noise Train" (LNT), bestehend aus den Bahnen ÖBB, SBB und Trenitalia, schafft die Voraussetzungen für eine Lärmreduktion im Güterverkehr. Die ersten Ergebnisse werden in den drei beteiligten Ländern der Fachpresse präsentiert. Der Start erfolgt am Wiener Nordwestbahnhof in Form der "Sound of Silence"-Multimedia-Show.

Weniger Lärm auf der Schiene Lärm ist einer der größten Stressfaktoren. Durch Reduzierung des Lärmpegels lässt sich das subjektive Wohlbefinden deutlich steigern. Gleichzeitig steigt aber das Verkehrsaufkommen auf der Schiene. Mehr Personen- und Güterverkehr bedeutet mehr Züge und höhere Geschwindigkeit. Darunter leiden insbesondere die Anrainer an Bahnstrecken.

Die Bahnen sind sich der Wirkung des Lärmpegels im Schienengüterverkehr vor allem zu Nachtzeiten bewusst und arbeiten an Konzepten für neues, lärmtechnisch optimiertes Rollmaterial. Damit wird das Lärmproblem an der Quelle gelöst und das ist auch in wirtschaftlicher Hinsicht sinnvoll.

Wie entsteht Bahnlärm?
Die Hauptursache für das Rollgeräusch und damit der zentrale Faktor für Lärmemissionen von Fahrzeugen sind Riffel auf den Radlaufflächen und Schienen. Dabei handelt es sich um mikroskopische Unebenheiten, welche oft mit dem freien Auge nicht erkannt werden können und eine Tiefe von Bruchteilen eines tausendstel Millimeters bis zu zehntel Millimeter erreichen. Hat einer dieser beiden Komponenten diese Verriffelungen, rollt der Zug deutlich lauter. Weniger Rollgeräusche entstehen, wenn Rad und Schiene sehr glatt sind. Die ÖBB-Infrastruktur trägt diesem Umstand schon seit Jahren Rechnung und hält die Fahrfläche auf den Schienen durch wiederkehrendes Schleifen glatt.

Ziel ist Halbierung des Lärms Um die Rollgeräusche weiter zu minimieren, arbeiteten ÖBB-Expertenteams gemeinsam mit den Schweizer und Italienischen Kollegen an technischen Verbesserungen, um die Züge hörbar leiser zu machen. Ziel war eine Reduktion der Lärmemission von bis zu 15 dB(A) im Vergleich zu konventionellen Güterwaggons. Eine Reduzierung in dieser Größenordnung bedeutet für das menschliche Gehör eine Halbierung des Lärms. Ergebnis der Arbeit sind drei Prototypen, die bei Testfahrten dem gewünschten Zielwert von 81 dB(A) bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h entsprachen. Die Fahrten des ÖBB-Testteams wurden Ende September auf der Nordbahnstrecke zwischen Jedenspeigen und Dürnkrut mit Geschwindigkeiten von 80, 90 und 120 km/h durchgeführt. Die Auswertung, die federführend von den ÖBB geführt wurde, förderte eine Lärmreduktion in allen Geschwindigkeitsbereichen zu Tage. Diese wurde durch folgende Ausstattungsmerkmale erzielt:

Lärmvermindernde Ausstattung
Verbundstoffbremssohlen, die das Rad beim Bremsen weniger aufrauhen; das Rad bleibt glatt und emittiert daher weniger Schall als bei konventionellen Güterwagen antidröhnbeschichtete Radsätze, schalloptimierte Drehgestellfederung mit Lagerung in Kunststoff, körperschallreduzierende Maßnahmen durch spezielle Antidröhn-Beschichtungen am Drehgestellrahmen der Type Y 25, schalloptimierte Entkoppelung des Drehgestells vom Güterwagenuntergestell, körperschallreduzierende Maßnahmen durch spezielle Antidröhnanstriche an den Wagenhauptträgern in den Bereichen über den Drehgestellen, schalloptimierte Bremsgestänge, Entkoppelung der Container und Wechselbehälter - leer und beladen - vom Untergestell durch optimierte Containerauflagen am Untergestell, schallreduzierende Maßnahmen für die Zug- und Stoßeinrichtung an den Wagenenden

Diese Ausstattungsmodule verringern sowohl im einzelnen, als auch im Zusammenwirken wesentlich den Schienenverkehrslärm.

Die lärmarmen Güterwagen werden zwischen November 2002 und Februar 2003 Medienvertretern in Österreich, Italien und der Schweiz präsentiert.