10 Jahre First Love Ambulanz in der Rudolfstiftung 
Studie ergab: erster Gynäkologenbesuch erfolgt selten vor dem ersten Sex
Wien (rk) - Ihr erstes Mal erleben junge Mädchen in Wien und Oberösterreich durchschnittlich im Alter von 15 Jahren. 68 % der Mädchen verhüten beim ersten Geschlechtsverkehr nicht. Der Besuch beim Gynäkologen findet im Schnitt erst eineinhalb Jahre später statt. Eine kürzlich in Wien und Oberösterreich durchgeführte Studie ergab, dass bei den weiblichen Teenagern großer Aufklärungsbedarf besteht. "Junge Menschen sind heute, was das Thema Sexualität angeht, derart reizüberflutet, dass sie oft die für sie wesentlichen Informationen nicht mehr herausfiltern können", so Prim. Dr. Ludwig Kaspar, Direktor der Spitäler und Geriatriezentren im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV). Die First Love Ambulanz könne hier in unbürokratischer Weise wichtige Dienste leisten, ist Kaspar überzeugt.

Hauptinformationsquelle in Sachen Aufklärung ist das TV
Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums ließ der Chef der First Love Ambulanz in der Rudolfstiftung, Univ. Prof. Prim. Dr. Werner Grünberger, eine Studie über das Sexualverhalten junger Mädchen durchführen. Dazu wurden 548 Mädchen zwischen dreizehn und neunzehn Jahren aus Wien, Ried im Innkreis und Bad Ischl befragt. Nach dem Multiple-Choice- Verfahren waren 69 Fragen zu beantworten. Die 30.000 Antworten brachten teils schockierende, teils erstaunliche Ergebnisse. So gaben die Mädchen beispielsweise als Informationsquelle Nummer Eins zum Thema Sex, vor der Aufklärung über Schule oder Eltern, das Fernsehen an. Überraschend waren auch die Reaktionen auf die Frage nach dem Kinderwunsch. Bei mehr als der Hälfte der Mädchen besteht kein Wunsch, Kinder zu gebären. Noch vor zehn Jahren gaben 72 % der gleichen Altersgruppe in einer vergleichbaren Studie an, einmal Kinder haben zu wollen.

Viele Mädchen haben Angst vor ungewollter Schwangerschaft
"Wie groß der Aufklärungsbedarf immer noch ist, sehen wir daran, dass ein erheblicher Anteil der Mädchen beim ersten Besuch unserer First Love Ambulanz befürchtet, schwanger zu sein", meint Prof. Grünberger, Chef der Gynäkologie in der Rudolfstiftung und Gründer der ersten First Love Ambulanz. Im September 1992 wurde die damals europaweit erste derartige Einrichtung in der Rudolfstiftung eröffnet. Sie versteht sich als Sexualberatung und richtet sich an vierzehn- bis neunzehnjährige Mädchen. Die Teenager können Freundinnen, Eltern oder ihren Partner zur Beratung mitbringen oder aber alleine kommen.

Weder Krankenschein noch Terminvereinbarung sind nötig
In der Spezialambulanz in der Rudolfstiftung wird auf Wunsch auch die erste gynäkologische Untersuchung, und zwar von speziell ausgebildeten JugendgynäkologInnen, durchgeführt. Dabei nehmen sich die Mitarbeiter der Ambulanz überdurchschnittlich lange Zeit für die Teenager. So dauert ein Ambulanzbesuch im Schnitt eine Dreiviertelstunde. Sowohl Beratung als auch Untersuchung erfolgen kostenlos und anonym. Die Mädchen müssen weder einen Termin ausmachen, noch benötigen sie einen Krankenschein. Die Ambulanz ist dabei zeitlich und räumlich von den Erwachsenen-Ambulanzen getrennt. "Dies gewährleistet die Anonymität der Mädchen", so Grünberger. Zweimal pro Woche steht ein Team von Frauenärzten, Psychologen und Krankenschwestern für alle Fragen zu Verhütung, Geschlechtsverkehr oder HIV-Prävention zur Verfügung und ist Anlaufstelle für die Probleme der jungen Mädchen. Österreichweit gibt es inzwischen zwölf ähnliche Ambulanzen. Allein in der Rudolfstiftung werden jährlich 1.000 Mädchen betreut.

First Love Ambulanzen im Wiener Krankenanstaltenverbund
Zwei First Love Ambulanzen sind in Einrichtungen des Wiener Krankenanstaltenverbundes beheimatet:

Krankenanstalt Rudolfstiftung:
3., Juchgasse 25
Tel: 711 65-4712
Montag und Mittwoch, 14 bis 16 Uhr
www.firstlove.at/firstlove.htm

Donauspital SMZ-Ost:
22., Langobardenstraße 122
Tel: 288 02-3850
Freitag, 16 bis 19 Uhr