OeNB - Gouverneur Liebscher: Der Euro ist ein Stabilitätsanker für Europa und für die internationale Finanzarchitektur
Wien (oenb) - Dr. Klaus Liebscher, Gouverneur der Osterreichischen Nationalbank und EZB-Ratsmitglied, würdigte am 14. November 2002 beim 8. Internationalen Finanz- und Wirtschaftsforum in Wien den Euro als einen Stabilitätsanker in der internationalen Finanzarchitektur. Als die gemeinsame Währung von rund 300 Millionen Bürgern der Europäischen Union habe der Euro bzw. der durch ihn repräsentierte Euroraum ein ökonomisches Gewicht erreicht, das jenem der USA entspricht. Innerhalb des Eurogebiets habe die Währungsunion die Mitgliedsländer nicht nur vor nachteiligen intraeuropäischen Währungsschwankungen bewahrt, die früher bei externen Schocks in vielen Ländern die Wirtschaftsentwicklung beeinträchtigten. Durch die Sicherung der Preisstabilität trage der Euro auch zu mehr Stabilität im internationalen Finanzsystem bei.

Nach nunmehr fast vier Jahren Währungsunion weise der Euroraum eine niedrige Inflation und ein niedriges Zinsniveau auf - die Voraussetzungen für nachhaltiges Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum seien damit gegeben. Um diesen hohen Grad an Stabilität abzusichern, sei es jedoch unabdingbar, dass alle Mitgliedstaaten an dem im Rahmen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes formulierten Ziel der Erreichung ausgeglichener Haushalte glaubwürdig festhalten und ambitioniert weitere Strukturreformen durchführen.

Als Stabilitätsanker für Europa, so Gouverneur Liebscher weiter, trage der Euro auch wesentlich zur Stabilität des internationalen Finanzsystems bei. Die Finanzmarktkrisen, die in den vergangenen Jahren eine Reihe von aufstrebenden Volkswirtschaften betroffen haben, veranschaulichen deutlich die Gefahren, die ein schwacher Finanzsektor für die Stabilität eines Wirtschaftssystems darstellt. Aus dieser Erkenntnis wurden inzwischen auf internationaler Ebene eine Reihe von Initiativen gesetzt, um die globale Finanzarchitektur zu stärken.

Die Euro-Einführung hat den Prozess der Finanzmarktintegration und den Strukturwandel im Eurowährungsgebiet beschleunigt und verstärkt. Der derzeitige Rechts- und Aufsichtsrahmen stütze sich jedoch noch sehr stark auf nationale Zuständigkeiten. Gouverneur Liebscher begrüßt daher die von der EU im Hinblick auf eine höhere Finanzsystemstabilität gestarteten Initiativen für eine verstärkte grenz- und branchenübergreifende Zusammenarbeit.

Auch in Österreich wurde die Finanzmarktaufsicht laufend an die Entwicklungen im Finanzsektor, an das entsprechenden EU-Recht und an die einschlägigen internationalen Standards angepasst und institutionell neu geordnet. Durch die starke operative Einbindung der Oesterreichischen Nationalbank in die Banken- und Finanzmarktaufsicht wurde sichergestellt, dass die OeNB auch im Eurosystem ihre vielfältigen makroprudenziellen Aufgaben wahrnehmen und somit ihren Beitrag zur Erhaltung der Finanzmarktstabilität leisten kann.

Und mit Blick auf die bevorstehende Erweiterung der EU betonte der Gouverneur abschließend, wie wichtig es sei, das Konzept der Stabilitätsorientierung über den Euroraum hinaus zur Anwendung zu bringen, denn damit würden in Europa politische Stabilität, Finanzmarktstabilität, makroökonomische Stabilität und - im besonderen Interesse des Eurosystems gelegen - auch Preisstabilität gefördert.