Die Rückkehr der Scherenritter
Bundesforste-Projekt zur Wiederansiedelung des Edelkrebses abgeschlossen
Wien (öbf) - Den Österreichischen Bundesforsten ist es gelungen, den seit Jahrzehnten verschwundenen Edelkrebs im Salzkammergut wieder anzusiedeln. Gemeinsam mit der Karl-Franzens-Universität Graz wurden mehrere hundert Edelkrebse in Toplitz- und Grundlsee ausgesetzt.

Ausrottung durch Import fremder Arten
Mit dem Import des amerikanischen Signalkrebses in den 70er Jahren wurde die Krebspest eingeschleppt, die für alle heimischen Arten tödlich ist. Die rasche Ausbreitung der Signalkrebse in Flüssen und Seen und Teichen führte neben der Gewässerverschmutzung und -verbauung zur Ausrottung verschiedener heimischer Krebsarten, darunter auch der Edelkrebse. Lange Zeit schien eine Wiederansiedlung des Edelkrebses aussichtslos. Denn bereits eine kleine Signalkrebsgruppe kann riesige Gewässerflächen für heimische Arten unbewohnbar machen und die Wiederansiedelung für lange Zeit verhindern.

Wiederansiedelung im natürlichen Lebensraum
Als größte Naturerhalter und Seenbewirtschafter Österreichs bemühen sich die Bundesforste aktiv um den Erhalt und die Belebung der heimischen Flora und Fauna. Aus diesem Grund wurde im Salzkammergut gemeinsam mit dem Institut für Zoologie der Karl-Franzens-Universität Graz ein Projekt zum Wiederbesatz mit Edelkrebsen gestartet. Um zu überprüfen, ob der gefährliche Signalkrebs eine Bedrohung darstellt, wurden die Krebsbestände auf einer Gesamtfläche von 46.000 ha Seen und Flüssen im Salzkammergut kartiert. Parallel wurde die potentielle Eignung als Edelkrebslebensraum der stehenden und fließenden Gewässer überprüft. Die Kartierung ergab, dass dem Wiederansiedelungsprojekt des Edelkrebses keine Gefahr durch den Signalkrebs droht.

Blaues Naturwunder
Bis in die 50er Jahre waren Edelkrebse in Österreichs Flüssen und Seen weit verbreitet und die bekannteste vorkommende heimische Krebsart. Hauptmerkmal der bizarren Tiere sind ihre großen Scheren, die zum Ergreifen der Nahrung und zum Schutz vor Feinden dienen. Aber auch seine Färbung macht den Edelkrebs zu etwas besonderem: der in der Regel dunkelbraun gefärbte Edelkrebse kann manchmal eine fast unwirklich anmutende Blaufärbung aufweisen. Aufgrund ihrer Lebensraumqualität stellen der Grundl- und Toplitzsee sowie der Öden-, Misboden- und Schwarzensee ideale Biotope für die Ansiedelung des Krebses dar.

Optimale Verbindung von Ökologie und Ökonomie
In etwa 5-10 Jahren wird der Bestand der Edelkrebse hoffentlich derart gestiegen sein, dass die Anzahl der Tiere eines kontrollierenden Eingriffs bedarf. Dann wird auch der Fang von Edelkrebsen für die Gastronomie wieder möglich sein, ohne den Fortbestand der Art zu gefährden. Der etwa 20 Zentimeter lange Edelkrebs gilt unter Feinschmeckern als wahres Gusto-Stück, wie eine Vielzahl von Rezepten in alten Kochbüchern belegen.

Bundesforste-Vorstand Georg Erlacher sieht in der Wiederansiedelung der Edelkrebse eine erfolgreiche Verbindung von ökologischen und ökonomischen Komponenten: "Beim Wiederbesatz des Edelkrebses war unser vorrangiges Interesse, die natürliche Situation in den Salzkammergut-Seen wiederherzustellen. Dass daraus in einigen Jahren auch ein gastronomischer Nutzen gezogen werden kann, ist natürlich eine erfreuliche Nebensache."

Die Ansiedelung des Edelkrebses ist eines von zahlreichen Natur- und Tierschutzprojekten der Bundesforste, die sich in vielen Bereichen für den Erhalt der österreichischen Naturressourcen engagieren. So wurde beispielsweise zur Sicherung des Bestandes der Europäischen Sumpfschildkröte in den Donauauen ein Schildkrötenzentrum geschaffen und der Schwarzstorch-Bestand im Wienerwald gefördert. Weiters setzen sich die Bundesforste für die Renaturierung von Mooren sowie die gezielte Förderung von bedrohten Baumarten ein.