Kurzsichtigkeit: Kein Nutzen von zu schwachen Gläsern
Geringfügig zu schwache Brillen verschlechtern Sehkraft bei Kindern
London (pte) - Laut einer aktuellen Studie der Anglia Polytechnic University in Cambridge ist die Idee, Kurzsichtigkeit bei Kindern mit zu schwachen Brillengläsern zu korrigieren, falsch. Es ist eine weitverbreitete Praxis, zu schwache Gläser gegen die Augenkrankheit einzusetzen. Eine Studie in Kooperation mit der National University in Kuala Lumpur mit 94 Kindern wurde jetzt aber nach zwei Jahren abgebrochen, da die Unterkorrektur die Sehkraft verschlechterte. Ursprünglich war die Studie für drei Jahre anberaumt, berichtet New Scientist. Über das Alter der Kinder und die Stärke der Fehlsichtigkeit ist allerdings nichts bekannt.

"Was getan wurde, geschah mit den besten Absichten", betonte der Augenarzt Daniel O`Leary von der Anglia Polytechnic University. Seit 1965 setzen Augenärzte aufgrund der positiven Ergebnisse einer Studie an 33 japanischen Kindern geringfügig schwache Brillengläser zur Verbesserung der Sehkraft ein. O´Leary rät aufgrund der aktuellen Ergebnisse zur "vollen Korrektur". "Die Unterkorrektur ist der falsche Weg, aber gar keine Brille zu tragen, die schlechteste Alternative", betont der Augenarzt.

Bei der Kurzsichtigkeit liegt der Fokus im so genannten Glaskörper, also nicht exakt auf der Netzhaut (Retina), sondern davor. Brillengläser sollen den Fehler beheben und den Fokus auf die Netzhaut verlegen. Bei normalen Brillengläsern wird bei der Betrachtung naher Objekte der Fokus aber hinter die Netzhaut verlegt. Gemäß gängiger Lehrmeinung könne dies dazu führen, dass sich das Auge beim Versuch nahe Objekte auf dem Fokuspunkt "wiederzufinden", weiter vergrößert. Dadurch vermindert sich die Sehkraft und erhöht sich das Risiko von Krankheiten wie Grüner Star, Netzhautablösung und einer Retinopathie (Netzhauterkrankung). Eine Unterkorrektur soll die Verlängerung des Augapfels verhindern.

Bei den halbjährlichen Messungen der Augäpfel der malaysischen Kinder mit Ultraschall zeigte sich, dass sich der Augapfel bei einer Unterkorrektur schneller verlängerte. "Die Unterkorrektur könnte für Erwachsene genau so schlecht sein", glaubt O´Leary. Ein Verlust der Sehkraft wurde bislang aber nur bei Kindern registriert. Millionen Patienten weltweit könnten aber bereits falsch gegen Kurzsichtigkeit behandelt worden sein. Als einen Grund nennt der Augenarzt die Tatsache, dass die Sehforschung in Europa nicht vorrangig ist und Studien über Kurzsichtigkeit auch kaum finanziert werden.