Thema Nationalratswahl – 22. November 2002

 Letzte TV-Konfrontation der Spitzenkandiaten
 Bures: "Klare Kanzlerperformance von Alfred Gusenbauer"
Wien (sk) - "Alfred Gusenbauer hat eine klare Kanzlerperformance geboten" - so kommentierte SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures Donnerstag (21. 11.) Abend die heutige TV-Konfrontation der vier Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl. Alfred Gusenbauer habe "sachlich, ruhig und bestimmt die Themen und Lebensfragen der österreichischen Bevölkerung eingebracht" und als einziger Kanzlerkandidat Antworten auf die Zukunftsfragen Österreichs in der Diskussion angesprochen. Wolfgang Schüssel habe - "bei aller inhaltlichen Leere" - verbissen agiert, und einmal mehr klar gemacht, "dass sein Programm ein phantasieloses Weiterso' ist". Unverständlich ist für Bures, dass Schüssel "selbst an einen Tag wie heute, wo ein Prototyp des Eurofighters abgestürzt ist, stur am Ankauf neuer Abfangjäger festhält". Positiv beurteilt Bures, dass das Bekenntnis zu einem stabilen Budget in der Diskussion kein Streitthema mehr war, sondern über die Notwendigkeit der Budgetstabilität absoluter Konsens zwischen den vier Parteien geherrscht habe.
SPÖ-Kanzlerkandidat Gusenbauer habe seine Prioritäten klar auf den Tisch gelegt und das Programm der SPÖ für Wachstum ohne Schulden erklärt. Gusenbauers Plan sei, die Kaufkraft zu stärken, die Wirtschaft anzukurbeln und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Außerdem habe die TV-Debatte klar gemacht, dass die SPÖ im Gegensatz zu Schwarz-Blau auf einen starken sozialen Zusammenhalt und sichere Pensionen setzt.
Van der Bellen habe in die Diskussion sehr interessante Positionen eingebracht, die es wert seien, über diese Konfrontation hinaus diskutiert zu werden, so Bures. FPÖ-Interims-Chef Herbert Haupt habe sich "eher schwächlich präsentiert" und wenig Interesse für wichtige Sachthemen, wie die Sicherung der Pensionen, bekundet, so Bures abschließend.
   
 Rauch-Kallat: Nach dieser Diskussion fällt die Wahl nicht schwer
Gusenbauer rückt bereits jetzt schrittweise von Wahlversprechen ab - das zeigt, wie unseriös seine Politik ist
Donnerstag (övp-pk) - "Die Österreicherinnen und Österreicher haben die Wahl: Zwischen einem Oppositionspolitiker, der eine Steuerreform auf Pump will, der nicht zuhören kann, unser Land krank redet und den Pensionisten mit ungeheuerlichen Argumenten Angst macht und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der Österreich unter die besten Staaten Europas gebracht hat und unser Land auch in schwierigen Zeiten erfolgreich führt", sagte ÖVP- Generalsekretärin Abg.z.NR Maria Rauch-Kallat am Donnerstag (21. 11.) in Reaktion auf die TV- Diskussion der Spitzenkandidaten der vier Parlamentsparteien. Sie sei überzeugt: "Wer diese Diskussion gesehen hat, dem wird die Entscheidung nicht schwer fallen."
Interessant sei, dass Alfred Gusenbauer bereits vor der Wahl schrittweise von den schriftlichen Wahlversprechen der SPÖ abrücke: "Im kürzlich präsentierten SPÖ-Wahlprogramm wird eine Steuersenkung für kleine und mittlere Einkommen von 2 Mrd. Euro versprochen. Bei der heutigen TV-Diskussion dagegen waren es plötzlich nur mehr 1-2 Mrd. Euro, aber auch dafür konnte der SPÖ-Chef keinerlei Finanzierungsvorschläge machen. Das zeigt, wie unseriös die Politik von Alfred Gusenbauer ist", schloss die ÖVP-Generalsekretärin.
   
 Haupt: "Wir überschreiten die 15-Prozent-Marke"
Schweitzer: "Die FPÖ ist wieder da" - Bleckmann: "FPÖ hat 75.000 Arbeitsplätze für Frauen geschaffen"
Wien (fpd) - Gemeinsam hielten FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Haupt, FPÖ-BPO- Stellvertreterin Magda Bleckmann und FPÖ-Klubobmann Karl Schweitzer am Freitag (22. 11.) im Wiener Donauturm die Abschlußpressekonferenz zum Nationalratswahlkampf 2002 ab. Haupt zeigte sich dabei überzeugt, daß die FPÖ kommenden Sonntag die 15-Prozent-Marke überschreiten werde.
Schweitzer eröffnete die Runde der Stellungnahmen mit der Feststellung: "Die FPÖ ist seit Linz wieder stark da." Die Funktionäre seien motiviert, es gebe einen klaren Aufwärtstrend, der dritte Platz stehe außer Frage. Während die anderen Parteien über Koalitionen spekuliert hätten, habe die FPÖ die Finalphase des Wahlkampfes genutzt. Die Menschen kämen in Massen zu den Veranstaltungen und seien interessiert. "Für uns ist bis zur letzten Minute Wahlkampf." Zur gestrigen TV-Konfrontation merkte Schweitzer an, daß Van der Bellen sich nur für eine rot-grüne Koalition interessiert habe, während ein grantiger Schüssel offenbar begriffen habe, daß seine Rechnung mit Grasser nicht aufgegangen sei. Den indisponierten SPÖ-Vorsitzenden Gusenbauer bezeichnete Schweitzer als Seifenblasenfabrikanten. Der freiheitliche Klubobmann erinnerte auch an die von Androsch angekündigten Belastungen nach der Wahl und zitierte eine Zeitungsschlagzeile: "SP-Androsch: Nach der Wahl kommt die Qual." Die FPÖ sei die einzige Kraft, die diese Qual verhindern könne.
Magda Bleckmann erinnerte an die gute Arbeit, die die Freiheitlichen und insbesondere Sozialminister Haupt in der Regierung für Österreichs Frauen geleistet hätten. So seien 75.000 neue Arbeitsplätze für Frauen geschaffen worden, das Kindergeld sei eingeführt worden wie auch die Abfertigung Neu. Bleckmann erneuerte die Forderung nach 1.000 Euro Mindestlohn, wodurch die Einkommensschere weiter geschlossen werden solle und verlangte auch eine eigenständige Pensionsabsicherung für Frauen.
Herbert Haupt betonte, daß Österreich bei den Frauen in der Altersgruppe von 20 bis 45 Jahren die höchste Beschäftigungsquote in Europa habe. Außerdem habe man es geschafft, den Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen von 38 auf 30 Prozent zu senken. Im Gegensatz zu früheren Wahlen sei nun auch die Unterstützung für die FPÖ bei Frauen größer als bei Männern. Haupt kritisierte weiters den Umstand, daß der Wahlkampf einige Fouls gebracht habe und nannte hier das illegale Überkleben freiheitlicher Plakate sowie andere Beispiele. Mit Fairneß und anständigem Wahlkampf habe das nichts mehr zu tun. Zu Grasser sagte Haupt, daß dieser ein Zero-Ticket gelöst habe. Abschließend bedankte sich Haupt bei allen Personen, die im Wahlkampf mitgearbeitet haben und insbesondere bei Vizekanzlerin Riess-Passer, die es auf 10.000 Personenkontakte gebracht habe, und bei Verkehrsminister Mathias Reichhold, der sich, obwohl noch nicht ganz genesen, in dieser Woche international in der Transitfrage eingesetzt habe.
   
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 Bis zu 2,03 Millionen Zuseher bei ORF-TV-Konfrontation
Insgesamt 4,181 Millionen sahen TV-Konfrontationen
Wien (orf) - Die ORF-TV-Konfrontation zur Nationalratswahl 2002 mit den vier Spitzenkandidaten der im Parlament vertretenen Parteien vom 21. November 2002 brachte eine Rekordzuschauerzahl. Durchschnittlich 1,842 Millionen Zuseher verfolgten die von Elmar Oberhauser geleitete Diskussion, das entspricht einer Reichweite von 27,3 Prozent bei einem nationalenMarktanteil von 60 Prozent.
Insgesamt sahen 4,181 Millionen Österreicherinnen und Österreicher zumindest Teile der sechs Zweier- und der Vierer-Konfrontation vor der Nationalratswahl 2002, das sind 61,9 Prozent der erwachsenen Österreicherinnen und Österreicher mit einem TV-Gerät. Im Vergleich zu 1999 erreichten die TV-Konfrontationen mehr junge Zuschauer. In der Altersgruppe der 12- bis 29-Jährigen betrug der KaSat-Marktanteil aller Diskussionen durchschnittlich 37 Prozent. Den größten Marktanteil in dieser Altersgruppe erzielte mit 48 Prozent die Vierer-Konfrontation, gefolgt von der Konfrontation Gusenbauer - Van der Bellen mit einen KaSat-Marktanteil von 42 Prozent und der Konfrontation Schüssel - Gusenbauer mit 41 Prozent. Im Vergleich zu den Konfrontationen vor der Nationalratswahl 1999 steigerte sich in der Altersgruppe der 12- bis 29-Jährigen der KaSat-Marktanteil von 24 Prozent auf 37 Prozent.
Mit der so genannten "Elefantenrunde" zur Nationalratswahl 2002 wurden die Zuseherzahlen der Fünfer-TV-Konfrontation vor der Nationalratswahl 1999 noch übertroffen. Damals sahen 1,406 Millionen Zuseher (Reichweite: 21 Prozent, Marktanteil: 57 Prozent) die von Gisela Hopfmüller geleitete Diskussion.
ORF-Informationsdirektor Gerhard Draxler zum großen Zuschauerinteresse: "Die Performance der ORF-Information im Vorfeld der Wahl 2002 hat nationale und internationale Anerkennung gefunden. Die sieben TV-Konfrontationen haben die viel beklagte Politikverdrossenheit - bemerkenswerterweise auch in der jungen Zielgruppe - in den vergangenen Wochen vergessen lassen, was die sensationellen Reichweiten unter Beweis stellen. Mein Dank geht an Elmar Oberhauser, Fritz Melchert und all jene, die perfekte journalistische Arbeit geleistet haben."