"Sehnsucht Süden" in der Residenzgalerie
Sonderausstellung vom 22. November bis 2. Februar / Dokumentation französischer Barock- und Rokokogemälde
Salzburg (lk) - „Sehnsucht Süden" lautet das Motto der neuen Sonderausstellung, die ab Freitag, 22. November, in der Salzburger Residenzgalerie zu sehen ist (bis 2. Februar 2003). Gezeigt werden Werke von französischen Barock- und Rokokomalern, die in Italien entstanden sind und italienische Motive und Themen zum Inhalt haben. Ausgangspunkt für diese Ausstellung ist die erstmalige Erfassung und Publikation sämtlicher französischer Barock- und Rokokogemälde, die sich in öffentlichen Sammlungen und Klöstern in Österreich befinden. Von insgesamt 230 Werken präsentiert die Ausstellung Exponate jener Künstler, die in ihren Bildern die landschaftlichen Reize und das Flair des Südens vermitteln. Ergänzt wird die Präsentation durch Leihgaben der Berliner Gemäldegalerie.

Dr. Roswitha Juffinger, die Direktorin der Residenzgalerie, nutzte heute, Mittwoch, 20. November, die Vorbesichtigung der Sonderausstellung auch zu einer Bilanz der bisherigen Saison: Von 1. Jänner bis 27. Oktober, dem Ende der jüngsten Sonderausstellung mit Meisterwerken der niederländischen Malerei aus dem Sammlungsbestand, besuchten insgesamt 51.747 Personen die Residenzgalerie Salzburg. Die „Niederländer-Ausstellung" allein sahen 27.382 Besucher/innen. Mit der Sonderausstellung konnten zwischen 13. Juli und 27. Oktober insgesamt 108.000 Euro an Einnahmen (Eintritte, Kataloge, Museumsshop) erzielt werden. Die weiteren Sonderausstellungen des Jahres 2002 trugen den Titel „Still-Lesen – Malerei des 17. bis 19. Jahrhunderts" bzw. „Tulpen – Schönheit & Wahn".

Die Residenzgalerie rechnet heuer mit Gesamteinnahmen von rund 230.000 Euro. Die Einnahmen machen durchschnittlich mehr als 20 Prozent des Galerie-Gesamtbudgets aus. Mit dieser Summe steht die Residenzgalerie österreichweit im Spitzenfeld, so Dr. Juffinger. Auf Grund einer Regelung aus dem Jahr 1957 wird jedes Jahr ein Teil der Einnahmen einbehalten und im darauf folgenden Jahr zur Durchführung von Sonderausstellungen verwendet. Im nächsten Jahr stehen der Residenzgalerie für Ausstellungen knapp 150.000 Euro zur Verfügung; im Jahr 2004 wird sich diese Summe voraussichtlich auf knapp 89.000 Euro verringern. Der Beschluss über das Budget wird nächste Woche vom Salzburger Landtag gefasst.

Italien begeisterte die französischen Künstler
Kein Land begeisterte die französischen Künstler im 17. und 18. Jahrhundert mehr als Italien. Man schätzte das Klima, die malerischen Landschaften sowie die Kunst und Baudenkmäler der Antike, der Renaissance und des zeitgenössischen Barock. Für die fachgerechte Ausbildung sorgten wohlhabende Gönner sowie die 1666 in Rom gegründete Académie de France, die jährlich neue Studenten aufnahm und somit den Aufenthalt der französischen Maler finanziell absicherte. Als Gegenleistung mussten die jungen Künstler neben eigenen Werken Kopien von italienischen Gemälden oder Skulpturen anfertigen und für Studien nach Paris senden.

Die Dauer einer Italienreise hing vom jeweiligen Vorhaben ab. Üblicherweise verbrachte ein Bildungsreisender bei gründlichen Studien mindestens sechs Monate im Land, wobei mehrjährige oder dauerhafte Aufenthalte mit Wohnsitz in Rom oder Venedig vor allem bei Künstlern keine Seltenheit waren.

Je nach Jahreszeit und dem geplanten Besuch, wählten die Reisenden entweder den Weg über Mailand nach Venedig und dann über Bologna, Rimini und Loreto nach Rom oder man folgte zuerst der Küstenlinie von Genua nach Pisa und nahm dann im Landesinneren den Weg über Lucca, Florenz und Siena, um in die Ewige Stadt zu gelangen. Dort verbrachten die Künstler die meiste Zeit ihres Italienaufenthaltes.

Kleinere Ausflüge in das Umland – etwa nach Tivoli und Genazzano – oder mehrwöchige Reisen nach Neapel mit der abschließenden Besteigung des Vesuvs waren ebenso Pflicht wie das Studium zeitgenössischer italienischer Malerei oder römischer Antikensammlungen.

Die Künstler bereisten neben Rom, Neapel, Florenz, Bologna oder Venedig ferner die antiken Orte Pozzuoli, Solfatara, Cumae oder Bajae. Herculaneum und Pompeji kamen als neu ausgegrabene Attraktionen um die Mitte des 18. Jahrhunderts hinzu.

Unwegsame Straßen, keine Infrastruktur und Furcht vor der einheimischen Bevölkerung ließen nur wenige Franzosen über Neapel hinausgelangen und Apulien, Kalabrien oder Sizilien besuchen.

Rom als Ziel der Reise
Rom war das eigentliche Ziel jeder Italienreise. Keine andere Stadt bot eine solche Dichte an Kunstwerken und beherbergte eine so große Zahl namhafter Künstler aus ganz Europa.

Das antike Erbe verfolgte die Bewohner auf Schritt und Tritt. Entweder verwendeten sie die Ruinen als Steinbruch für die Neubauten, errichteten in ihnen ihr Wohnquartier oder gestalteten mit ihnen oder um sie herum Gärten, die Maler wie Giovanni Paolo Panini, Giovanni Battista Piranesi oder Jean Lemaire, Jean-Honoré Fragonard, Hubert Robert und Claude-Joseph
Vernet zu zahlreichen Bildern animierte.

Gemeinsam durchwanderten die Künstler die Ruinenfelder, studierten die lichterfüllte Atmosphäre und zeichneten im Freien Ansichten, die im Atelier in eindrucksvolle Gemälde umgesetzt wurden und nicht nur in den Heimatländern der Maler ihre Abnehmer fanden. Bei ausländischen Kunden wurden die Werke über Mittelsmänner beim Künstler in Auftrag gegeben oder wie bei den Franzosen üblich, waren die Gemälde Bestandteil einer Abmachung zwischen den Malern und ihren Förderern, die den Aufenthalt in Rom finanzierten.

Abnehmer und Reiseandenken
Hauptkäufer der in Italien gefertigten Kunstgegenstände waren im 17. Jahrhundert sowohl der König von Frankreich Ludwig XIV. als auch die Päpste und ihre Nepoten, während im 18. Jahrhundert das meiste an die Engländer ging, die die größte Gruppe an wohlhabenden Reisenden stellte.

Die steigende Nachfrage an Andenken ließen italienische wie französische Maler zunehmend Landschaften und Stadtansichten für den Bildungsreisenden produzieren. Gemälde oder Grafiken, wenn auch nicht immer detailgetreu ausgeführt, dienten vor allem im 18. Jahrhundert der Erinnerung.

Die Künstler spezialisierten sich auf bestimmte Bildthemen und schufen – inspiriert von den antiken Ruinen Roms, den Küstenstädten und der lichterfüllten Atmosphäre Italiens – neben realen Ansichten unzählige Fantasiestücke.

Überwogen im 17. Jahrhundert noch die heroisch-idealen Landschaften Nicolas Poussins oder Gaspard Dughets, waren es im 18. Jahrhundert die lieblich-romantischen Landschafts- und Ruinenbilder Adrien Manglards, Claude-Joseph Vernets oder Hubert Roberts, die das kunstverständige Publikum begeisterten.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stieg das Interesse für die Historienmalerei und damit wieder an der strengeren akademischen Ausbildung an, die das Ende der romantisch verklärten Sichtweise bedeutete und zur klassizistischen Epoche überleitete.

Die Präsentation in der Residenzgalerie gliedert sich nach den einzelnen Bilddarstellungen und reicht von topographischen Ansichten, Ruinenmalerei und Stimmungslandschaften über heroische Landschaften bis hin zu Historienbildern.