Dr. Otto von Habsburg feierte 90. Geburtstag in Wien 
Wien - Dr. Otto von Habsburg begeht am Mittwoch (20. 11.) seinen 90. Geburtstag in Wien. Um 9 Uhr vormittags wird im Stephansdom ein Hochamt gefeiert, für 11 Uhr ist ein Festakt in der Hofburg angesetzt. Ein Empfang mit Diner im Schloß Schönbrunn schließt die Feierlichkeiten in Wien ab.

Erzherzog Otto wurde in Reichenau (Niederösterreich) am 20. November 1912 als ältester Sohn von


Der zukünftige Kronprinz mit seinem Großonkel, Kaiser Franz Joseph I.

Fotos: www.sabine-brauer-photos.de
Erzherzog Carl von Österreich (dem späteren Kaiser Karl I. von Österreich, König von Ungarn, Böhmen, Kroatien, usw.) und Prinzessin Zita von Bourbon-Parma (der späteren Kaiserin und Königin) geboren. Ab 1916 war er Kronprinz von Österreich-Ungarn.

Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918 lebte er in Österreich-Ungarn; anschliessend aufgrund der Habsburger-Sondergesetze im Exil in der Schweiz und auf Madeira, wo sein Vater, Kaiser Karl, am 1. April 1922 starb. Die Jahre 1922 bis 1929 verbrachte er in Lequeitio (Spanien), 1929 bis 1939 in Steenockerzeel (Belgien), 1939 in Paris, 1940 bis 1944 in Washington D.C. (USA). 1944 kehrte er nach Europa zurück, lebte bis 1951 in Frankreich, und seit 1954 in Pöcking (Bayern). Die Wiedereinreise nach Österreich wurde nach jahrelangem Rechtsstreit erst 1966 durch eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes möglich.

Seit 1951 ist Otto von Habsburg verheiratet mit Prinzessin Regina von Sachsen-Meiningen. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor: Andrea, Monika, Michaela, Gabriela, Walburga, Karl, Georg.

Studien
Die Matura (Abitur) absolvierte Otto von Habsburg nach dem österreichischen und ungarischen Programm in Spanien. Das Studium


Erzherzog Carl von Österreich (später Kaiser Karl I. von Österreich, König von Ungarn, Böhmen, Kroatien, usw.) und Prinzessin Zita von Bourbon-Parma mit Sohn Otto
der politischen und sozialen Wissenschaften an der Universität von Louvain/Löwen (Belgien) schloss er 1935 mit dem Doktorat ab.

Wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit
Otto von Habsburg veröffentlichte 35 Bücher in neun Sprachen zu Themen der Geschichte, der Gesellschafts- und Sozialpolitik, sowie insbesondere der Europapolitik. Daneben verfasste er zahllose Buch-, Zeitschriften- und Zeitungsbeiträge. Seit 1953 erscheint eine wöchentliche Chronik zum Zeitgeschehen aus seiner Feder in zahlreichen Tageszeitungen in mehreren Sprachen.

Politische Tätigkeit
In den dreissiger Jahren trat Otto von Habsburg offen gegen den Nationalsozialismus auf und leistete Widerstand gegen den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938. Von den Nazis wurde er deshalb auch steckbrieflich verfolgt. Bei Kriegsausbruch half er mehr als zehntausend NS-Verfolgten, zumeist Juden, bei der Flucht nach Übersee. Während des Zweiten Weltkriegs wirkte er in den USA für die Wiederherstellung Österreichs, engagierte sich gegen die Vertreibung der Deutschen aus dem Sudetenland und den deutschen Ostgebieten sowie für die Selbstbestimmung Südtirols. Nach dem Krieg wurde er auf Drängen der sowjetischen Besatzer neuerlich aus Österreich ausgewiesen.

Seit 1936 ist Otto von Habsburg Mitglied der von Richard Coudenhove-Kalergi gegründeten Paneuropa-Union, seit 1957 deren Internationaler Vizepräsident. Nach dem Tod des Paneuropa-Gründers übernahm er dessen Willen entsprechend 1973 das Amt des Internationalen Präsidenten der Paneuropa-Union. Er baute die Organisation zu einer Massenbewegung für ein freies, christliches, soziales und einiges Europa aus und machte sie zum Fürsprecher der von kommunistischen Regimen unterdrückten Völker in Mittel- und Osteuropa.

Mitglied des Europäischen Parlamentes wurde Otto von Habsburg mit der ersten Direktwahl am 10. Juni 1979. Dort war er bis Juli 1999 als Obmann der christdemokratischen EVP-Fraktion im Aussenpolitischen Ausschuss, als Präsident und Vizepräsident der Ungarn-Delegation sowie als Alterspräsident des Parlamentes tätig. Die Einrichtung eines leeren Stuhls für die unterdrückten Völker Europas, die Wiederentdeckung des Mitteleuropa-Begriffs, die Entwicklung einer gemeinsamen
Aussen- und Sicherheitspolitik und die Öffnung für den Beitritt der Staaten Mittel- und Osteuropas zur Europäischen Union tragen seine Handschrift. Er war Berichterstatter für den Beitritt Spaniens zur damaligen EG und für das Handels- und Kooperationsabkommen mit Marokko, sowie – bis 1999 – für den EU-Beitritt Ungarns.

Seit 1989 setzte er sich für den Aufbau der Paneuropa-Union in den Staaten jenseits des "Eisernen Vorhangs" ein, arbeitete für die Unabhängigkeit der baltischen Staaten von Moskau und Kroatiens, Sloweniens und Bosnien-Herzegowinas von Belgrad. Am 19.August 1989 war Otto von Habsburg Schirmherr des "Paneuropa-Picknicks" in Sopron, bei dem 700 Deutsche aus der "DDR" die erste grosse Massenflucht wagten.

Mitgliedschaften und akademische Ehrungen
Academie des Sciences Morales et Politiques, Institut de France in Paris; Real Academia de Ciencias Morales y Politicas in Madrid; Academia da Cultura Portuguesa in Lissabon; Academia Mejicana de Derecho Internacional in Mexiko; Academie du Royaume du Maroc; Professor h.c. der Universität von Bogota (Kolumbien); Ehrenmitglied des Instituto de Estudios da Marinha (Portugal); Honorary Fellowship der Universität Jerusalem; Dr. h.c. der Universitäten von Nancy, Tampa, Cincinnati, Ferrara, Pecs/Fünfkirchen, Budapest, Turku, Osijek und Skopie.

Orden und Auszeichnungen
Grosskreuz des Päpstlichen Gregoriusordens mit Band und Stern, Bayerischer Verdienstorden, Grosskreuz Lion d`Or von Luxemburg, Grosskreuz des Ordens Carlos III. von Spanien; Orden de Africa, Grosses Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, König-Zvonimir-Orden von Kroatien, Maarjaa Maa Orden (Marienland-Orden) der Republik Estland, Verdienstorden Grosskreuz der Republik Ungarn, Europäischer Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Medaille du Merite Europeen von Luxemburg, Robert-Schuman-Goldmedaille, Europapreis Coudenhove-Kalergi, Commandant de la Legion d’Honneur, usw.


Vom Thronfolger zum Visionär des vereinten Europa
Für Otto von Habsburg ist Politik Dienst an den Menschen und Völkern. Während seiner 20jährigen Zugehörigkeit zum Europäischen Parlament als Abgeordneter der CSU von 1979 bis 1999 und heute als Internationaler Präsident der Paneuropa Union (seit 1973) ist er ein Vorkämpfer für die Erweiterung der Europäischen Union, das Selbstbestimmungsrecht der Völker, eine echte gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und ein subsidiär gegliedertes Europa, das fest auf seinen christlichen Wurzeln steht.

Otto von Habsburg kam 1912 als Erzherzog Österreich-Ungarns zur Welt und wuchs als Thronfolger des Kaiserreiches auf. Nach dem Sturz der Monarchie im Jahre 1918 begann für die Familie das wechselvolle Schicksal des Exils, welches sie nach Madeira, Spanien, Belgien, USA und Kanada führte. Von den Nazis bekämpft setzte sich Otto von Habsurg während der 30er Jahre für die Unabhängigkeit und Freiheit Österreichs ein, diesen Kampf setze er aus dem amerikanischen Exil während des 2. Weltkriegs fort.
Während der Flucht aus Europa rettete er tausende Juden und politisch Verfolgte vor dem Zugriff der Nazi-Schergen.

Bereits in den dreißiger Jahren lernte er Richard Coudenhove Kalergi, den Gründer der Paneuropa-Union kennen. Lange vor den herrschenden Politikern sah er in der Einigung Europas die große Friedensvision für das 21. Jahrhundert. Die Internationale Paneuropa-Union, deren Präsident er seit 1973 ist, bot und bietet ihm dazu die Plattform. Als Politiker, Journalist und Schriftsteller schuf er sich einen Ruf von Weltrang.

Von 1979 bis 1999 war Otto von Habsburg für die CSU Abgeordneter im Europäischen Parlament. Dort war er ein Vorkämpfer für europäische Integration und europäisches Bewußtsein. Auf seine Initiative entstand der heute rote Europapass sowie der Abbau der Grenzkontrollen innerhalb der Union. Im Gegensatz zu jenen, die die Europäische Gemeinschaft lediglich als Freihandelszone betrachteten, setzte er erfolgreich die paneuropäische Vision durch: eine politische Gemeinschaft, die nicht am Eisernen Vorhang aufhören darf. Spektakulär war sein Antrag im Europäischen Parlament für das Aufstellen eines "leeren Stuhls" im Plenarsaal als Symbol für die noch nicht vom Kommunismus befreiten Länder. Die Vorhersagen Otto von Habsburgs über den Fall des Kommunismus bestätigten sich 1989 bei der samtenen Revolution in Mittel- und Osteuropa. Das paneuropäische Picknick im August 1989 an der österreichisch-ungarischen Grenze, dessen Schirmherr er war, war die Initialzündung zum Zusammenbrechen der kommunistischen Systeme Mittel- Und Osteuropas.

Für ausführlichere Informationen:
Baier/Demmerle: "Otto von Habsburg. Die Biografie", Amalthea Verlag, Wien-München, 2002
E. Feigl, "Otto von Habsburg. Protokoll eines politischen Lebens", Amalthea Verlag, Wien/München, 1987
W. Douglas/S. Baier, "Otto von Habsburg. Ein souveräner Europäer", Amalthea Verlag, Wien/München, 1997
E. Vasari, "Ein Kämpfer für Europa. Otto Habsburg im Europa-Parlament", Herold Verlag München/ Oberösterreichischer Landesverlag Linz, 1982
R. Pérez-Maura, "Del Imperio a la Unión Europea. La huella de Otto de Habsburgo en el siglo XX", Ediciones RIALP, Madrid, 1997
"Otto de Habsbourg. Mémoires d´ Europe", Entretiens avec Jean-Paul Picaper, Criterion, Paris, 1994

siehe auch:
Schüssel würdigt Otto Habsburg als großen Europäer und Freund Österreichs