Grazer Burg: Im gläsernen Lift durch die Jahrhunderte
Graz (lk) - Umbauten brachten nicht nur behindertenfreundlichen Komfort, sondern auch bauliche Überraschungen wie Säulen, Fresken und alte Gewölbe. Zwar versieht der Lift schon seit rund eineinhalb Jahren klaglos und inzwischen von den vielen Besuchern des altehrwürdigen Hauses, vor allem von älteren Menschen über die Maßen geschätzt, seinen Dienst, die künstlerischen Anmerkungen am neuen Personenlift in der Grazer Burg wurden erst jetzt öffentlich ins rechte Licht gerückt. Landeshauptmann Waltraud Klasnic ließ sich diese vom Künstler Joachim Baur ausführlich erklären.

Die Lift-Lösung, die ihresgleichen sucht, kann sich sehen lassen. Einsteigen beim Burgportier, Mittelstation: Weißer Saal, Endstation: Regierungssitzungssaal, Amtsräume von LH Waltraud Klasnic. In einer Glaskabine schwebt der Besucher durch fünf Jahrhunderte Architekturgeschichte, kann auf der Fahrt die Kunst alter Meister in Form freigelegter Fresken und Säulen bewundern. Moderne Medienkunst dagegen findet sich im Inneren der Glaskabine. Gemeinsam mit dem Joanneum Research hat der Künstler Joachim Baur eine künstlerische Internetlösung entworfen, die jede Liftfahrt auf dem Computer nachvollziehbar macht und gleichzeitig eine Fahrt durch das Zeitgeschehen simuliert, indem per Zufallsgenerator die im Internet vertretenen steirischen Medien am Bildschirm aufgerufen werden. Bei jedem einhundertsten Zugriff kann der - unbesetzte - Lift von zu Hause via PC in Bewegung gesetzt werden.

„Die Situation war vorher“, betonte Landeshauptmann Waltraud Klasnic, „einfach nicht mehr tragbar und so habe ich mich sehr für einen Umbau eingesetzt, der gerade den älteren und behinderten Mitmenschen in ihren Bedürfnissen entgegenkommt. Mit diesem Lift haben wir jetzt gutes Neues in gutes Altes eingebaut.“

Das Erscheinungsbild der alten Karlsburg hatte sich mit den Umbauarbeiten ein wenig geändert. Die Portierloge, in der ein Burgportier stets 24 Stunden hindurch seinen Dienst versieht, wurde vergrößert, modernisiert, eine Kamera vor dem schweren, eisernen Tor und ein Monitor in der Loge geben dem Burgportier darüber Aufschluss, wer des Nachts Einlass begehren sollte. Das Ausfahrtstor aus dem Burghof erhielt einen Elektroantrieb.

Ein kurzer Blick auf die Geschichte der Grazer Burg: Sie ist seit dem Jahre 1922 - der damalige Landeshauptmann Dr. Anton Rintelen war der erste, der vom Landhaus hinauf in die Burg zog - Amtsitz der steirischen Landeshauptleute mit Ausnahme der Jahre von 1938 bis 1945, wo der Gauleiter, später Reichsstatthalter des Reichsgaues Steiermark, die Räumlichkeiten für sich in Anspruch genommen hatte.

Kaiser Friedrich III, der sich noch ohne Kaiserkrone Erzherzog Friedrich V nannte, veranlasste um cirka 1438 den Bau der Grazer Burg, die gemeinsam mit Dom und Mausoleum die sogenannte Grazer Stadtkrone ergibt. Als der Kaiser im Jahre 1484 Graz endgültig in Richtung Wien verließ, trat ein kurzer Stillstand ein, doch Sohn Maximilian I ließ ab 1493 bereits wieder weiterbauen. Dessen Enkel Erzherzog Karl II errichtete dann zwischen der Friedrichsburg und dem Burgtor die Karlsburg, die bis 1571 fertiggestellt war und von der bei den jüngsten Umbauarbeiten die Rede war.
 
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