ESA Satelliten sollen helfen, die Lebensräume der Gorillas besser zu schützen  

erstellt am
07. 11. 03

Paris (esa) - Ein Projekt zum Einsatz von Erdbeobachtungs-Produkten als Hilfe zum Schutz bedrohter Berggorillas hat in Paris bei einem Treffen der Nutzer der Daten über die entlegenen Regenwälder Zentralafrikas einen Sprung nach Vorne gemacht.

Der Mensch hat sich als schlechter Nachbar für die bedrohten Berggorillas erwiesen, von denen angenommen wird, dass nur noch ein paar Hundert überlebt haben. Die Gorillas siedeln in den hoch gelegenen Regenwäldern Ruandas, Ugandas und der demokratischen Republik Kongo, konzentriert auf eine Reihe von Nationalparks, die über diese drei Länder verteilt sind. Entwaldung und illegale Wilderung bilden eine Bedrohung für diese Habitate - und für das Überleben der Gorillas.

Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) hat diese Nationalparks zum Weltkulturerbe erklärt. Trotz ihres geschützten Status dringen die jahrelangen Unruhen in der Region und damit einhergehende Flüchtlingsbewegungen in diese Gebiete ein, in denen Menschen Wald für den Ackerbau oder als Brennstoff roden.

Ein gemeinsames Projekt der ESA und der UNESCO mit dem Namen BeGO - Build Environment for Gorilla - begann im vergangenen April mit der Absicht, Satellitenbilder und Produkte dieser verstreuten und oft unzugänglichen Habitate den Umweltgruppen und Behörden zur Verfügung zu stellen, die sich mit dem Schutz dieser Lebensräume befassen.

In der letzten Woche fand ein dreitägiger BeGO-Workshop im UNESCO-Hauptquartier in Paris statt.

Versammelt waren dort Experten des International Gorilla Conservation Programme, der Wildlife Conservation Society und des Dian Fossey Gorilla Fund International sowie des Institut Congolais de Conservation de la Nature.

Ebenfalls anwesend waren Vertreter des Great Ape Survival Project (GRASP) der Vereinten Nationen und Behördenvertreter des Virunga National Parks im Kongo, der an Ruanda und Uganda angrenzt.

Sie trafen dort auf Vertreter der ESA und der UNESCO ebenso wie auf Techniker von Synoptics, dem in den Niederlanden ansässigen Unternehmen, das die BeGO-Daten liefern soll.

Die Diskussionen umfassten verschiedene operationelle Aspekte des Projekts wie die Abstimmung der Anforderungen der Nutzer – einschließlich der Festlegung auf eine geometrische Projektion, auf die alle Satelliten-gestützten Produkte standardisiert werden müssen – sowie die Organisation der Kampagne zur Erfassung der Bodendaten.

"Es wird für alle, die in diesem Bereich arbeiten, von großem Wert sein, dass wir alle mit den gleichen, zuverlässigen Karten mit Raumbezug arbeiten werden," sagt Professor H. Dieter Steklis von der Rutgers Universität, wissenschaftlicher Leiter des Dian Fossey Gorilla Fund International. "Es wird die übergreifende Zusammenarbeit und komplexe Analysen von Daten unterschiedlicher Herkunft wesentlich praktikabler machen."

Eine derartige Standardisierung ermöglicht es, dass alle Ergebnisse in ein Standard-Geoinformationssystem (GIS) übernommen werden können, um verschiedene Datensätze anzugleichen, ähnlich wie unterschiedliche Karten übereinander gelegt werden können, um mehr über einen gegebenen Ort zu lernen.

Der Dian Fossey Fund benutzt GIS bereits zur Modellierung von Gorillabewegungen, Habitaten und Umweltfaktoren. Als Eingangsdaten dienen GPS-Koordinaten, die Waldpatrouillen zu Gorilla-Aufenthaltsorten und Wilderungsaktivitäten gesammelt haben. Allerdings basiert das GIS derzeit auf altem Kartenmaterial, das teilweise noch von 1936 stammt. BeGO wird neue Karten im Maßstab 1:50000 schaffen, die als genauere GIS-Basis dienen werden.

"Besonders betont wurde die große Bedeutung genauerer Karten für die Schutzbemühungen," erläutert Mario Hernandez von der UNESCO. "Die GPS-Technologie erlaubt es Anwendern, vor Ort die Koordinaten von Plätzen zu erfassen, an denen Gorillas siedeln - zur Zeit ist es jedoch so, dass sich bei Versuchen, diese Punkte auf Karten einzuzeichnen, herausstellt, dass die Karten nicht stimmen."

"Selbst die genauen Grenzen von Staaten und Nationalparks sind auf dem Boden ungewiss. Es gibt Siedler, die in einem Park leben und behaupten, sie befänden sich tatsächlich außerhalb des Parks. Genaue Karten werden die Behörden wesentlich dabei unterstützen, die Grenzen mit lokalen Gemeinden zu diskutieren und momentan bestehende Streitigkeiten beizulegen."

Übereinstimmung wurde auch darüber erzielt, welche Arten von Vegetationsklassen aus dem 10 Jahre umfassenden Satellitenarchiv abgeleitet werden, um zu verstehen, wie sich die Habitate in den letzten 10 Jahren verändert haben und welche Auswirkungen dies auf die Gorillas hatte.

"Eine detaillierte Vegetationsklassifizierung über das gesamte Gebiet ist etwas, an dem wir beim Dian Fossey Fund starkes Interesse haben," sagt Steklis. "Es hilft dabei, offene Forschungsfragen zu klären, wie sich Gorillas durch ihre Umgebung bewegen und diese nutzen, wo die maximalen Kapazitäten der Habitate liegen und wie sich diese über die Zeit ändern. Diese Informationen sind naheliegenderweise auch für lokale Behörden nützlich, die sich um die Gorillas kümmern."

Die Notwendigkeit, aus den Satellitendaten ein digitales Höhenmodell mit verbesserter Auflösung zu schaffen, wurde ebenfalls hervorgehoben. Im Virunga Nationalpark in der demokratischen Republik Kongo zum Beispiel erstreckt sich das Gelände vom Meeresspiegel bis auf Höhen von fast 5000 Metern. Bis jetzt wurden die existierenden digitalen Höhenmodelle auf Basis der gleichen Karten aus der Zeit um 1930 erstellt, wobei einige ausgewählte Bereiche auch durch Radardaten des Space Shuttle abgedeckt werden, die um die Mitte der 1990er Jahre erfasst wurden.

In diesem Jahre formalisierten ESA and UNESCO mit einer Unterschrift eine breit angelegte Initiative zur Nutzung von Weltraumtechnologien zur Unterstützung der Weltkulturerbe-Konvention. Andere Weltraumagenturen haben sich dieser Initiative angeschlossen: so plant das belgische PÖD föderale Wissenschaftspolitik den Einsatz von Weltraumtechnologien zur Kartographierung aller Weltkulturerbe-Standorte in der demokratischen Republik Kongo. Auf dem Workshop wurde angekündigt, dass Daten und Erfahrungen zwischen diesem Projekt und BeGO in vollem Umfange ausgetauscht werden.

Zu den weiteren Nachrichten dieses Workshops zählt, dass die Ergebnisse der letzten Bestandsaufnahme der Berggorilla-Zahlen am Boden in Kürze verfügbar sein sollen. Die vorherige Zählung ergab, dass die Gorillapopulation im letzten Jahrzehnt einen leichten Anstieg von 620 auf ungefähr 677 verzeichnen konnte, was nahe legt, dass die Schutzmaßnahmen greifen.

In der Folge dieses Workshops sollen die ersten BeGO-Produkte den Anwendern früh im nächsten Jahr ausgeliefert werden.
 
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