EU-Erweiterung: Dialog mit Kroatien, Slowenien und Ungarn wird fortgesetzt  

erstellt am
04. 11. 03

Details der EU-Agrarreform bei Kongress in Slowenien erörtert
Portoroz (aiz.info) - Mehr als 250 führende Agrarvertreter aus Slowenien, Kroatien, Ungarn der Steiermark und Kärnten berieten Ende Oktober im slowenischen Portoroz über eine mögliche Zusammenarbeit in einem geeinten Europa. Bereits vor zwei Jahren hat die steirische Landwirtschafskammer einen derartigen EU-Erweiterungskongress in Seggauberg bei Leibnitz veranstaltet. Damals wurden mögliche Auswirkungen des EU-Beitrittes erörtert. Beim diesjährigen Kongress ging es um Details der EU-Agrarreform.
Slowenien: Bei Beitrittsverhandlungen 75% des EU-Direktzahlungsniveaus erzielt

"Slowenien soll zu den zehn bestentwickelten EU-Ländern werden", erklärte Landwirtschaftsminister Franz But die Ziele seines Landes. Slowenien setzt wie Österreich auf eine multifunktionale Landwirtschaft, das Fördersystem ist bereits jetzt ähnlich wie in der EU. Deshalb erzielten sie bei den Beitrittsverhandlungen nicht 25% der Direktzahlungen wie alle übrigen Kandidatenländer, sondern 75% - gemessen an jenen der EU.

Weg Sloweniens hinsichtlich der Entkoppelung noch unklar
Welchen Weg Slowenien hinsichtlich der Entkoppelung im Zuge der GAP-Reform einschlagen wird, darüber sind sich Regierungs- und Kammervertreter noch unsicher. Man wolle die Entscheidungen der anderen Länder abwarten. In Slowenien überwiegen die Kleinbetriebe. Die durchschnittliche Größe liegt bei 4,8 ha. 64.000 der 96.000 Betriebe liegen im Bergbaugebiet oder benachteiligten Gebieten. Slowenien erzeugt nur rund die Hälfte des Eigenverbrauchs an Weizen, Mais oder Obst. Bei Zucker, Wein, Fleisch und Eiern liegt der Versorgungsgrad zwischen 87% und 99%.

Wlodkowski: Gemeinsame Interessenvertretung bilden
Der steirische Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski betonte, mit den künftigen Mitgliedsländern im landwirtschaftlichen Bereich strategische Allianzen bilden zu wollen, um die gemeinsamen Interessen in der EU besser durchsetzen zu können. Zur GAP-Reform sagte er, dass die Beibehaltung der Milchquote für Österreich positiv sei, die Rindfleischproduktion aber wegen der Entkoppelung zurückgehen werde.

Kroatien: Beitritt 2007 angestrebt
Kroatien strebt den Beitritt 2007 an. Die Betriebe in Kroatien sind sehr klein und besitzen eine durchschnittliche Größe von rund 3 ha. Rund 140.000 Bauernhöfe sind in der Statistik erfasst, wobei zusätzliche 200.000 bis 300.000 Betriebe registriert sind, die angeben, bäuerliche Tätigkeiten auszuüben. Kroatien hat noch keine Landwirtschaftskammer, benötigt aber Hilfe beim Aufbau der Interessenvertretung und setzt dabei nun auf Österreich und Slowenien.

Ungarn sieht sich schlecht auf EU-Beitritt vorbereitet
Franz Eberle von der ungarischen Landwirtschaftskammer klagte, dass die Bauern seines Landes sehr schlecht auf die EU vorbereitet wären. Notwendige Informationen stünden kaum zur Verfügung, besser seien Großbetriebe und Genossenschaften über die Veränderungen in Kenntnis gesetzt. Die Überlebenschancen der ungarischen Bauern seien schlecht einschätzbar, erklärte Eberle. Fest stünde jedoch, dass der Schweine- und der Geflügelbereich die großen Verlierer sein werden, weil es keine Kompensationszahlungen gebe. Außerdem sei in diesen Bereichen die Investitionsbereitschaft stark rückläufig.

Verstärkte Zusammenarbeit in verschiedensten Bereichen
In den Bereichen Bildung, ländliche Entwicklung, Tierzucht und Konsumentengesundheit, Beratung sowie Forstwirtschaft werden die Steiermark und Kärnten mit den neuen Beitrittsländern, insbesondere mit Slowenien enger zusammenarbeiten. So werden die Slowenen in nächster Zeit den Aufbau der LFI (Bildungsunternehmen der Landwirtschaftskammern) Steiermark und Kärnten genau beleuchten und an gemeinsamen Interregprogrammen teilnehmen. Höchstes Interesse wurde auch für die bfu-Seminarreihe (bäuerliches Familienunternehmen) bekundet.

Auch zwischen den Fachberatungsdiensten soll es künftig Kontakte geben. Im Bereich der Tierzucht wird ein gemeinsames Abkommen für den Weidetierverkehr zur Erleichterung im grenzüberschreitenden Tierverkehr nach dem EU-Beitritt gefordert. Auch Slowenien überlegt die Einführung eines freiwilligen Tiergesundheitsdienstes. Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung sollen nach österreichischer Methode eingeführt werden. Die Vorarbeiten dafür sollen bereits 2004 beginnen. Es wird weiters überlegt, nach steirischem Vorbild einen Holzwerkefonds zu gründen, um die PEFC (Pan-Europäische-Forst-Zertifizierung) und gemeinsame Bioenergieprojekte umzusetzen.
 
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