Wien: Gesundheitsvorsorge am Arbeitsplatz  

erstellt am
24. 11. 03

42 Prozent der Wiener Arbeitnehmer klagen über Stress im Job
Wien (rk) - Der Arbeitsplatz ist ein zentraler Lebensraum erwerbstätiger Menschen. Als solcher kann er wesentlich zur Bildung und Förderung gesundheitlicher Ressourcen, aber auch zur Entstehung gesundheitlicher Beeinträchtigungen beitragen. "Der rasante Wandel, dem die heutige Arbeitswelt unterworfen ist, führt insgesamt zu einer deutlichen Steigerung der Belastungen für die ArbeitnehmerInnen. Vor allem psychische und psychosoziale Belastungen haben im letzten Jahrzehnt stark zugenommen", erklärt Gesundheitsstadträtin Dr. Elsabeth Pittermann am Freitag (21. 11.) in einem Mediengespräch. Konkret klagen rund 42% der Wiener ArbeitnehmerInnen über starken Zeitdruck am Arbeitsplatz, 20% über schwere körperliche Arbeit und 18% fühlen sich durch Konflikte am Arbeitsplatz beeinträchtigt.

Das Referat Gesundheitsvorsorge des Wiener Gesundheitswesens (MA15) übernimmt den Part der betriebsexternen Institution. Damit wird der Betriebsarzt in seinem Arbeitsaufwand wesentlich entlastet. Die ablesbaren medizinischen Erkenntnisse aus der Gesamtstatistik stehen ihm zur weiteren Gesundheitserziehung zur Verfügung. Somit kann dadurch eine Ergänzung beider Aufgabenstellungen auf ideale Weise erzielt werden. Die Durchführung dieser Gesundheitsstrategie wurde im Herbst 1990 begonnen und seither mit ständig steigender Untersuchungsfrequenz bei vielen Wiener Betrieben fortgesetzt. Seit Beginn der Aktion wurden 140 Betriebe in Wien erfasst. Die durchschnittliche hohe Beteiligung am angebotenen Vorsorgeprogramm (55% der Betriebsangehörigen jedes Einzelbetriebes) bestätigt diese Präventivstrategie.

Herzkreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen), Gewichtsprobleme und auch Störungen der Lungenfunktion sind die häufigsten Symptome, die die MA15 bei ihren Untersuchungen feststellen konnte.

EU-Projekt für Leopoldstadt und Brigittenau
Das EU-geförderte Projekt 'go 2.20 - gesunde organisationen' hat zum Ziel, die Gesundheit und Sicherheit der ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen in zwei Wiener Bezirken (Leopoldstadt und Brigittenau) durch Aktivitäten der betrieblichen Gesundheitsförderung zu erhalten bzw. zu verbessern. Bis März 2005 werden die Unternehmen im Zielgebiet kostenlos zum Thema Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz beraten und bei der kostengünstigen Umsetzung betrieblicher Gesundheitsförderung unterstützt. Thematische Schwerpunkte sind Stress und psychische Belastungen, die Prävention von Unfällen und berufsassoziierten Erkrankungen sowie die Schaffung altersgerechter Arbeitsbedingungen.

Wie wird Gesundheitsförderung umgesetzt? Zu Beginn jeder Maßnahme steht eine Analyse der Ist-Situation und des Bedarfs im jeweiligen Unternehmen. Diese kann auf persönlichen Gesprächen mit UnternehmensvertreterInnen, auf vorhandenen Daten, auf Begehungen oder auf einer Befragung der MitarbeiterInnen basieren. Die darauf aufbauenden gesundheitsfördernden Maßnahmen können - je nach Möglichkeiten des Unternehmens - mehr oder weniger umfassend sein: von gesundheitsbezogenen Schulungen und Seminaren bis hin zu fortlaufenden, ins Unternehmen integrierten Arbeitsgruppen. Eine ganzheitliche Betrachtung von Gesundheit im Unternehmen wird in umfassenden Projekten der betrieblichen Gesundheitsförderung ermöglicht. Dabei werden von den MitarbeiterInnen in "Gesundheitszirkeln" bestehende Belastungen unter die Lupe genommen und konkrete Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Mögliche Maßnahmen sind sowohl Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und - abläufe, als auch der Erwerb neuer persönlicher Kompetenzen für MitarbeiterInnen und Führungskräfte.

Kostenlos kann jeder Betrieb ein Beratungsgespräch über Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz und entsprechenden Förderungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen. Außerdem kann ebenfalls kostenlos das wöchentliche Gesundheitsmail abonniert werden, das Tipps und Informationen zu Gesundheitsthemen wie Stress, Mobbing oder Ernährung am Arbeitsplatz gibt.

Neben organisatorischen Veränderungen und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist auch die Erweiterung persönlicher Kompetenzen wesentlich für die Erhaltung und Förderung von Gesundheit am Arbeitsplatz. Deshalb gibt es im Rahmen von go 2.20 ein breites Angebot an gesundheitsfördernden Seminaren und Workshops. Diese können von einzelnen ArbeitnehmerInnen und - geberInnen besucht oder auch als Inhouse-Seminar von einem Unternehmen gebucht werden. Themen sind Stress und psychosoziale Belastungen (z.B. Stressmanagement, Entspannung, Mobbingvorbeugung, Suchtvorbeugung), Bewegung und Haltung (z.B. Ausgleichsübungen, Bewegungsprogramme) und Gesunde Unternehmensführung (z.B. Kommunikation und Führung, Konfliktmanagement). Die Teilnahmekosten für Ruf-Seminare betragen pro Person und Tag nur Euro 69,-. Die Termine werden regelmäßig an die Unternehmen verschickt und sind auf der Projekthomepage www.go2-20.at abrufbar.

Projektpartner
Das Projekt wird durch die Bereichsleitung für Gesundheitsplanung und Finanzmanagement der Stadt Wien getragen, durch WGKK und AUVA kofinanziert und von PVA und waff unterstützt. Die Projektplanung und -umsetzung erfolgt durch diepartner.at Sozial- und Gesundheitsmanagement GmbH (http://www.diepartner.at).
 
zurück