»Ecce homo – Wohin strebst Du?«  

erstellt am
20. 11. 03

OsterKlang Wien 2004: 2. bis 12. April
Wien (klangbogen) - Dieser Leitgedanke des Festivals, der viele der musikalischen Darbietungen unter einem Motto subsumiert, soll einen Anstoß geben, sich auf die Kleinheit und Vergänglichkeit des Menschen im Kosmos zu besinnen. Gleichzeitig mögen uns aber die dargebotenen Werke auch bewusst machen, dass Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Bescheidenheit die überlebenswichtigen Pfeiler für die Kultur des Friedens sind.

Auch im achten Jahr seines Bestehens kann der OsterKlang Wien wieder ein erlesenes Programm mit weltberühmten Künstlern wie Nikolaus Harnoncourt, Valery Gergiev, Gidon Kremer, Michael Schade, Anne Sofie von Otter und Dorothea Röschmann bieten.

Wie immer bestreiten die Wiener Philharmoniker den Auftakt zum OsterKlang, diesmal unter der Leitung von Michael Boder. Nach der dreijährigen Bach-Serie zur Eröffnung des Festivals folgt nun ein Oratorium des 20. Jahrhunderts. Frank Martins Golgotha wurde durch Rembrandts Bild Die drei Kreuze angeregt und 1948 fertiggestellt. Wie auf dem Bild wollte der Komponist den Fokus auf die Gestalt Jesu im Licht setzen und wählte dementsprechend die zu vertonenden Evangeliums-Stellen und ergänzende meditative Passagen aus Werken von Augustinus aus.

Der zweite Abend des Festivals ist einem Literatur-Musik-Projekt in der Minoritenkirche gewidmet. Christian Altenburger führt das Quartett an, das Olivier Messiaens Quatuor pour la fin du temps zur Aufführung bringt. Es handelt sich dabei um ein Werk, das Messiaen 1940 während seiner Haft im Kriegsgefangenenlager schrieb und uraufführte. In den Satzpausen trägt Julia Stemberger Literatur von während des zweiten Weltkriegs als verfemt verfolgten Schriftstellern vor.

Nach dem großen Erfolg im Jahr 2001 wird das Orchester des Mariinsky Theaters St. Petersburg 2004 zu einer zweitägigen Residenz mit dem Schwerpunkt "Russische Musik" wieder eingeladen.

Am ersten Abend des Gastspiels werden Nikolai Rimsky-Korsakovs Russische Ostern, Jean Sibelius´ Violinkonzert und Sergej Rachmaninovs Symphonische Tänze zu Gehör gebracht. In Russische Ostern verschmelzt Rimsky-Korsakov folkloristische Themen mit einer strikten und traditionellen Kompositionsmethode. Auch Rachmaninovs letztes Werk, seine Symphonischen Tänze, verarbeitet religiöse Themen.
Der zweite Abend ist Kompositionen von Mussorgsky und Schostakowitsch gewidmet. Modest Mussorgskys Lieder und Tänze des Todes sind gleichsam die Totenklage auf zwei seiner besten Freunde. Dimitry Schostakowitschs 7. Symphonie entstand 1941 während der Belagerung Leningrads durch die deutschen Truppen und war schon vor ihrer Fertigstellung ein Symbol für die Tapferkeit und Standhaftigkeit der Bürger der eingeschlossenen Stadt.

Der Mittwoch wird von Nikolaus Harnoncourt und seinem Concentus Musicus Wien ausgerichtet. In Fortführung seiner langjährigen Zusammenarbeit mit dem OsterKlang Wien präsentiert er an diesem Abend Henry Purcells Ode on St Cecilia´s Day sowie Georg Friedrich Händels Te Deum und Jubilate zum Frieden von Utrecht; zwei sakrale Werke, die das Streben nach Frieden besonders stark zum Ausdruck bringen. Cäcilia, die Schutzheilige der Musik, wurde von Malern und Komponisten des 17. Jahrhunderts besonders verehrt, und Purcells 1692 verfasstes Werk gilt als eines der bedeutendsten seiner Gattung. Das Te Deum und Jubilate sind Georg Friedrich Händels erste erhaltene Kirchenkompositionen auf englische Texte. Die Uraufführung erfolgte zur Feier des Friedens von Utrecht, der 1713 den Spanischen Erbfolgekrieg beendete.

Nach fulminanten Abenden im Rahmen von OsterKlang Wien 2001 und OsterKlang Wien 2002 ist Gidon Kremer am Gründonnerstag 2004 wieder mit seiner Kremerata Baltica beim OsterKlang zu Gast. Wie schon in den letzten Jahren stellt der große Geiger Werke des klassischen Repertoires modernen Kompositionen gegenüber. Zur Aufführung kommen Violin-, Blockflöten- und Doppel-Konzerte von Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann, Arvo Pärt und Hermann David Koppel.
Als Partnerin für die Doppelkonzerte steht Gidon Kremer mit der Dänin Michala Petri eine der herausragendsten Blockflötistinnen der Welt zur Seite. Ebenso wie Gidon Kremer liegt ihr die Förderung der zeitgenössischen Moderne am Herzen: Das Blockflötenkonzert von Koppel wurde eigens für sie geschrieben.

Das große "Karfreitags-Oratorium" im Theater an der Wien ist mittlerweile ebenfalls ein Fixpunkt des Festivals. Bertrand de Billy und "sein" RSO Wien gestalten als langjährige Festival-Gäste Mozarts La Betulia liberata. Mozart, der bei Erhalt des Kompositionsauftrages durch den italienischen Musikliebhaber Giuseppe Ximenes de Principi d'Aragona erst 14 Jahre alt war, wollte in seiner Vertonung des Stoffes aus dem Buch Judith nicht den damals auch für ein Oratorium üblichen Regeln der Opera seria folgen. Dies zeigen die typisch oratorienhaften Chorszenen am Schluss der beiden Teile, die Ouvertüre in unheilverkündender Stimmung, die Gebetsszene im ersten Teil und ganz besonders das Accompagnato, in dem Judith ihre Tat schildert.

Am Tag darauf gestaltet Martin Haselböck und damit einer der weltbesten Organisten ein Konzert mit dem Titel "Mozarts Orgelwerk" in der Hofburgkapelle. Mozart selbst ist ja nicht nur als Pianist, sondern auch als Organist in vielen Städten Europas aufgetreten und hat auch einige Werke für dieses Instrument geschaffen.

Nach dem überragenden Erfolg bei OsterKlang Wien 2002 wird der Chor des Russischen Patriarchats Moskau 2004 erneut beim Wiener Osterfestival auftreten. Das Konzert des russisch-orthodoxen Chors findet diesmal im Stephansdom in Kooperation mit der Domkirche St. Stephan statt und zeugt damit wohl auch von der Öffnung der katholischen Kirche. Am Programm des traditionellen Oster.Nachtkonzerts stehen sakrale A-cappella-Werke von Tschaikowsky, Rachmaninov, Gretschaninov, Tanejev u. a.

Zum Abschluss präsentiert der OsterKlang Wien am Ostermontag noch einmal eine absolute Rarität: Respighis Vetrate di Chiesa sind hierzulande völlig unbekannt. Gemeinsam mit Mahlers Kindertotenliedern und Strauss´ Zarathustra fügen sie sich zu einem besonders ausgewogenen Programm. Es spielt das Schwedische Radio-Symphonieorchester unter Manfred Honeck, Anne Sofie von Otter singt die Kindertotenlieder.
 
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