Gedenken an von Nazis vertriebenen Familien  

erstellt am
28. 11. 03

1. Präsident des WienerLandtages und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde hielten Gedenkreden
Wien (rk) - Am Donnerstag (27. 11.) ist in Döbling im geschichtsträchtigen Karl-Marx-Hof eine Gedenktafel anlässlich der Vertreibung von über 66 Familien enthüllt worden. Eingeladen zur Gedenkfeierlichkeit hatte der Obmann des Kulturvereins österreichischer Roma, Prof. Rudolf Sarközi. Die Gedenkreden hielten der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Dr. Ariel Muzicant, und der 1. Präsident des Wiener Landtages, Johann Hatzl. In seiner Rede ging er auf die schrecklichen Vorkommnisse vor 65 Jahren ein: "Damals wurden sechsundsechzig Familien aus dem Karl- Marx Hof durch die faschistischen Machthaber vertrieben. Deren einziger "Verfehlungsgrund" war es ein "Nichtarier" zu sein. Dutzende Angehörige dieser Familien wurden in der Folge, aufgrund des Rassenwahns der Nazis, ermordet." Mit der Gedenktafel werde spät aber doch, an den Todesterror des Faschismus erinnert und der Opfer gedacht. Nach den Worten des Landtagspräsidenten seien es in Wien tausende Familien mit abertausenden Opfern gewesen, die in der damaligen Zeit nicht nur ihre Wohnung und ihr Eigentum verloren hätten, sondern auch in die Vernichtungslager transportiert worden seien.

Hatzl für mehr Toleranz, Verständnis, persönliche Freiheit und soziale Gesinnung
Hatzl erinnerte sich mit Wehmut an diese tragische Zeit: "Es war für diese Wienerinnen und Wiener ein direkter Weg vom Wohnungsverlust in die Gaskammern der NS Schergen." Er formulierte ferner, die Gedenktafel solle aber nicht nur eine Erinnerung an eine schreckliche Zeit sein, sondern auch eine Mahnung für die Gegenwart und Zukunft. Auch heute könne man immer wieder Hetze oder Herabsetzungen gegenüber anders denkenden, anders Farbigen, oder anders Gläubigen verspüren und erleben, ergänzte er. "Was wir daher für die Zukunft brauchen ist mehr Toleranz, Verständnis, persönliche Freiheit und soziale Gesinnung", schloss Präsident Hatzl die Gedenkrede.
 
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