Kongress der österreichischen Allergologen und Immunologen  

erstellt am
27. 11. 03

Vom 4.-6. Dez. veranstaltet die ÖGAI ihr Experten-Symposium und ein offenes Forum für praktische Ärzte
Salzburg (uni) - Die Österreichische Gesellschaft für Allergologie und Immunologie ÖGAI ist die Dachorganisation aller österreichischen Allergologen und Immunologen. Ihr Ziel ist einerseits die Förderung der allergologischen und immunologischen Ausbildung und Forschung, andererseits die Sicherung der optimalen Anwendung allergologischer und immunologischer Präventiva und Therapeutika in Österreich. Wissenschafter des Universitären Schwerpunktes „Biowissenschaften und Gesundheit“ der Universität Salzburg organisieren heuer den Fach-Jahreskongress 2003. Zusätzlich zum wissenschaftlichen Programm wird am dritten Tag des Meetings ein Praxis Forum angeboten, bei dem alle praktischen Ärzte die Möglichkeit haben, in einem offenen Forum Fälle aus ihrer Praxis mit Wissenschaftern und Spezialisten zu diskutieren. Die Vorträge und Workshops werden von österreichischen und ausländischen Experten gestaltet. Als Hauptredner des wissenschaftlichen Programms wurden folgende internationale Spitzenforscher aus den Gebieten Immunologie und Allergieforschung eingeladen: Jean-Laurent CASANOVA, Frankreich; Pierre COULIE, Belgien; Peter CRETICOS, U.S.A.; Mark LARCHÉ, U.K.; Fernando D. MARTINEZ, U.S.A.; Jürgen WIENANDS, Deutschland; Erika von MUTIUS, Deutschland; Lars NITSCHKE, Deutschland. Im klinischen Teil werden Johannes RING, Deutschland und Werner Aberer, Österreich, vortragen.

Zeit: 4-6. Dezember 2003, Beginn 9.00 Uhr Ort: Kongresshaus Salzburg

Themen der Gastredner:

Klinische Tumorforschung
Prof. Coulie arbeitet im Bereich medizinische Immunologie. Zu Beginn seiner Karriere stand die zentrale Frage der Tumorimmunologie, ob das Immunsystem eines Individuums auf einen sich spontan entwickelnden Tumor reagieren kann. Dies würde bedeuten, daß dieser Tumor Antigene exprimiert, welche das Immunsystem des Betroffenen stimulieren. Tumorspezifische Antigene sind echte Tumorantigene, weil sie nur auf neoplastischen Zellen erscheinen, nie jedoch zu irgendeinem Zeitpunkt der individuellen Entwicklung auf einer normalen Zelle. Tumorassoziierte Antigene (TAA) erscheinen wiederum auf neoplastischen und auch auf normalen Zellen unter speziellen Bedingungen. Die Immunogenität von Tumorzellen zu erhöhen ist das Ziel bei der Entwicklung von spezifischen Tumorvakzinen, d.h. von Impfstoffen, welche zur aktiven u. spezifischen Immunstimulation eingesetzt werden können. Coulie war maßgeblich an der Erstbeschreibung einiger Mitglieder der MAGE-Genfamilie beteiligt, welche ausschließlich in Tumorzellen exprimiert werden, in normalem adultem Gewebe hingegen mit Ausnahme der männlichen Keimzellinie stillgelegt sind. Diese Tumorantigene sind nun die Grundlage für die im Vortrag vorgestellten klinischen Therapiestudien mit neuen Krebsimpfstoffen.

Immunologie und Gene
Prof. Casanova beschäftigt sich mit dem äußerst wichtigen Phänomen der genetischen Prädisposition und ihrem Einfluß auf die Immunreaktion bei bakteriellen und viralen Infektionen im Menschen. In jüngster Zeit untersucht er auch genetische Defekte im Bereich von regulatorischen Molekülen (wie z.B. Zytokinen). Diese Resultate sind auch für die humane Tumorforschung von großer Bedeutung. Seine Untersuchungen ermöglichen zum ersten Mal eine Einsicht in komplexere immunologische Prozesse, die direkt am Menschen gewonnen wurden und nicht aus tierexperimentellen Ergebnissen abgeleitet wurden.

Die Hygiene Hypothese
Prof. von Mutius arbeitet mit epidemiologischen Methoden an der spannenden Frage, welchen Einfluß die Art des Aufwachsens von Kindern auf das Immunsystem bezüglich der Entwicklung von Allergien hat. Aus ihren Arbeiten lässt sich schließen, daß in den ersten Lebensmonaten eines Kindes die Lebensumgebung eine entscheidende und prägende Rolle für die Entwicklung des Immunsystems hat. Der häufige Kontakt mit Tieren und bakteriellen Erregern aus einer noch naturbelassenen Umgebung scheint das Immunsystem vor einer späteren Ausbildung von allergischen Erkrankungen zu schützen.

Risikofaktoren für Allergische Erkrankungen
Prof. Martinez untersucht den Einfluß von Genen und regulatorischen Molekülen des Immunsystem auf die Entwicklung von allergischen Erkrankungen. In einer großangelegten Studie werden seit 1980 über 1200 Kinder von ihrer Geburt an gemeinsam mit ihren Eltern untersucht um die komplexen Beziehungen zwischen den verschiedenen Risikofaktoren und allergischen Erkrankungen wie Asthma herauszufinden.

Verbesserte Impfungen gegen Allergien
Prof. Creticos leitet zur Zeit eine klinische Studie mit einem neuen Impfstofftypus gegen ein in den USA sehr häufiges Unkrautallergen, dem Ambrosienkraut (verbreitet sich inzwischen auch bei uns). Dazu wird der Impfstoff für die Spezifische Immuntherapie (SIT) mit einem Adjuvans modifiziert, die das Immunsystem zu einer Bildung von anti-allergischen Immunzellen veranlaßt. Dieses Adjuvans besteht aus bestimmten bakteriellen DNA Sequenzen, die für das Immunsystem ein Gefahrensignal darstellen. Dieses reagiert mit einer inflammatorischen Antwort und vermindert damit die allergische Immunreaktion. Der Vorteil dieses Impfstoffes ist die Verringerung des Nebenwirkungsrisikos sowie eine verbesserte Wirkung durch die Anwendung einer höheren Vakzindosis. Die Intentionen von Prof. Larche, er untersucht in klinischen Studien die Wirkung von Peptid-Impfstoffen gegen Katzenallergie, gehen in eine ähnliche Richtung. Peptid-Impfstoffe haben gegenüber den konventionellen Allergie-Impfstoffen den Vorteil, daß sie weniger Nebenwirkungen auslösen. Dazu werden die Allergene in kleine Bestandteile zerlegt und damit bei der Impfung das Risiko einer anaphylaktische Reaktion duch den Impfstoff selbst minimiert.

Mechanismen der Immunglobulin Regulation
Prof. Wienands und Prof. Nitschke studieren beide die molekularen Mechanismen, wie B-zellen nach dem Kontakt mit Antigen die Signale von der Oberfläche der Zelle ins Innere weiterleiten und welche Folgen diese Signale für die weitere Entwicklung der B-zellen haben. Wie diese Signalübertragung funktioniert und auf welchen Ebenen der Regulation man therapeutisch eingreifen kann ist eine der zentralen Fragen in der Immunologie, mit großer Relevanz auch für das Krankheitsbild der Allergie.

Im klinischen Teil der Tagung werden Prof Aberer über Arzneimittelintoleranz und Prof. Ring über Pathophysiologie und Therapie von atopischem Ekzem sprechen.

Informationen: http://www.allergietage.at
 
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