Brauner ehrt Mitglieder der Lagergemeinschaft Ravensbrück
Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien an Ida Huttary und Katharina Sasso
Wien (rk) - Die Wiener Frauen- und Integrationsstadträtin Mag. Renate Brauner ehrte am Dienstag (17. 12.) Nachmittag, Ida Huttary und Katharina Sasso, Mitglieder der Lagergemeinschaft Ravensbrück, im Roten Salon des Wiener Rathauses mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien. Anwesend waren ÖVP-Klubobmann Gemeinderat Dr. Matthias Tschirf und zahlreiche persönliche Gäste.

Brauner betonte in ihrer Laudatio ihren Respekt und ihre Dankbarkeit gegenüber Huttary und Sasso. "Sie haben Solidarität mit Verfolgten gelebt und Widerstand gegen ein menschenverachtendes Unrechtsregime geleistet, Sie haben großen Mut gezeigt und Rückgrat bewiesen. All das sind Eigenschaften, die immer aktuell sind. Aber die Bedingungen unter denen sie tapfer sein mussten, sind mit den heutigen nicht vergleichbar. Und dafür müssen wir ihnen für immer dankbar sein", sagte Brauner.

Was es bedeute, Widerstand gegen eine allmächtig scheinende Diktatur zu leisten, könnten wir "Nachgeborene" uns nicht vorstellen, so Brauner. "Wir müssen es uns nicht vorstellen, weil jene, die wir heute ehren, an unserer Stelle für unsere Befreiung gekämpft haben.

Beide Geehrte haben sich in den letzten Jahrzehnten insbesondere als Zeitzeuginnen zur Verfügung gestellt. So haben sie vor allem durch Gespräche mit der jungen Generation in Wiener Schulen und durch Auftritte in der Öffentlichkeit und in den Medien ihr persönliches Schicksal unter den Bedingungen eines menschenverachtenden Vernichtungssystems ohne Hass dargestellt. Durch die Schilderung ihrer persönlichen Situation vor, während und auch nach ihrer Internierung wurde Generationen von Schülern eines der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte näher gebracht, wobei diese Form der Konfrontation oft mehr bewirkt hat, als der übliche Geschichtsunterricht.

Ida Huttary wurde als eines von 6 Kindern einer Arbeiterfamilie am 13. April 1918 in Wien geboren. Sie besuchte Volks- und Hauptschule und ging nach ihrem Schulabschluss in den Haushaltsdienst. Im Jahre 1938 heiratete sie und wohnte bei ihren Schwiegereltern. 1942 wurde ihr Sohn geboren. Weil sie ihre Schwager, der die Alliierten unterstützt hatte, Unterschlupf gewährte, wurde sie am 30.3.1944 gemeinsam mit ihren Schwiegereltern und ihrer Tante verhaftet. Im Juni 1944, wurden die Frauen in das Konzentrationslager Ravensbrück und der Schwiegervater nach Dachau gebracht. In Ravensbrück wurden die Frauen aufgeteilt, Ida Huttary wurde der Straßenbau-Kolonne zugeteilt, danach der Effektenkammer und danach dem Ladekommando, wo sie schwerste körperliche Arbeit verrichten musste. Schwiegermutter und Tante mussten für einige Zeit in das Jugendschutzlager Uckermark. Sie kamen völlig ausgehungert nach Ravensbrück zurück und starben dort beide innerhalb eines Monats im Jahre 1945.

Am 28. April 1945 wurden die Häftlinge aus dem Lager auf den "Todesmarsch" getrieben in Richtung Konzentrationslager Malchow. In Malchow angekommen konnte Ida Huttary unter größter Gefahr mit drei Kameradinnen zu einem Bauernhof flüchten. Die dort lebende Familie Schell nahm sie liebevoll auf und gewährte ihnen Unterschlupf.

Am 5. Mai 1945 wurden die Frauen von der Roten Armee befreit. Ida Huttary kehrte am 17. Juni 1945 zurück nach Österreich.

Katharina Sasso wurde am 18. März 1926 im 3. Bezirk., Dietrichgasse geboren, besuchte Volks- und Hauptschule und die Handelsschule in Wien. Sie arbeitete gemeinsam mit den Eltern im Widerstand. Obwohl der Vater zur Wehrmacht einberufen wurde und sie ihre Mutter verlor, als sie erst 15 Jahre alt war, setzte sie ihre Widerstandstätigkeit fort. Sie sammelte Geld und Lebensmittel, leitete diese an die Angehörigen von Verhafteten oder Hingerichteten weiter, vervielfältigte und verteilte Flugschriften. Am 21.8.1942 wurde sie durch einen Spitzel an die Gestapo verraten und verhaftet. Sie kam in das berüchtigte sogenannte "Hotel Metropol" am Morzinplatz, danach auf die Roßauer Lände in Einzelhaft, wo sie unzählige Male verhört wurde, anschließend in das Gefängnis Schiffamtsgasse und wurde letztendlich im Jänner 1943 in das Landesgericht I überstellt, wo sich FreundInnen und Bekannte bereits in den Todeszellen befanden. Im April 1944 kam es zur Verhandlung und zur Verurteilung wegen Hochverrats, sie wurde abermals auf die Roßauer Lände überstellt und im September desselben Jahres als "politisch Unverlässliche" in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert wo sie u.a. auf Frauen wie Rosa Jochmann und Erna Musik traf. Bei der Evakuierung des Konzentrationslagers am 28. April 1945 gelang ihr mit einer Freundin die Flucht und sie kehrte in total geschwächtem Zustand am 31. Mai nach Wien zurück, wo es für sie ein Wiedersehen mit dem Vater gab. Im Juni 1946 heiratete sie Josef Sasso, Widerstandskämpfer und langjähriger Häftling des NS-Regimes.
 
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