Negative Konjunkturprognosen lassen Arbeitslosigkeit weiter steigen
Neuerliche Verkürzung der Verweildauer - Weiterhin günstige Position im internationalen Vergleich
Wien (bmwa) - Ende Dezember 2002 lag die Zahl der vorgemerkten arbeitslosen Personen mit 282.691 um 14.866 bzw. 5,6% über dem Wert des Vorjahres. Damit hat sich die noch bis Mitte Dezember zu beobachtende deutliche Abflachung im Anstieg der Arbeitslosigkeit zumindest vorerst nicht fortgesetzt (zum Vergleich: Mitte Dezember hatte die Zunahme nur mehr +7.057 bzw. +2,9% betragen). Eine wesentliche Ursache für diese Entwicklung dürfte in einem - durch die letzten negativen Konjunkturprognosen der Wirtschaftsforscher ausgelösten - Unternehmerverhalten liegen. Besonders auffällig ist, dass heuer mit Beginn der Urlaubszeit der Weihnachtsfeiertage außerordentlich viele Dienstverhältnisse geendet haben. So waren am Freitag, dem 20. Dezember 2002 nur 262.345 Personen arbeitslos vorgemerkt.

Eine weitere Ursache für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit dürften darüber hinaus die witterungs- bzw. saisonbedingten Einflüsse im Baubereich sein. Während Mitte Dezember die Arbeitslosigkeit in den Bauberufen auf Grund des relativ milden Spätherbstes noch um mehr als 3.000 unter dem Vorjahreswert lag, ist dieser Effekt nach der Schließung von Baustellen wegen der großen Kälte im Osten Österreichs mit den Weihnachtsfeiertagen ausgelaufen.

Geschlechtsspezifisch differenziert zeigt sich, dass die Frauenarbeitslosigkeit mit +1.859 (+1,9%) weiterhin deutlich geringer zunimmt als jene der Männer (+13.007; +7,7%).

Verweildauer
Die durchschnittliche Dauer einer Arbeitslosigkeitsepisode beträgt im Dezember 85 Tage. Sie ist damit um 1 Tag kürzer als im Dezember 2001. Im Vergleich zum Wert 2000 liegt sie sogar um 8 und gegenüber 1999 sogar um 13 Tage niedriger.

Sehr günstige Position im internationalen Vergleich:
Für den November 2002 (letzt verfügbarer Wert) weist EUROSTAT für Österreich eine Arbeitslosenquote von 4,1% aus. (Die Fortschreibung dieser Quote durch das Arbeitsmarktservice für Dezember ergibt ebenfalls 4,1%). Dieser Wert liegt nach wie vor deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 7,7% (Wert für Oktober). Lediglich Luxemburg mit 2,6% und die Niederlande mit 2,9% (Oktober) weisen eine niedrigere Arbeitslosenquote als Österreich auf.

Langzeitarbeitslosigkeit
Ende Dezember 2002 sind 14.073 Personen länger als ein Jahr vorgemerkt. Diese Zahl liegt über dem Dezember-Wert des Vorjahres (+2.410 bzw. +20,7%), jedoch nach wie vor unter dem vergleichbaren Wert des Jahres 2000 (und zwar um 709 bzw. 4,8%). Die Zahl der über 6 Monate vorgemerkten Arbeitslosen ist gegenüber dem Vorjahr um 4.896 bzw. 12,7% auf 43.455 angestiegen.

Jugendliche
Während die Arbeitslosigkeit der 15- bis 18-jährigen Jugendlichen mit 5.735 gegenüber dem Vorjahr nur um 5,8% oder 316 gestiegen ist, entfällt der überwiegende Teil der Zunahme nach wie vor auf die 19- bis 24-Jährigen (+3.529 bzw. +9,8% auf 39.499). Im Vergleich zu den Zuwächsen der Vormonate zeigt sich jedoch eine allmähliche Beruhigung (im November lag die Zunahme bei 9,9%, im Oktober bei 13,5% und im September sogar noch bei 19,5%).

Im internationalen Vergleich der Jugendarbeitslosigkeit nimmt Österreich mit einer Quote von 6,9% (November 2002) weiterhin eine überaus gute Position ein. So liegt die Jugendarbeitslosenquote im EU-Durchschnitt mit 15,1% (Oktober) mehr als doppelt so hoch. Österreich weist in der Folge nach den Niederlanden (5,5% im Oktober) nach wie vor die zweitniedrigste Jugendarbeitslosenquote in der Gemeinschaft aus, gefolgt von Dänemark (7,8% - Oktober) und Irland (8,1% - November).

Lehrstellenmarkt November
Die Zahl der Lehrstellensuchenden liegt Ende Dezember mit 4.028 um 387 (10,6%) über dem Wert des Vorjahres. Bei den beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Lehrstellen ist auch im Dezember wieder ein Plus (+260 bzw. +12,6% auf 2.326) im Vorjahresvergleich zu verzeichnen.

Zunahme der Altersarbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit der über 50-Jährigen ist um 4.039 (7,9%) auf 55.338 angestiegen. Dabei nimmt weiterhin die Zahl der 50- bis 54-Jährigen mit 702 (2,5%) deutlich unterdurchschnittlich zu. Die Arbeitslosigkeit der 55- bis 59-Jährigen steigt mit +2.658 (+13,9%) und die der über 60-Jährigen um 679 (18,7%) an. Neben demographischen Faktoren ist die Zunahme der letztgenannten Altersgruppen auch auf die geänderten Zugangsbestimmungen in die vorzeitige Alterspension und den entsprechenden Begleitmaßnahmen im Arbeitslosenversicherungsgesetz zurückzuführen.

Entwicklung nach Branchen
Nach wie vor stellen die durch die internationale Konjunkturlage verminderten Exportchancen und in der weiteren Folge die verhaltenen Ausrüstungsinvestitionen die grundlegenden Rahmenbedingungen für den österreichischen Arbeitsmarkt dar. Nicht zuletzt dadurch steigt die Arbeitslosigkeit im Sachgüterbereich mit +4.062 bzw. +8,7% weiterhin überdurchschnittlich. Die Baubranche verzeichnet hingegen mit +533 (+0,8%) deutlich geringere Zuwächse. Auch der Handel entwickelt sich mit einem Anstieg von 1.244 bzw. 2,9% relativ moderat. Die Zunahme im Fremdenverkehr um 1.174 (4,4%) dürfte vor allem auf den Schneemangel in den Wintersportzentren zurückzuführen sein.

Entwicklung in den Bundesländern
Nach Bundesländern differenziert verläuft die Zunahme der Arbeitslosigkeit Ende Dezember 2002 unterschiedlich. Deutlich überdurchschnittliche Zuwächse verzeichnen Vorarlberg (+21,9% bzw. +1.443), Salzburg (+11,0%; +1.157) und die Steiermark (+7,6%; +3.081) während Kärnten (+5,4%; +1.236) nahe am österreichischen Durchschnitt liegt. In Wien nimmt die Zahl der vorgemerkten Personen um 4,6% (3.650), in Niederösterreich um 4,5% (2.194), in Oberösterreich um 4,4% (1.422) und in Tirol um 4,1% (615) zu. Den mit Abstand geringsten Zuwachs verzeichnet Ende Dezember mit 0,6% (68) das Burgenland.

Arbeitslosigkeit nach Ausbildungskategorien
Bis auf die Absolventen von Akademien (-91 bzw. -10,5% auf 773) sind im Dezember in allen Ausbildungskategorien Zunahmen der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Der stärkste Anstieg ist bei Personen mit Lehrabschluss (+5.125 oder +4,8 % auf 110.920) sowie bei Personen mit lediglich Pflichtschulabschluss festzustellen (+4.453 oder +4,0% auf 115.041). Bei arbeitslosen Personen, die über keine abgeschlossene Schulausbildung verfügen, hat sich der Bestand im Vergleich zum Vorjahr um 616 (5,7%) auf 11.341 erhöht. Auf diese drei Ausbildungskategorien entfallen damit rund 68,6% des Gesamtanstiegs.

Schulungen des Arbeitsmarktservice
Die Schulungsaktivitäten des Arbeitsmarktservice liegen im Dezember - analog zu den Vormonaten - über dem Vorjahresniveau. Die Zahl der in Schulung befindlichen Personen liegt mit 36.308 um 9.131 (33,6%) über dem vergleichbaren Vorjahreswert. 49% des Anstieges entfallen dabei auf jugendliche Schulungsteilnehmer (15- bis 25-Jährige). Besonders ausgeprägt steigen die Teilnehmerzahlen in Wien (+76,4% bzw. +5.157), in Salzburg (+54,3% bzw. +420) und in der Steiermark (+40,3% bzw. +2.106). Die Schulungsteilnehmer rekrutieren sich schwerpunktmäßig aus den Berufsgruppen Büroberufe (7.039), Metall-/Elektroberufe (5.176), Handel (4.580) und den Hilfsberufen (3.926). Aus diesen Berufsgruppen ergeben sich damit mehr als 57% aller in Schulung befindlichen Personen.
 
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