Transitproblematik nur durch internationale Kooperation zu lösen  

erstellt am
05. 12. 03

Blachfellner bei Ressortkollegen in Friaul-Julisch-Venetien: Dreiländer-Partnerschaft als verkehrspolitischer Brückenkopf
Salzburg (lk) - Vor dem Hintergrund der wenig erfreulichen Situation Österreichs in der Transitverkehrsfrage setzt Verkehrsreferent Landesrat Walter Blachfellner weiterhin auch auf seine in den vergangenen Jahren aufgebauten Auslandskontakte. Bei seinem Zusammentreffen mit dem „Verkehrslandesrat“ der Autonomen Provinz Friaul-Julisch-Venetien, Assessore Dr. Lodovico Sonego, am Donnerstag (04. 12.) im Friulanischen Eisenbahnknotenpunkt Cervignano (südlich von Udine) kam es neuerlich zu einem Meinungsaustausch der beiden Ressortkollegen über bilaterale Verkehrsfragen.

„Das absehbare Scheitern der österreichischen Bemühungen um eine Verlängerung des Transitvertrages lag nicht zuletzt an jahrelangen Versäumnissen beim internationalen Lobbying. Die bereits im Sommer des Jahres zwischen Salzburg, Kärnten und Friaul-Julisch-Venetien begründete verkehrspolitische Kooperation verschafft uns einen wichtigen Brückenkopf in unserem südlichen Nachbarland“, sagte Blachfellner. Hauptziel der Dreiländer-Partnerschaft ist es, die Pontebbana- und Tauernachse auf der Schiene zwischen dem Adriahafen Triest, Villach, Salzburg und dem süddeutschen Wirtschaftsraum zu einer leistungsfähigen Güterverkehrsbrücke neben dem Brenner und den Schweizer Alpenübergängen weiterzuentwickeln. „Das Schienenangebot muss so weit attraktiv gemacht werden, dass zumindest der absehbare Zuwachs auf den Transitautobahnen abgefangen werden kann. Blachfellner: „Natürlich müssen gleichzeitig auch deutlich mehr Anstrengungen für den Lärmschutz entlang der Schiene unternommen werden. Verkehrsverlagerung darf nicht eine bloße Problemverlagerung bedeuten.“

Verlagerungspotenzial Straße-Schiene im Alpenraum aufspüren
Die grenzübergreifende Partnerschaft hat bereits konkrete Früchte gebracht: Alle drei Länder sind – zusammen mit einer Reihe von weiteren Regionen entlang des Alpenbogens zwischen Frankreich und Slowenien, mit einem Einsatz von je 100.000 Euro Partner im EU-Interreg-IIIB-Projekt Alpine-Freight-Railway, kurz: AlpFRail. Ziel dieses bisher größten derartigen Projektes im EU-Raum mit einem Volumen von drei Millionen Euro und einer Laufzeit von mehreren Jahren ist es, das Verlagerungspotenzial Straße-Schiene im Güterverkehr im gesamten alpenquerenden Verkehr möglichst marktnahe zu erheben und auf der Grundlage einer Schwachstellenanalyse vor allem konkrete Verlagerungsprojekte zu initiieren. Blachfellner und Assessore Sonego stimmten darin überein, dass es mit einer Anhäufung von Studien nicht getan ist. AlpFRail zeichnet sich gegenüber vielen anderen Studien durch seinen stark ausgeprägten Praxisbezug aus. „Wenn man bedenkt, dass derzeit jede achte Tonne an Ladung im Güterverkehr im EU-Raum über die Alpen transportiert wird und davon ein Großteil auf der Straße, erkennt man die Dimension der Problematik. Die Transitfrage ist letztlich nur in internationaler Kooperation möglich“.

Salzburger Projekt „Tauernachse“ war Vorbild für größtes EU-Verkehrsprojekt
Blachfellner zeigte sich besonders erfreut, dass das von ihm initiierte und gemeinsam mit dem Land Kärnten und dem Verkehrsministerium finanzierte „Tauernachsen“-Projekt – die Zielsetzung und Methodik sind völlig gleich wie bei „AlpFRail“ –, das inzwischen unmittelbar vor dem Abschluss steht, gleichsam der Zündfunke für das nunmehrige gesamteuropäische Projekt war. Die Zusammenarbeit mit den Fachleuten des Logistik-Kompetenzzentrums in Prien am Chiemsee unter Geschäftsführer Karl Fischer hat sich überaus bewährt. Das Projekt „Tauernachse“ wird in der Folge vollständig in das Projekt „AlpFRail“ integriert werden. Die Tauernbahn wird somit Teil eines den ganzen Alpenbogen umspannenden höchst innovativen Gesamtkonzeptes zur Verkehrsverlagerung.

„Mobiler“ der Firma Palfinger nun auch in Norditalien präsentiert
Blachfellner: „Drohungen und Autobahnblockaden allein sind eindeutig zu wenig. Ich setze auf konkrete Alternativen im konventionellen Güterverkehr.“ Eine besonders attraktive Möglichkeit zur optimalen Nutzung der spezifischen Systemvorteile von Straße und Schiene ist der von dem Konstrukteur Wolfgang Bermüller und der Salzburger Firma Palfinger gemeinsam entwickelte „Mobiler“. Diese mit relativ wenig Aufwand auf einen Lkw zu montierende hydraulische Vorrichtung ermöglicht es, Container innerhalb weniger Minuten vom Waggon auf den Lkw und umgekehrt zu verladen. Blachfellner hatte bereits im Sommer des heurigen Jahres unter großer Beachtung durch die zuständigen Beamten der EU-Kommission und des Fachpublikums gemeinsam mit der Rail-Cargo-Austria (ÖBB) und der Firma Palfinger das Produkt in Brüssel

einem interessierten internationalen Publikum präsentiert. „Der Mobiler ist eine ideale Logistik-Lösung für verladende Unternehmen, die über keinen eigenen Eisenbahnanschluss verfügen und sich zeitaufwendiges Verladen in einem Container-Terminal ersparen wollen. Dieses innovative Salzburger Produkt stellt nicht nur ein neues und attraktives Bindeglied zwischen

Straßen- und Schienentransport dar. Seine Produktion sichert auch Dutzende Arbeitsplätze im Palfinger-Werk in Köstendorf“, so Blachfellner, der in der Landesregierung auch für Arbeitsmarktfragen zuständig ist. Produkte, wie der Mobiler, sind die ideale Ergänzung zu den aktuellen Bemühungen des Verkehrsressorts, durch die Förderung von Anschlussbahn-Projekten Verkehrsverlagerungen zu ermöglichen. Blachfellner ist es allein im heurigen Jahr gelungen, nahezu 2,5 Millionen Euro aus Landesgeldern für diesen neuen Förderungsschwerpunkt des Landes verfügbar zu machen.
 
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