Kolossaler Grabfund auf der Gracarca Am Gräberfeld Grabelsdorf in Südkärnten wurde eine Nachbestattung aus dem 7. nachchristlichen Jahrhundert entdeckt St. Kanzian (öj) - Dass sich unter dem Waldboden auf der Gracarca am Südufer des Klopeiner Sees bedeutende archäologische Überreste befinden, ist seit langem bekannt. Ihre nähere Untersuchung wurde während der vergangenen zehn Jahre in Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde St. Kanzian, dem Verein 5000 Jahre Gracarca und dem Landesmuseum Kärnten intensiv betrieben. Erst vor kurzem konnte dieses Gebiet als Noreia, die Hauptstadt des sagenumwobenen Noricum, definiert werden, die das Österreich Journal berichtete. Ziel der diesjährigen Grabungskampagne war das Friedhofsareal bei Grabelsdorf. Dort wurde bereits 1966 von F.X. Kohla auf einem exponierten Felssporn ein Grabhügel aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. (Hallstattkultur) angeschnitten. Die Spornlage über dem Gräberfeld der Siedlungsgemeinschaft betont den monumentalen Charakter des Grabbaus. Über der Grabkammer mit der Urne wurde eine Steinpackung aufgebracht, darüber eine Erdschüttung. Grabbauten in Form von Grabhügeln sollten die Erinnerung an einzelne Personen hohen Ranges, die oft geradezu heldenhafte Verehrung genossen, oder besondere Taten über den Tod hinaus wach halten. Um deren betroffenen Witwen eine entsprechende soziale Stellung auch im Jenseits zu sichern, gab es die " Witwentotenfolge" - wie sie auch in diesem Grab zu finden war – neben anderen Grabbeigabe wie Waffen und Resten kostbaren Trinkgeschirrs. Während nun Grabhügel als Grabmonumente der Oberschicht im Kärntner Raum gut und von verschiedenen Orten bekannt sind, erweist sich die weitere Geschichte am Grabhügel von Grabelsdorf als Besonderheit. Der Leiter der Grabungen, Univ. Doz. Dr. Paul Gleirscher von der Universität Klagenfurt, eröffnete dem "Österreich Journal", dass 1.500 Jahre später ein Mann in den hallstattzeitlichen Grabhügel nachbestattet wurde. Gleirscher: "Der Mann wurde nicht verbrannt sondern körperbestattet. Das Skelett zeigt, dass er mit cirka 1 Meter 80 groß gewachsen war. Unter den Grabbeigaben fällt zunächst ein awarischer Militärgürtel auf. Er war in einer byzantinischen Werkstatt hergestellt worden, wie die massiven Riemenzungen aus Messing zeigen. Die Hauptriemenzunge ist von einem Weintraubenmotiv überzogen." Derlei Gürtel galten damals als Abzeichen hochrangiger Krieger und Fürsten. Zum einem derartigen Gürtel gehörte auch ein aus Knochen gefertigter Salzbehälter, wie er auch im Grabelsdorfer Grab zutage kam. Derlei Beigaben waren gang und gebe, weshalb sie sich bestens zur zeitlichen Zuordnung eignen. Der gefundene Würdenträger von Grabelsdorf lebte demnach in der Zeit um 700 n. Chr. Zur militärischen Ausrüstung gehört außerdem ein einschneidiges Schwert (das sogenannte "Langsax"), das aufwendig gearbeitet ist (mit Damast verziert, Rücken und Klinge sind separat gearbeitet). "Diese Waffe", so Gleirscher, und das ist bemerkenswert, "stammt nun nicht aus dem awarisch-byzantinischem Raum, sondern aus dem merowingischen Kulturkreis, das heisst aus Franken und Bayern. Im slawisch-bayerischen Grenzraum, etwa an der Donau, treten diese Schwerter in Grabfunden des öfteren auf." Dazu passt nun ein Reitersporn, der den Rang des Toten als Reiter oder Ritter unterstreicht. Die einseitige Trageweise von Reitersporen ist wiederum typisch für fränkisch-bayerische Adelsgräber im 8. Jahrhundert. Reitersporen finden sich hingegen nie in Gräbern von Awaren und illustrieren archäologisch die Unabhängigkeit und Vielseitigkeit des Karantanenstaates. "Das heißt", resümiert Gleirscher, "dass wir im Toten von Grabelsdorf einem hochrangigen Karantanen der Zeit um 700 gegenüberstehen. Im Kärntner Raum handelt es sich um das bislang einzige vollständige Grab dieser Zeit. Er dürfte der zweiten Machtstufe angehören (sog. Ban). Inwieweit sich hinter diesem Mann ein zugewanderter Slawe oder ein im Karantanenstaat aufgestiegener Romane verbirgt, wird unter anderem durch naturwissenschaftliche Analysen zu untersuchen sein. Um einen Awaren handelt es sich dem Reitersporn zufolge jedenfalls nicht. In diesem Zusammenhang ist weiters der Ort der Grablege von Interesse. Führende Familien suchten nach Sitte der antiken Hochkulturen ebenso wie Völker wiederholt einen Ursprung, der sie in die Nähe der Götter rückt. So war es etwa selbst für Cäsar von Bedeutung, von einem trojanischen Helden abzustammen. Beim Grabelsdorfer Karantanen zeichnet sich dementsprechend ein derartiger Bezug zu einem Heros der Hallstattzeit ab. Derlei Ursprung wurde im Kult der Götter gefeiert, dadurch bestätigt und erneuert. Am Samstag, den 16. August 2003, findet die Präsentation der Grabungsergebnisse 2003 im Golfhaus in Grabelsdorf statt. Beginn 17:00 Uhr. Die Präsentation wird von Herrn Univ. Doz. Dr. Paul Gleirscher und von Kärntens Landeshauptmann, Dr. Jörg Haider, vorgenommen. HInweis an die Redaktionen: Bis einschließlich Sonntag, 17. August 2003, besteht die Möglichkeit, gegen Aviso unter 0664 / 34 00 138 einen Foto- bzw. Filmtermin der Original-Fundstelle zu vereinbaren. Am Montag, 18. August 2003, muß die Bergung des Skelettes vorgenommen werden. Bei Quellenangabe Abdruck honorarfrei! Quelle: Österreich Journal (http://www.oe-journal.at) Copyright-freie Fotos mit 150 dpi können unter http://www.oe-journal.at/Aktuelles/Presse/gracarca130803.htm ausgewählt werden Kontakt: Da Univ.-Doz. Dr. Paul Gleirscher am Ausgrabungsort telefonisch nicht erreichbar ist, kontaktieren Sie Ihn für Detailfragen oder Interviewtermine per E-Mail unter paul.gleirscher@landesmuseum-ktn.at mailto:paul.gleirscher@landesmuseum-ktn.at Für Terminvereinbarungen kontaktieren Sie bitte Adrian Eberhart unter der TelNummer 0664 / 34 00 138 oder keltenmuseum@klopein.at mailto: keltenmuseum@klopein.at