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Zum
90. Todestag des Thronfolgers: |
erstellt am |
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Franz Ferdinand Erzherzog Teil 2 |
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Franz Ferdinand tritt wieder in den Militärdienst, diesesmal in Budweis. Während dieser Militärzeit lernt er Gräfin Sophie Chotek kennen. Sie war Hofdame der Erzherzogin Isabella. Sophie ist die große Liebe des Erzherzogs und er sollte auch einmal darum kämpfen müssen, seine Sophie heiraten zu dürfen. Er erkrankt an derselben Lungenkrankheit, an der schon seine Mutter gelitten hatte. Ein Klimawechsel soll zur Genesung beitragen. Ein erster Aufenthalt in Meran bringt nicht die gewünschte Wirkung, immer weiter südwärts zieht es ihn, sogar bis nach Ägypten – wo er sich allmählich erholt. Ein Besuch seiner Eltern sollte zu einer weiteren Zäsur in seinem jungen Leben werden: Sein Vater, er ist nach dem Tod von Kronprinz Rudolf 1889 Thronfolger, trinkt verseuchtes Wasser aus dem Jordan und stirbt daran kurz nach seiner Heimkehr nach Wien am 19. Mai 1896. Dadurch ging die Thronfolg von Österreich auf den 33jährigen Franz Ferdinand über. Was aber vorerst kaum sichtbare Veränderung in sein Leben brachte, regierte doch Kaiser Franz Joseph I. und machte keinerlei Anstalten, Amt und Würde in absehbarer Zeit an den jungen Franz Ferdinand abzutreten.
1898 traf ein weiterer Schicksalsschlag das Haus Habsburg-Lothringen: Kaiserin Elisabeth von Österreich und Königin von Ungarn wird in Genf von dem italienischen Anarchisten Luigi Luccheni unweit ihres Hotels auf offener Straße erstochen. Das erschütterte die ganze Monarchie, Kaiser Franz Joseph I. verlor Kraft und Lebensfreude. Franz Ferdinands Ansinnen, seine Sophie heiraten zu wollen, war dem ohnedies respektvoll gespannten Verhältnis zum Monarchen nicht sehr zuträglich – war sie doch „nur“ eine Gräfin und dadurch vom Kaiserhaus praktisch ausgeschlossen. Dennoch wurden Minister und Verfassungsexperten bemüht, eine gangbare Lösung zu finden. Schließlich unterschrieb Franz Ferdinand am 28. Juni 1900 eine Verzichtserklärung – da Gräfin Sophie nicht ebenbürtig war, konnte weder ihr noch ihren zukünftigen Kindern irgendeines der Rechte aus dieser Ehe zuerkannt werden. Drei Tage Als Erzherzog Franz Ferdinand sein politisches Debüt gab, schwelgten Zeitgenossen für ein Großdeutsches Reich. Allen voran Georg Schönerer, Begründer der Deutschnationalen Partei, mit dem Ziel, die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn in das Deutsche Reich einzugliedern; darüberhinaus propagierte er ein Loslösen vom Katholizismus und Übertreten zum Protestantismus. In einer Antrittsrede als Protektor des „Katholischen Schulvereins“ stellte Franz Ferdinand kategorisch fest, daß er gegen diese Tendenzen ankämpfen werde, die „Los-von-Rom-Bewegung“ sei auch eine „Los-von-Österreich-Bewegung“. Diese offene Kampfansage richtete er an Schönerer und auch an all jene, die die regierende Dynastie in Frage stellten und deren Schwächung erreichen wollten. Quer durch alle Schichten gab es aber auch viele Menschen, die an Österreich glaubten. Ihr Kennzeichen war die schwarz-gelbe Farbe, die Farbe der Habsburger, und sie waren im Parlament durch den berühmten Wiener Bürgermeister Karl Lueger vertreten. Ursprünglich mit Schönerer sympathisierend, wandte er sich vom Deutschnationalen Lager ab und gründete die Christlichsoziale Partei. Dreimal wurde ihm die Bestätigung zum Wiener Bürgermeister von Kaiser Franz Joseph I. versagt, aber 1897 wurde er vom Kaiser bestätigt und war dann 13 Jahre lang Bürgermeister von Wien. Er sollte der heftigtste Verteidiger der Dynastie werden. Franz Ferdinand schreckte den alteingesessenen Adel mit seinem ersten Auftreten aus dessen dynastischer Gemütlichkeit, obwohl ihn das Kaiserhaus, allen voran sein eigener Onkel, der sich noch immer als „deutscher Fürst“ empfand, von politischen Entscheidungen fernzuhalten versuchte. Diese unterschiedliche Anschauung zwischen Onkel und Neffe führte eine Entfremdung herbei. Neben dem alldeutschen sah Franz Ferdinand auch das Problem mit den Ungarn, die sich zunehmend aus der Umklammerung der Habsburger Krone befreien wollten, ihre nationalen Probleme aber nicht zu lösen gewillt waren. Vor allem die Kroaten hatten darunter sehr zu leiden, Franz Ferdinand wollte sie, die Kroaten, von der ungarischen selbstherrlichen Herrschaft befreien und ein drittes, ein Südslawen-Königtum errichten. Während all dieser Wirren fand Franz Ferdinand aber auch Zeit für eine glückliche Beziehung, eine vorzügliche Ehe. 1901 kam Tochter Sophie auf die Welt, 1902 Maximilian und Sohn Ernst wurde 1904 geboren. |
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Die Militärkanzlei Franz Ferdinands bestand aus 15 Personen und war im Unteren Belvedere im Rennwegtrakt,
östlich des Haupttores, untergebracht. Seine eigene Politik, die oft in krassem Gegensatz zu der der Hofburg
stand, ging schließlich sogar als „Belvederepolitik“ in die Geschichte ein. Sie entwickelte sich unter dem
mittlerweile zum Oberstleutnant ernannten Thronfolger sogar zu einer Art „Nebenregierung“, man hatte besten Kontakt
zu nahezu allen Ministerien, Parteien und Nationalitäten und verfolgte vordergründig eine Umgestaltung
der Monarchie. Eine Notwendigkeit, die, wie nicht nur Franz Ferdinand wußte, schon seit 1848 einer Lösung
harrte. Der Thronfolger hoffte auf Unterstützung der Rumänen, Slowaken und Kroaten bei seinem Vorhaben die Autonomie Ungarns durch eine Revision des 1867er-Ausgleichs zu beschränken und sei es mit militärischer Gewalt. Mehr und mehr befürwortete er die Erweiterung der kulturellen Selbstbestimmungsrechte der Nationalitäten. Vor allem mußte Franz Ferdinand außenpolitisch auf Konfliktvermeidung achten, um auch die innere Umgestaltung durchsetzen zu können.
Wie sah die politische Situation auf dem Balkan damals aus? Nachdem Bosnien und Herzegowina okkupiert waren, lebte ein Großteil der Südslawen innerhalb der Grenzen der Monarchie. Rund 5,8 Millionen Serben, Kroaten und Slowenen standen unter österreichisch-ungarischer Herrschaft, etwas mehr als eine Million unter türkischer und knapp ein Drittel war in den Nationalstaaten Serbien und Montenegro seßhaft. In den 1870er-Jahren tauchte der Gedanke auf, die südslawischen Stämme unter Serbiens Führung in einem Einheitsstaat zusammenzuschließen. Diese umwälzende Idee wurde von den serbischen Radikalen verbreitet, einer Partei des serbischen Kleinbürgertums. Ihre Tätigkeit stieß jedoch auf zwei Hindernisse: Serbiens König Milan wollte als treuer Freund Österreichs von diesen Plänen nichts wissen und die Kroaten lehnten eine „Befreiung durch die Serben“ dankend ab. Der dritte südslawische Stamm, die Slowenen, verhielt sich gegenüber der Vereinigung mit Serbien und Kroaten vollständig ablehnend. |
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Ein Großkroatien sollte neben Kroatien und Slawonien auch Dalmatien umfassen und eine ähnliche Stellung
erhalten, wie sie 1867 dem Königreich Ungarn eingeräumt worden war. Der Dualismus von 1867 sollte zum
Trialismus erweitert werden. Seine Durchführung scheiterte aber stets an dem Widerstand der Magyaren. Der
andere Teil der kroatischen Opposition näherte sich den Serben und strebte eine Vereinigung aller drei Südslawenstämme
an. Die Dynastie Obrenovic war 1903 durch eine Militärverschwörung ausgerottet worden, mit Peter I. bestiegen
die Habsburg-feindlichen Karageorgevic den serbischen Thron. Die großserbische Propaganda fand nun von seiten
der serbischen Dynastie keinen Widerstand mehr, fand sogar in Bosnien einen fruchtbaren Boden. Der dritte Schauplatz
war die türkische Provinz Mazedonien, wo die Bulgaren die Mehrheit bildeten. Im Westen wohnten Albaner und,
über das ganze Gebiet verstreut, Türken. Alle Stämme waren bunt durcheinandergemischt, Feudalismus
und Hauswirtschaft prägten den mittelalterlichen Charakter des Landes. Und nun trugen Serben, Griechen und
Bulgaren ihre nationale Propaganda in dieses rückständige Bauernland. 1903 brachen in Mazedonien wieder Unruhen aus. Rußland wollte diese befrieden und das Land gemeinsam mit Österreich zu einem Sultanat machen. Im Oktober 1903 kam es dann zum „Abkommen von Mürzsteg“, worin sich Österreich und Rußland darauf einigten, jedoch sollten dort Reformen durchgeführt werden. Fünf Jahre passierte nichts, weshalb England auf Autonomie Mazedoniens drängte. Das scheiterte an Österreich, das ähnliche Zugeständnisse für Bosnien nicht in Kauf nehmen wollte und sich darin von Italien und Deutschland unterstützt wußte. Mazedonien blieb Krisenherd. Die Ermordung Alexanders von Serbien und der Sturz des Banus Khuen-Hedervary in Kroatien verschlechterte das Verhältnis Österreichs zu Serbien zusätzlich.
Franz Ferdinand hatte vor der „Los-von-Österreich- Bewegung“ gewarnt, die jetzt auch Tschechen, Südslawen und Bulgaren „ansteckte“. Sie wollten vom „Joche der Habsburger“ und aus den „Fesseln des Türkenreiches“ befreit werden. Und sie fanden 1908 in Rußland einen Schutzherren in diesen Bestrebungen, das aber auch Serbien im Kampf gegen Habsburg und die Türkei unterstützen wollte. In dieser mißlichen Situation kam Österreich ein Vorschlag Rußlands sehr gelegen, es solle doch – in aller Stille – die Annexion Bosniens und Herzegowinas vorbereiten. Im Gegenzug sollte der Aufhebung des Dardanellenvertrages von 1841 zugestimmt werden, der vom Osmanischen Reich ungenehmigte Durchfahrten von Kriegsschiffen durch die Meerenge untersagte. Ferdinand von Bulgarien durchkreuzte diese stille Vorgangsweise Österreichs durch seine Unabhängigkeitserklärung von der Pforte und die Annahme des Königstitels – am 5. Oktober 1908 war Bosnien formell annektiert und damit eine europaweite Krise ausgelöst. Nahezu alle Staaten versuchen, jeweils zum eigenen Vorteil, Einfluß zu nehmen, der eine oder andere sieht Gelegenheit, sich für das eine oder andere bei Österreich zu revanchieren. Trotz allem wollte jedoch niemand den Ausbruch eines Krieges riskieren. Die europäischen Mächte konnten aber keine praktikable Lösung finden, um den Balkan zu befrieden. Das Ziel des Panslawismus war und blieb unverändert: die Zerstörung der Donaumonarchie. Aus der Opposition in Teilen der bosnischen Bevölkerung entstand die Organisation „Junges Bosnien“, die 1914 am Attentat an Franz Ferdinand beteiligt war. Doch dazu später. |
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