Neue Kraft für´s Wienerlied   

erstellt am
14. 05. 04

Seit einem halben Jahr bemüht sich das »Österreich Journal« gemeinsam mit dem Heurigenmusiker Erich Zib, dem Wienerlied neue Kraft zu geben. Nun hat sich massive Verstärkung eingestellt: »Alpenstar« und »BiggyTV« haben jüngst die erste Staffel der neuen Wienerlied-TV-Serie »Echt wienerisch« gedreht.
Von Michael Mössmer.
     
Das Wienerlied ist ein Begriff auf der ganzen Welt, kommt immer vor: im Film, im Fernsehen, im Radio. Der beliebte Volksschauspieler Heinz Conrads erreichte mit seinen Sendungen „Was gibt es Neues“, die er ab 1946 für den Rundfunk moderierte, und der Fernsehsendung „Guten Abend am Samstag“ Zuhörer- und Zuseherzahlen, von der die Anstalten noch heute träumen können.

Mit dem Tod von Conrads am 9. April 1986 endete auch die prominente Sendezeit für das Wienerlied im ORF. Über einige Jahre war es in „Radio Wien“ noch zu hören, bis dieser Sender auf Oldies und aktuelle Musik für eine junge und für die Werbewirtschaft scheinbar reizvollere Zielgruppe umprogrammierte. Die Folge war: Wiener Radio ohne die typsche Wiener Musik. Mit ein wenig Glück kann man auf Radio Niederösterreich oder Radio Burgenland, in immer noch regelmäßigen Sendungen, das eine


Erich Zib (li) im Interview mit Lothar Schwertführer für unsere wöchentliche Radiosendung »Ein Gruß aus Wien«

Alle Fotos: Österreich Journal
oder andere Wienerlied hören – oder im „Österreich Journal“ und der ständig wachsenden Zahl an Radiostationen, die unsere mit dem Heurigenmusiker Erich Zib produzierte wöchentliche Sendung „Ein Gruß aus Wien“ ausstrahlen. An dieser Stelle darf ich – namens der Freunde des Wienerlieds sozusagen – dem „Radio Orange“ in Wien, „Radio FRO“ in Linz, dem „Radio Freirad“ in Innsbruck, dem „Freien Radio Salzkammergut“ und der „Radiofabrik Salzburg“ danken, daß sie der Sendung von Erich Zib einen fixen Sendeplatz eingeräumt haben.

Wir tragen das Wienerlied aber auch hinaus in die Welt: „Ein Gruß aus Wien“ wird von folgenden Stationen ausgestrahlt: „Radio Austria 4“, Adelaide, „Heimatfunk Melbourne“, „Radio SBS Sydney“ (in einer Kurzfassung in ganz Australien zu hören), „Highland N.S.W.“, „3zzz“ Melbourne (alle Australien), „KCSN Wolfsradio“, Los Angeles, „WKNY Kingston“, New York, „Radio Liberté“, Straßburg und das „Community Radio Saskatoon“, Saskatchewan, Kanada.

Doch zurück nach Wien. Das Argument, daß sich die Hör- und Sehgewohnheiten ebenso drastisch verändert haben wie sich die Fülle des Angebots erweitert hat, gilt natürlich. Aber es verwundert, oder, besser gesagt, macht bestürzt, wenn man sich den Stellenwert der


Ein Blick in den »Ü-Wagen« von BiggiTV
heimischen Volks-, auch der volkstümlichen Musik vor Augen führt. Im besten Falle naserümpfend wird einer eingestuft, der sich dazu bekennt, Volksmusik (ich bleibe der Einfachheit halber bei diesem verkürzten Begriff, auch wenn er zwei unterschiedliche Genres zusammenzwingt) nicht nur zu hören, sondern auch zu lieben. Mir ist kein Land der Welt bekannt, in dem das eigene Liedgut und die eigene, so urtypische, ländliche Musik so überheblich abgetan wird. In meiner Kindheit, ich gehe jetzt auf die 50 zu, gehörte etwa ein Lied wie „Wenn die bunten Fahnen wehen“ oder „Hoch auf dem gelben Wagen“ zum gerne und lauthals gesungenen Standardrepertoire in der Volksschule. Heute, wenn Sie mir diesen Gemeinplatz zugestehen, singen die „Kids“ die Titel ihrer Stars „Usher“, „Anastacia“, „Max“, und wie sie alle heißen. Und kennen natürlich jeden Text, der – zumeist – Englisch ist. Der deutsche Text ist aus dem Radio fast verschwunden.

Als sich vor ein paar Jahren die Republik Österreich mit einiger Verspätung entschloß, neben dem ORF auch privates Radio zuzulassen, schöpften viele Hoffnung, es könnte neben dem In-Format „Ö3“, das sich steter Beliebtheit erfreut und aus zig-Tausenden Radioapparaten im Lande Stunde um Stunde die letzten Hits und die coolsten Tips vermittelt, dann auch zumindest einen Sender geben, der auch „andere Musik“ spielt, wurde herb enttäuscht. Wir haben jetzt


Geben dem Wienerlied neue Kraft (v.l.n.r.): BiggiTV-Produzentin Brigitte Tovornik, »Alpenstar«-Herausgeber und -CR Lothar Schwertführer, der Doyen des Wienerliedes Walter Heider und BiggiTV-Regisseur Erich Loibner Fotos: Österreich Journal
zwar Privatradios, doch weiß man in den seltensten Fällen, um welchen Sender es sich gerade handelt: Alle sind jung, frisch, hipp, und was einem sonst dazu noch einfallen kann. Doch: Wo bleiben die Konsumenten, die von einer – für mich zumindest – konturlosen Musik, in der ich selten Harmonien finde, nicht angesprochen werden? Wo bleiben die, sagen wir der Einfachheit halber: Freunde der Volksmusik? Wann und wo wurde denn von einem Wiener Radiosender, zum Beispiel „Im Prater blüh‘n wieder die Bäume“ oder „Aner hat immer des Bummerl“ zuletzt ausgestrahlt (von „Radio Orange“ abgesehen)? Vor einigen Tagen hat mir Horst Chmela, von ihm stammt das „Bummerl“, erzählt, daß dieser Titel auf der ganzen Welt regelmäßig gespielt und auch sogar in andere Sprachen übersetzt wurde. „No seawas“.


Neue Wienerlied-Sendung kommt ins Fernsehen
Jetzt gibt es neue Kraft fürs Wienerlied. Lothar Schwertführer, Chefredakteur und Herausgeber der Zeitschrift „Alpenstar“, hat es geschafft, Unterstützung vor allem durch die Urheberrechtsgesellschaft AKM zu erreichen und die notwendigsten finanziellen Mittel für die Produktion der ersten Staffel der neuen Wienerlied-TV-Sendung „Echt wienerisch“


Prof. Günther Frank: der Allround-Künstler moderiert »Echt wienerisch« im Sinne des Wortes
aufzutreiben, die – vorerst – auf dem Tourismus- und Wetterkanal des ORF „TW1“ ausgestrahlt wird. Schwertführer ist Musik-Profi, war über ein Jahrzehnt bei der „Kronen Zeitung“ für Volksmusik und Schlager verantwortlich tätig und ist, wie er in einem Interview mit Erich Zib für „Ein Gruß aus Wien“ erzählt, selbst ein Wienerlied-Fan. Er bringt in seinem „Alpenstar“ auch regelmäßige Berichte und Aktuelles aus der Szene, die er seit vielen Jahren kennt. Dazu gesellen sich Brigitte Tovornik und Erich Loibner, die mit ihrer „BiggyTV“ (mit eigenen Übertragungswagen mit allen technischen Raffinessen und High-Tech-Equipment) für österreichische und deutsche TV-Sender produzieren. Beide, erübrigt sich fast zu erwähnen, sind ebenfalls Freunde des Wienerlieds. Aus reiner Freude daran haben sie im vergangenen Herbst die „Gala des Wienerliedes“ mitgeschnitten und auf DVD herausgebracht (einen Ausschnitt können Sie auf http://www.moessmer.at ansehen).

Vor kurzem wurden nun beim Grinzinger Heurigen „Zimmermann“ die ersten Sendungen aufgezeichnet, die vom Allround-Künstler Prof. Günther Frank (siehe „Personalia“ auf der Seite 36) und dem Doyen des Wienerlieds, Walter Heider, moderiert werden. Die Künstler, Horst Chmela, HPÖ, Rita Krebs, Waltraut Haas, Michael Havlicek, Walter Heider, Josef Köber, Rudi Luksch, Christl Prager, Ingrid Merschl, Maria Rosendorfsky, Marika Sobotka, Terumi Shima, Erwin Strahl und das Trio Wien sind, und dafür nochmals ein herzliches Danke an alle, durch die Bank aufgetreten, ohne Honorare zu verrechnen. Jeder packt mit an, um dem Wienerlied eine neue, große Chance zu geben. Und die steht gut: Lothar Schwertführer steht in Verhandlungen mit einem großen TV-Kabelnetz-Betreiber, der hoffentlich bereit ist, die Sendung auszustrahlen, Gespräche mit anderen Fernsehanstalten sind im Laufen. Auch hofft er, daß sich der ORF „seiner Wurzeln besinnt“ und „Echt wienerisch“ einen Sendeplatz einräumen wird. Schwertführer: „Ich bin sicher, daß das der Beginn einer neuen Ära für das Wienerlied ist.“

Wir sind auch überzeugt davon. Über die Sendezeiten, Empfangsmöglichkeiten und Inhalte informieren wir Sie aktuell auf http://www.oe-journal.at/daswienerlied


Einige Hundert Freundinnen und Freunde des Wienerlieds waren zur Aufnahme der ersten Staffel von »Echt wienerisch« zum Heurigen Zimmermann gekommen
     
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