100 Jahre Weingut Cobenzl  

erstellt am
28. 09. 07

Mit einem Jubiläumsfest beging Wien, die »Hauptstadt des Weins«, das runde Jubiläum des Weingutes, das zur Spitzenliga der Qualitäts-Weinbaubetriebe zählt.
Die Geschichte des Wiener Weinbaus reicht weit zurück. Der Legende nach soll ihn Marcus Aurelius Probus – er war von 276 bis 282 n. Chr. Kaiser des Römischen Reichs – nach Wien gebracht haben. Die Römer verfügten zu dieser Zeit zweifellos über eine entwickelte Weinkultur, die von der damals ansässigen Bevölkerung gerne angenommen wurde. Aber daß die römischen Legionäre den Vindobona-Wein erfunden haben, damit würden ihnen zu viele Lorbeerkränze gebunden. Die Anfänge des Wiener Weinbaus bleiben dennoch ungenau.

Auf über 700 Hektar Weinbergen werden jährlich rund 2,2 Millionen Liter Wein produziert. Diese stolze Menge ist den über 300 Wiener Winzerinnen und Winzern zu verdanken.



Ziemlich sicher ist: Sowohl Kelten als auch Illyrer haben in Wien bereits Wein gekeltert. Archäologische Funde legen nahe, daß es im heutigen Wien bereits um 750 v. Chr. erste Kulturreben gab.

Die frühesten urkundlichen Erwähnungen von Wiener Weingärten gehen auf das 12. Jahrhundert zurück. Die Geschichte des Wiener Weins ist also mindestens so alt wie die Stadt selbst, fast könnte man sagen, daß Wien auf Weingebiet erbaut wurde. Im späten Mittelalter gab es viele Weinberge, die sich damals noch auf außerhalb der Stadt gelegenen Flächen befanden. In der Neuzeit wurden diese Bereiche als neue Bezirke in die Stadt integriert. Und so rankten noch vor wenigen Jahrhunderten etwa auf der Mariahilfer Straße Weinstöcke anstelle der heutigen Geschäfte und Cafés.

Mittlerweile liegen die meisten Weingärten am Stadtrand. Dennoch ist Wien die „Hauptstadt des Weins“ geblieben. Heute wird Wien weltweit als eigene Weinbauregion wahrgenommen, das ist einzigartig für eine Millionenstadt!


Wunderbarer Blick über die Weingärten auf die Stadt Wien



Wein-Metropole Wien
Auf über 700 Hektar Weinbergen werden jährlich rund 2,2 Millionen Liter Wein produziert. Diese stolze Menge ist den über 300 Wiener Winzerinnen und Winzern zu verdanken. Jedes Jahr setzen sie geschätzte 400.000 Arbeitstunden ein, um aus den Trauben edle Weine zu keltern.

Weingut Wien Cobenzl
Einer dieser 300 Winzer ist die Stadt Wien selbst. Mit dem 35 Hektar großen Weingut Cobenzl zählt die Stadt sogar zu den bedeutendsten Wiener Weingütern. Jährlich werden werden bis zu 200.000 Flaschen Qualitätswein gekeltert. Heute gehört das Weingut Cobenzl unter der Leitung von Thomas Podsednik zur Spitzenliga der Wiener Qualitäts-Weinbaubetriebe. Das zeigen nicht nur zahllose internationale und nationale Auszeichnungen, wie etwa jüngst der Landessieg beim Wiener Weinpreis 2007, das schlägt sich auch in hervorragenden Verkaufszahlen nieder.


Weingärten und Lagen
Rund zwei Drittel der Cobenzl-Weingärten liegen in den Großlagen Grinzing und Nußberg, mit klingenden Ried-Namen wie „Bellevue“ oder „Reisenberg-Seidenhaus“. Die tonhaltigen und nährstoffreichen Böden bieten insbesondere den Burgundersorten beste Bedingungen.

Die sonnigen Lagen am Bisamberg sind für traditionelle Wiener Rebsorten wie Grüner Veltliner und Riesling optimal geeignet, aber auch Rotweine wie Zweigelt, Merlot und Cabernet Sauvignon reifen hier zu erstklassigen Qualitäten.

Die Nähe zur Donau sorgt in den Weingärten für ideale, gemäßigte Temperaturen. Ideal ist der Cobenzl auch als Ausflugsziel. Das Angebot reicht von Kellerführungen, Weinverkostungen und -verkauf, dem Kinderbauernhof „Landgut Wien Cobenzl“ bis hin zu Traumhochzeiten am Weingut.

Geschichte des Weinguts Cobenzl
Das Areal, auf dem sich das Weingut Cobenzl befindet, blickt auf eine abwechslungsreiche Geschichte zurück.

Seit 1988 keltert Thomas Podsednik die edlen Cobenzl-Tropfen, die heute zu den besten Wiener Qualitätsweinen zählen.

Der 492 Meter hohe Latisberg, besser als Cobenzl bekannt, befindet sich zwischen dem Reisenberg und dem Vogelsangberg.

Bereits im 13. Jahrhundert bewirtschaftete das Kloster Zwettl hier einige Weingärten. Die Jesuiten legten im 18. Jahrhundert am Cobenzl zusätzlich Obstbaumkulturen an und errichteten zwei Landhäuser als Sommerfrische für ihre Ordensangehörigen. Nachdem Papst Clemens XIV. den Orden aufgelöst hatte, ging der Besitz 1774 an Johann Philipp Graf Cobenzl über. Der Graf ließ ein Schloß erbauen, mit dazugehörigen Parkanlagen, Tempeln und Pavillons. Der Wiener Hof feierte hier rauschende Feste und Reiseschriftsteller berichteten von der außerordentlichen Schönheit der Anlage.

Wolfgang Amadeus Mozart war im Juli 1783 zu Besuch bei Graf Cobenzl und zeigte sich in einem Brief an seinen Vater Leopold beeindruckt: „[…] Das ist eine Stunde weit von Wien, wo ich schreibe, es heißt Reisenberg. […] die Gegend, der Wald, worin eine Grotte gebaut, als wenn sie von Natur wäre, das ist prächtig und sehr angenehm.“

Im Jahr 1853 wurde der Besitz von Karl Ludwig Freiherr von Reichenbach übernommen. Der Stuttgarter Jurist widmete sich den Naturwissenschaften ebenso wie der Erforschung des Übernatürlichen. Seine alchemistischen und mystischen Experimente brachten dem Freiherrn den Beinamen „Zauberer vom Cobenzl“ ein.

Nach ihm übernahm Johann Karl Sothen das Anwesen. Sothen betrieb in der Wiener Altstadt eine Trafik und gab Schuldverschreibungen aus, sogenannte „Promessen“. Die Wiener nannten ihn deshalb den „Promessenbaron“. Nach seinem Tod 1881 wechselte die Liegenschaft mehrmals den Besitzer. (Quelle: Bezirksmuseum Döbling)

100 Jahre Weingut Cobenzl
1907 erwarb die Stadt Wien das Areal am Cobenzl. Das damalige Schloss wurde zum beliebten Ausflugsziel. Am Gutsbetrieb standen Ackerbau und Rinderhaltung im Vordergrund, um die Wiener Bevölkerung mit Gemüse und frischer Milch zu versorgen.
Im Laufe der Jahrzehnte wurde dann auf Weinbau umgestellt. Seit 1988 keltert Thomas Podsednik die edlen Cobenzl-Tropfen, die heute zu den besten Wiener Qualitätsweinen zählen.


Feine Tropfen vom Weingut Cobenzl
Ob pfeffrig-frischer Grüner Veltliner, der typische Wiener Gemischte Satz oder ein vollmundiger Rotwein – das Weingut Cobenzl ist die Top-Adresse für Wiener Qualitätswein.

Ein besonderes Highlight ist der Pinot Noir 2005 Bellevue Reserve. Dieser elegante Rotwein besticht mit süßer Aromatik, Rum, Kokos und Vanille sowie seiner schönen Holznote. Der ideale Begleiter für feinste Fleischgerichte und ein wahres Erlebnis für jeden Weingenießer.
Der Grüne Veltliner 2006 Pfeffer zeichnet sich durch viel Frucht mit noch mehr Würze aus, pfeffrige Anteile – nomen est omen! Passt hervorragend zu klassischen Fleischgerichten wie Tafelspitz. Die kräftige Struktur macht den Wein auch zu einer guten Rotweinalternative.

An der Stelle des heutigen Weingutes war die ehemalige Meierei (um 1910)

Der „Gemischte Satz“ ist, streng genommen, keine eigene Weinsorte. Für diese traditionelle Wiener Spezialität wachsen die Reben bunt gemischt in den Weingärten und werden gemeinsam gelesen und gekeltert. Ein besonders würdiger Vertreter ist der Wiener Satz 2006 Senator: elegant im Duft, feine Würze mit Nüssen, Feigen und Äpfeln; wohldosierte, kraftvolle Eleganz mit langem Abgang. Ein zeitloser Wein, zu kraftvollen Saucengerichten, Gebackenem und Hartkäse. Sie können das Weingut Cobenzl auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen: U4 Endstation Heiligenstadt, Bus 38a Richtung Kahlenberg bis zur Haltestelle Cobenzl.

Öko-Strom vom Weingut Cobenzl
Doch nicht genug damit: Das Weingut Cobenzl ist nicht nur traditions-, sondern auch wesentlich zukunftsorientiert. Im Rahmen der Solarinitiative der Stadt Wien „Sonne für Wien 2007“ wurde im April von Umweltstadträtin Ulli Sima, die 304 m² große Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Weinguts Cobenzl eröffnet. Damit wurde das Weingut der Stadt Wien Energie-Selbstversorger. „Klimaschutz ist der Stadt Wien ein zentrales Anliegen, die bisherigen Erfolge können sich sehen lassen, in Zeiten des globalen Klimawandels forcieren wir seit Jahren die erneuerbaren Energien. Der Öko-Strom von den Dächern des Weinguts bringt eine jährliche Emissions-Verringerung von bis zu 80 Tonnen CO2“, so die Umweltstadträtin.

„Gerade im Sommer, wenn unsere Qualitätsweine zeitweise gekühlt werden müssen, liefert die Photovoltaik-Anlage die benötigte Spitzenenergie. Zudem gewährleisten sowohl die Lage des Weinguts als auch die Himmelsrichtung der Dächer die besten Voraussetzungen für eine ideale Sonneneinstrahlung“, freut sich Betriebsleiter Thomas Podsednik über die neue Energieeffizienz.

Die Kraftwerkleistung der beiden Solargeneratoren beträgt insgesamt 41,76 kWp (kilo Watt peak = Maßeinheit für die genormte Leistung eines Solarmoduls). Damit ist das Weingut der Stadt Wien ab sofort elektrisch Energie-autark, der Strom wird direkt ins Stromnetz eingespeist. Zusätzlich stellt die 18 m²-große Solaranlage mit einer Leistung von umgerechnet ca. 9.500 kWh pro Jahr die klimafreundliche Warmwasserbereitung sicher.

„Im Rahmen des Klimaschutzprogramms (KliP) kommt der Nutzung erneuerbarer Energieträger in Wien zentrale Bedeutung zu. Zusätzlich wollen wir mit unseren Klimaschutz-Projekten auch positive Impulse für die Wirtschaft setzen und einen weiteren Beitrag zur hohen Lebensqualität in Wien leisten“, erläutert Umweltstadträtin Ulli Sima.
     
http://www.weingutcobenzl.at
http://www.natuerlich.wien.at
   
Fotos: MA 49 / Lammerhuber, Weingut Cobenzl    
Diesen Artikel finden Sie auch im "Österreich Journal" pdf-Magazin, Ausgabe 052
zurück