Auslandsösterreicher auf Zeit

Lehrermangel in New York: Österreich springt ein
New York/Wien (bmuk) - Wie jedes Jahr um diese Jahreszeit herrscht im New Yorker Board of Education der Notstand: Das Bildungsamt, dem das größte öffentliche Schulsystem der Vereinigten Staaten untersteht, braucht dringend Lehrer. Knapp ein Monat vor Beginn des neuen Schuljahres sind noch immer 1.700 Stellen offen.
Der Lehrermangel zwingt die Stadt, im Ausland nach geeigneten Kräften zu suchen. Dieses Jahr hat der Board of Education etwa 800 Lehrer aus anderen Ländern eingestellt. Eine Gruppe von mehr als 60 jungen Lehrkräften aus Österreich begrüßte der österreichische Generalkonsul Harald Miltner bei einem Empfang am 7. August. "Ich bin beeindruckt, dass Sie den Mut haben, hierher zu kommen, um schwierige Fächer in einer Fremdsprache zu unterrichten und das noch in einem für Sie alle grundverschiedenem Umfeld von dem, was Sie aus Österreich gewohnt sind", sagte Miltner in seinen Begrüßungsworten.

Er würdigte die Rolle der zuständigen New Yorker Stellen und der österreichischen Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, ohne die "dieses außerordentlich wichtige und einzigartige Projekt" nicht möglich wäre. Das seit dem Schuljahr 1998/99 bestehende Lehrerprojekt fördere die Beziehungen zwischen Österreich und der Stadt New York ganz erheblich, sagte er weiter.

Die bisherige Erfahrung mit den ausländischen Lehrkräften habe gezeigt, dass Lehrer wie Schüler profitieren. Die Schüler profitieren in doppelter Weise: einmal vom Unterricht selbst, und zum andern vom Kontakt mit Lehrern aus anderen Ländern. 'Wo z.B. liegt Österreich, Deutschland, Ungarn, die Slowakei, usw'," würden sich einige fragen. Die Lehrer haben Zwei-Jahres-Verträge abgeschlossen, die verlängert werden können. Was die Unterbringung angeht, hat sie der Board of Education zwei Wochen lang kostenlos in Studentenwohnheimen untergebracht. In dieser Zeit müssen sie eine Wohnung finden, Zuschüsse gibt es keine.

Aus der Slowakei stammt der Mathematik-Lehrer Julius Zatko. Seine österreichischen Kollegen hatten ihn zum Empfang mitgebracht. Wie die anderen Lehrer hat er keine genauen Vorstellungen über das, was ihn in New York erwartet. Der aus den fünfziger Jahren stammende Film "Blackboard Jungle", in dem Glenn Ford einen weißen Lehrer in einer von ausschließlich schwarzen Kindern besuchten High School darstellt, war keinem aus der Gruppe bekannt. "Ich kann mit vorstellen, dass der Lehrbetrieb hier ganz anders ist als bei uns und in Europa insgesamt. Ich gehe auch davon aus, dass es hier mit der Disziplin im Klassenzimmer etwas hapert", sagte der Pädagoge, der in Brooklyn unterrichten wird.

Erstmals wurden in das Programm dieses Jahr auch Sonderschullehrer aufgenommen. Barbara Weidinger und Tanja Donabauer kommen beide aus Wien. Weidinger hat wenig Vorstellungen über das, was sie in New York erwartet. Sie weiß nur, dass ihre Schule mitten in Harlem liegt. "Ich kenne New York nicht, bin aber allen neuen Dingen offen. Ich bin jedenfalls unheimlich gespannt. Ich glaube es wird ein Abenteuer, einfach als Österreicherin aus einem ganz kleinen Land in so eine große Stadt zu kommen, in einer Metropole zu leben und zu arbeiten - das ist eine Herausforderung". Was ihre Sprachkenntnisse angeht, spräche sie "eben nur das Schulenglisch, aber ich denke, man kommt da ganz schnell rein".

Ihre Kollegin Donabauer hat ebenfalls keine klaren Vorstellungen über das New Yorker Erziehungswesen, hofft aber auf das Beste. Von dem so genannten Schmelztiegel der verschiedenen Volks- und Rassengruppen hat sie natürlich auch gehört, aber Angst habe sie deswegen keine. Donabauer: "Wenn ich Angst hätte, würde ich nicht hier sein".

Karin Fiedler wird an einer Hauptschule mit 2.000 Schülern im Chelsea-Bezirk Manhattans Biologie unterrichten. 'Ich hab sie mir gestern angeschaut, sie schaut recht nett aus. Ich bin gespannt und freue mich schon", sagte Fiedler.

Christian Schadn, ein Mathe-Lehrer aus Pulkau, will zunächst zwei Jahre in New York lehren, und zwar in einer Hauptschule in der Nähe des Columbus Circle in der Mitte Manhattans. Vor seiner Ankunft habe er Gelegenheit gehabt, mit einer früheren Lehrerin in New York Meinungen auszutauschen. "Das System ist einfach ganz anders als bei uns. In Österreich ist man Erzieher, Seelsorger und für alles zuständig; in New York ist man eben Lehrer, für jeden anderen Bereich gibt es andere Leute".

Problematisch sei die Wohnungssuche, bestätigt Schadn. Die Stadt stelle zwar Telefonnummern zur Verfügung, aber "übers Telefon kriegt man nichts. Im Endeffekt muss man selber suchen. Es gibt eben wenig Wohnungen". Ansonsten lobt er die organisatorische Seite des Programms. "Man muss sich um nichts kümmern. Wir werden für zwei Wochen verpflegt, man richtet uns Bankkonten ein und gibt uns die Social Security-Karte".

Weitere Informationen: Professional Teacher Development – Unterrichtstätigkeit in New York City

Quelle: APA

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