Die Slum-Mumien von Lima:
Tausende von Inka-Mumien in Peru gefunden

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NATIONAL GEOGRAPHIC-Forscher legt riesigen Inka-Friedhof frei / 2.200 Mumien unterhalb eines Slumviertels in Lima geborgen / Der Friedhof gilt als einer der größten in Peru.

Hamburg, 17.04.2002 - Ein von der NATIONAL GEOGRAPHIC SOCIETY unterstütztes Archäologieprojekt hat in einem Slumviertel der peruanischen Hauptstadt Lima einen jahrhundertealten Inka-Friedhof freigelegt. Im Laufe der Grabungen wurden rund 2.200 der für die damalige Periode typischen Mumien ausgegraben und erforscht. Die immense Anzahl der Funde bietet eine unvergleichliche Möglichkeit, weitere Geheimnisse über das Reich der Inka zu entschlüsseln. Der als Puruchuco-Huaquerones bekannte Friedhof stammt aus der Zeit des Späten Horizonts (1438 - 1532). Das acht Hektar fassende Areal gilt als zweitgrößter je in Peru gefundener Inka-Friedhof und als größter, der aus einer einzigen Zeitperiode stammt. NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND bringt in seiner aktuellen Ausgabe (Heft 5/02, EVT 29. April 2002) eine ausführliche Dokumentation und veröffentlicht erstmals Fotos der sensationellen Funde.

Das Forschungsvorhaben war ein Wettlauf mit der Zeit. Tupac Amaru ist eine rasch wachsende Slumsiedlung. In den Jahren 1956 und 1985 waren in diesem von der peruanischen Regierung als schutzwürdig eingestuften Gebiet bereits einige der Mumiengräber geöffnet worden. Jetzt gefährdeten Planierungsarbeiten die kostbaren Gräber, und viele der in zwei Meter Tiefe liegenden Mumien begannen durch vermehrt eindringendes Abwasser zu verwesen.

Im Laufe von drei Grabungskampagnen legte Archäologe Guillermo A. Cock und sein Team zahlreiche Mumienbündel, sogenannte "falsas", frei. Sie beherbergen manchmal mehrere Tote, denen reiche Grabbeigaben wie Töpferwaren, Schmuck, Tierfelle oder Mais zur Herstellung von "chica" einem gegorenen Getränk, mit auf den Weg gegeben wurden. Ihren Namen verdanken sie dem Inka-Brauch, am oberen Ende des Mumienbündels Scheinköpfe aus Stoff und Baumwolle anzubringen, die den Mumien vermutlich eine menschliche Form geben sollten. Manche trugen zudem Masken oder Perücken. Eine der beeindruckendsten Mumien, von den Forschern scherzhaft "Baumwollfürst" genannt, war in etwa 135 Kilogramm rohe Baumwolle gebettet. Im Inneren des Bündels fanden die Archäologen die sterblichen Überreste eines Mannes und eines Kleinkinds. Durch eine DNS-Analyse der Knochen soll jetzt ermittelt werden, ob es sich bei den Toten um Vater und Kind gehandelt hat, berichtet NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND.

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Der Archäologe Guillermo Cock untersucht eine Mumie
Foto: NATIONAL GEOGRAPHIC

 

Junge Zuschauer beobachten die Ausgrabungen
Foto: NATIONAL GEOGRAPHIC

 

Teammitglied Antonio Gamonal birgt eine Mumie
Foto: NATIONAL GEOGRAPHIC

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