BK Schüssel: "Provinzialisierung keine Antwort auf Globalisierung"  

erstellt am
23. 05. 06

Wien (bpd) - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel hielt am 22. 05. auf Einladung der Österreichischen Nationalbank im Rahmen ihrer volkswirtschaftlichen Tagung in Wien eine Rede zum Thema „Chancen und Herausforderungen der Globalisierung für Europa und Österreich“.

„Globalisierung findet heute statt. Sie ist eine Realität. Die große Herausforderung dabei ist der verantwortungsvolle Umgang mit allen Chancen und verbundenen Risiken. Keine Antwort ist hingegen die Provinzialisierung, das Kleinmachen und Schlechtreden“, so der Bundeskanzler gleich zu Beginn.

Schüssel betonte ausdrücklich, dass Europa heute ein ernst genommener Partner in der internationalen Staatengemeinschaft ist, dessen Wort auch gehört wird. „Europas Rolle und Agieren interessiert die Welt. Europa wird genau beobachtet und auch kritisiert. Aber genau das ist der Beweis dafür, dass Europa ein großer Spieler ist“, so Schüssel. „In dem uns umgebenden „Ring von Freunden“, also im Mittelmeerraum, Nordafrika, Kaukasus etc, leben 1 bis 1,5 Mrd. Menschen, für die Europa der größte Handelpartner und Geber von Entwicklungshilfegeldern sowie der wichtigste politische Ansprechpartner ist“, unterstrich der Bundeskanzler.

Weiters hob Schüssel den gestiegenen Anteil Europas am Welthandel in den vergangenen 15 Jahren hervor, der von einem Viertel auf ein Drittel wuchs und verwies auf den Anteil Europas am weltweiten FDI-Volumen, der in diesem Zeitraum um das 2,5fache anstieg.

„Auf die Herausforderungen von morgen – auch durch die stete Integration Chinas und Indiens am Weltmarkt – können wir in Europa nur mit mehr Investitionen in Qualität, in Bildung, in die Wissensgesellschaft, in Forschung und Entwicklung antworten. Diesen Wandel gilt es als Chance zu begreifen. Wir in Europa haben uns jedenfalls vorgenommen, das spezifische Europäische Lebensmodell, welches Leistung mit ökologischem Schutz und sozialer Sicherheit garantiert, weiter auszubauen. Was uns noch daran hindert, unsere volle Flexibilität und Kreativität zu entfalten sind zu starre Korsette am Arbeitsmarkt, ein Mangel an Innovationen und ein zu wenig dynamisches Unternehmensklima“, meinte Schüssel.

„Auch Österreich hat seit dem Beitritt zur Europäischen Union eine „Europäisierung“ mitgemacht, mit dem Ergebnis, dass wir heute der größte Investor in Südosteuropa sind, dass wir Exportrekorde brechen und von dieser Dynamik der letzten Jahre am meisten profitieren“, so Schüssel weiter. „Wissen, Fleiß und mehrere Integrationswellen hat Österreich im Verlaufe der letzten Jahrzehnte zu dem gemacht, was es heute ist: ein verlässlicher europäischer und internationaler Partner, eine lernfähige Gesellschaft mit dem Mut zu Veränderung“.
     
Siehe auch:
Eröffnung der 34. Volkswirtschaflichen Tagung der OeNB
Bartenstein: Globalisierung sichert bestehende und schafft neue Arbeitsplätze
     
zurück