ÖVP präsentiert ihr Bildungskonzept  

erstellt am
10. 01. 11

Kaltenegger: Bildungsjahr 2011
Generalsekretär Fritz Kaltenegger will 2011 zum Bildungsjahr machen. Die ÖVP hat mit ihrem Bildungskonzept den ersten Schritt gemacht, jetzt ist Schmied am Zug.
Wien (övp-pd) - Die ÖVP hat am 07.01. ihr Bildungskonzept präsentiert. Dabei hat sie mit der flächendeckenden Einführung der Neuen Mittelschule ein klares Signal an die SPÖ gesendet, wie ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger im Gespräch mit der APA betont. Jetzt ist die zuständige Bildungsministerin am Zug. Kaltenegger: „Wir stehen Gewehr bei Fuß. Gefordert ist in erster Linie Bildungsministerin Claudia Schmied. Sie soll die Verhandlungen zügig angehen.“

Schmied, die von 49 im Regierungsprogramm vereinbarten Reformschritten 41 noch nicht umgesetzt hat, kann nun ihren Job erledigen. Zuerst müssen die Schulversuche zur Neuen Mittelschule endlich evaluiert werden, damit ausgewählt werden kann, welches Modell flächendeckend umgesetzt wird. Aber auch beim Dienstrecht der Lehrer gibt es für Schmied noch genug zu tun. Kaltenegger: „. Wir müssen die Reformen so schnell wie möglich angehen, damit 2011 wirklich zum Bildungsjahr werden kann!“ siehe >

 

Swoboda: EU bekennt sich zu Chancengleichheit
Sozial gerechtes Bildungssystem würde zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen
Wien (sk) - Für den Vizepräsidenten der S&D-Fraktion, Hannes Swoboda, hat die Chancengleichheit in Sachen Bildung zentrale Bedeutung. "Die Europäische Union bekennt sich in den Grundsätzen der Lissabon-Strategie und des Programms 'EU 2020' dazu, intensiv dafür zu wirken, dass alle Menschen die gleiche Chance auf Integration in die Gesellschaft haben. Es ist daher unsere Verpflichtung, gegen den gesellschaftlichen Ausschluss zu kämpfen", so Swoboda am 10.01. gegenüber dem SPÖ-Pressedienst. Er betont, dass zusätzliche Hürden und Selektionsmechanismen im Bildungssystem gerade diesen Grundsätzen widersprechen würden.

Swoboda führt aus, dass ein Bildungssystem nicht durch frühzeitige Selektion einen Teil der Kinder "ins Out" schicken dürfe, vielmehr müsse man versuchen, durch kompensatorische Maßnahmen Defizite auf Grund sozialer Umstände auszugleichen. "Das sollte von allen politischen Entscheidungsträgern im Hinblick auf die Erfüllung klarer europäischer Zielsetzungen unterstützt werden. Darüber hinaus ist klar: Eine chancengerechte Bildungspolitik ist auch ein wesentlicher Beitrag zur Steigerung der österreichischen und europäischen Wettbewerbsfähigkeit", so der EU-Abgeordnete abschließend.

 

Haubner: "Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen"
"Die ÖVP blockiert und die SPÖ ist nicht mutig genug"
Wien (bzö) - "Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen", meinte BZÖ-Bildungssprecherin Abg. Ursula Haubner zum Dauerstreit zwischen SPÖ und ÖVP wegen der Schulreform. "Die ÖVP blockiert eine grundlegende Reform, dem VP-Chef sind ohnehin die Banken lieber als die Ausbildung unserer Kinder und die SPÖ ist nicht mutig genug, eine zukunftsorientierte Reform anzugehen", kritisierte Haubner.

"Anstatt dass die Regierungsparteien nun Taten setzen, gibt es weiterhin ein unnötiges Geplänkel über die Medien. SPÖ und ÖVP sollen endlich ihr parteipolitisches Hickhack und ihre gegenseitigen Schuldzuweisungen beenden und gemeinsam eine zukunftsweisende Schulreform erarbeiten", forderte Haubner.

"Die Bildung muss endlich zur parteipolitikfreien Zone erklärt werden. Wir brauchen eine Reform der Schulverwaltung, eine Stärkung der Schulautonomie, ein neues Lehrerdienst- und Besoldungsrecht, eine verbesserte Integration, die schulische Tagesbetreuung als freiwilliges Angebot sowie die gemeinsame Schule der sechs- bis 14-Jährigen mit einer inneren Leistungsdifferenzierung nach den Fähigkeiten der Schüler als freiwilliges Angebot. Das wären genug Arbeitsschwerpunkte für diese Koalition und obendrein bliebe wenig Zeit zum Streiten", meinte Haubner.

 

 Glawischnig: VP-Bildungskonzept eine gefährliche Drohung
Für eine "gefährliche Drohung" hält Bundessprecherin Eva Glawischnig das ÖVP-Bildungskonzept.
Wien (grüne) - "Der Bildungsweg wird damit zu einem Hürdenlauf", kritisierte Glawischnig bei einer Pressekonferenz am 10.01. in Wien. Nach den Vorstellungen der VP soll es künftig zwei Knock-Out-Situationen geben - einmal mit der "Bildungsempfehlung" mit zehn und dann mit der "mittleren Reife" mit 14 Jahren. Das sei "brutal" und gehöre nicht in ein modernes Bildungssystem. "So kann man mit Traktoren umgehen, aber nicht mit Kindern."

Schritt zurück in die 60er
Bildungssprecher Harald Walser nannte das VP-Konzept einen Schritt zurück in die 1960er Jahre - sowohl was den Inhalt als auch die Wortwahl bei der Präsentation anbelange. Wer nach wie vor im Zusammenhang mit der gemeinsamen Schule von "Einheitsbrei" und "Nivellierung nach unten" spreche, ignoriere die wissenschaftliche Forschung der vergangenen Jahrzehnte. Glawischnig kritisierte, dass mit dem VP-Papier das Sitzenbleiben in der Volksschule wieder eingeführt und der Übertritt in die AHS-Unterstufe bzw. später in die Oberstufen erschwert werde.

Die ÖVP und allen voran ihr Vorsitzender Josef Pröll hätten außerdem nach wie vor nicht gelernt, wie moderne Familien funktionierten, meinte Glawischnig. Im VP-Konzept werde mit dem Festhalten an der reinen Nachmittagsbetreuung das In-der-Schule-Bleiben als Strafe verstanden, anstatt für ganztägige Schulformen mit einem sinnvollen Wechsel aus Lernen, Freizeit und Betreuung einzutreten. Es könne nicht Aufgabe der Eltern sein, mit den Kindern am Nachmittag Hausaufgaben machen zu müssen - "das ist auch eine wichtige soziale Frage".

"Gefährliche Drohung für Schüler und Eltern"
"Was die ÖVP präsentiert hat, ist eine gefährliche Drohung für die Schüler und ihre Eltern", meinte Walser. "Was besonders schmerzt, ist die Tatsache, dass die ÖVP das Selektionssystem noch ausbauen will, obwohl Österreich schon jetzt der Staat mit der frühesten Selektion der Kinder ist." Wenn man das VP-Konzept mit der "Bildungsempfehlung" für Volksschüler ernst nehme, sei es sogar möglich, dass Kinder ihre Schulpflicht in der Volksschule absolvieren - wenn sie nämlich Jahr für Jahr keine "Bildungsempfehlung" bekommen. Walser stört auch, dass die ÖVP nach wie vor auf ein "defizitorientiertes Modell" setze.

"Betonmischer des Jahres"
Aufgrund des Bildungskonzepts ist Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (V) für Walser trotz des frühen Zeitpunkts "ganz heiße Kandidatin für die bildungspolitische Enttäuschung des Jahres 2011". Josef Pröll habe seine Ernennung zum "Betonmischer des Jahres 2011" schon praktisch sicher.

Aber auch von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) will Walser endlich "klare Worte" hören - nämlich ob sie mit der VP "zurück in die Vergangenheit" wolle oder mit den Grünen in die Zukunft. Schmieds bisherige Aussage von einem "Schritt in die richtige Richtung" der VP sei "schon enttäuschend" gewesen und für sich genommen auch schon eine "gefährliche Drohung".

 

Leitl: Gute Grundlage für Dialog zur Bildungsreform
WKÖ begrüßt Vorschläge zur Einführung der "Mittleren Reife", eines Modulsystems, Sprach-, Früh- und Begabtenförderung
Wien (pwk) - Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl begrüßt grundsätzlich das Bildungspapier als Impuls für eine Diskussion um eine umfassende Schulreform. Leitl: "Die Vorschläge sind eine gute Grundlage für weitere Diskussionen auch auf Basis des entsprechenden Sozialpartnerpapiers 'Chance Bildung'." Für die WKÖ stehen Individualisierung und Potentialorientierung im Vordergrund. Gute Ansätze finden sich hier insbesondere bei den Vorschlägen zur Sprachförderung im Kindergarten, sowie der Frühförderung in der Grundschule und den angedachten Talentechecks in der Mittelschule

Leitl beurteilt unter anderem die Einführung der "Mittleren Reife" am Übergang von der Sekundarstufe I zur Sekundarstufe II als positiv. Aus Sicht der WKÖ muss dabei eine potentialorientierte Entscheidungshilfe hinsichtlich des weiteren Bildungsweges im Vordergrund stehen. Darüber hinaus wird das Konzept eines "Modulsystems" begrüßt - "Sitzenbleiben" nur als "Ultima Ratio". "Damit wurden Kernpunkte aus der WKÖ-Strategie zur Bildung in das Bildungskonzept aufgenommen", so Leitl. Die Idee einer mittleren Reife, die nach Vorstellung der WKÖ kompetenzorientiert, standardisiert und zentral durchgeführt werden sollte, ist ein wichtiger Schritt zu einer höheren Verbindlichkeit von Bildungszielen: und zwar für Lehrer und Schüler.

Positiv ist demnach auch, dass die zeitweilig angedachte Zehnprozentbeschränkung bei der neuen Mittelschule ebenso wie Aufnahmeprüfungen für die Gymnasien keine Berücksichtigung fanden, sondern "die Deckelung für die neue Mittelschule gefallen ist und Ganztagsschulformen nach Prinzip der Wahlfreiheit forciert werden sollen", betont Leitl. Auf der im Papier angekündigten Einführung der Mittleren Reife müsse das künftige Ausbildungssystem aufgebaut werden. Ein Wechsel zwischen den drei Systemen - AHS, BHS sowie duales System mit Lehre und Berufsschule - müsse in Zukunft möglich sein.

Leitl begrüßt auch die Ankündigung von Ministerin Beatrix Karl, Förderung von Neigungen durch Individualisierung, Talentechecks in der Mittelstufe für die rechtzeitige Förderung von Begabungen sowie eine Hochbegabtenförderung einführen zu wollen. Leitl: "Begabte zu fordern und schwächere Schüler zu fördern, ist das Credo für ein erfolgreiches Bildungssystem." In diesem Zusammenhang sei auch die für Volksschulkinder mit sprachlichen Defiziten geforderte verpflichtende Sprachförderung der richtige Weg. Der von Karl angesprochene Ausbau der Schulautonomie in dem Sinne, dass sich Direktoren künftig ihre Lehrer selbst aussuchen sollen, sowie ein einheitliches Lehrerdienstrecht und die Qualitätssicherung durch Bildungsstandards und deren externe Überprüfung, sind für die Entwicklung des Bildungsstandort Österreich wegweisende Punkte. Entscheidend sei, dass es gelingt, die Schulverwaltung so zu gestalten, dass im Sinne einer modernen Bildungsgovernance leistungsförderliche Rahmenbedingungen für Lehrer und Schüler geschaffen werden.

Die Wirtschaft ist bereit, sich auch weiterhin aktiv in die Diskussion einzubringen und an der Ausgestaltung der Konzepte mitzuarbeiten. Ziel muss sein, dass es zu einem Schulterschluss aller sach- und reformorientierten Kräfte kommt. Für den Wirtschaftsstandort Österreich sei es ganz entscheidend, das Potential und die Talente aller in Österreich lebenden jungen Menschen bestmöglich zur Entfaltung zu bringen. Wichtig sei in weiterer Folge die Einpassung der gemachten Vorschläge zur Schulreform in ein bildungspolitisches Gesamtkonzept. Nur bei einer ganzheitlichen Betrachtung von frühkindlicher Erziehung, Schule, Berufsbildung, Hochschulbildung und Weiterbildung kann es gelingen, in sich konsistente Politik zu betreiben. "Bildungspolitik ist daher auch Standortpolitik. Das vorliegende Papier stellt eine gute Grundlage für den weiteren Diskussionsprozess für eine umfassende Bildungsreform in Österreich dar", so Leitl abschließend.

 

 Foglar: ÖGB begrüßt Umdenken in ÖVP-Bildungspolitik
Gemeinsame Schule muss das Ziel bleiben - Sozialpartner-Bildungskonzept umsetzen
Wien (ögb) - "Der ÖGB begrüßt, dass sich in der ÖVP ein Umdenken in der Bildungspolitik durchgesetzt hat, und nunmehr die Hürde von 10 Prozent bei Neuen Mittelschulen aufgelöst werden kann", sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar anlässlich des präsentierten ÖVP-Bildungskonzepts. Damit könne zukünftig auch den Wünschen der Eltern und SchülerInnen gerecht werden, denn zuletzt war der Ansturm auf Neue Mittelschulen (NMS) deutlich größer als das Angebot.

"Die Ausweitung der Neuen Mittelschule kann aus Sicht des ÖGB aber nur ein Zwischenschritt zu einem gerechten und effizienten Schulsystem sein, denn nur auf die Hauptschulen neue Schilder zu schrauben, das ist uns zuwenig", betont Foglar: "Im Sinne der Chancengerechtigkeit muss eine gemeinsame Schule für alle bis zum 15. Lebensjahr das Ziel bleiben." Der ÖGB-Präsident weiter: "Nicht mehr der soziale Status oder das Einkommen von Eltern darf darüber entscheiden, wer an welche Schule kommt. Schulerfolg darf nicht mehr davon abhängen, ob sich Eltern Nachhilfe leisten können."

"Jetzt ist in der Bildungspolitik vor allem eines notwendig: Tempo. Dass das österreichische Bildungssystem von Grund auf reformiert gehört, ist schon lange klar. Der ÖGB-Vorstand hat Bildung als eine der wichtigsten Zukunftsthemen ganz oben auf seine Schwerpunktliste gesetzt. Bereits 2007 haben die Sozialpartner ein umfassendes Bildungskonzept vorgelegt, dazu gehört auch die Durchlässigkeit des Schulsystems und das Abbauen von Barrieren. "Dieses Sozialpartnerpapier muss nun so schnell wie möglich umgesetzt werden", fordert Foglar. 

 

 Beyrer: Versachlichung der Bildungsdiskussion dringend erforderlich
Parteipolitik hat in Bildungsdiskussion nichts verloren - Brauchen Gesamtpaket, um Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter zu gefährden
Wien (pdi) - Als "Beitrag zur Versachlichung der Bildungsdiskussion" bezeichnete der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV) Mag. Markus Beyrer das Bildungsprogramm der ÖVP. Die Regierungsparteien seien mehr denn je gefordert, "in konstruktiven Gesprächen endlich zu dringend erforderlicher Bewegung im Bildungsbereich zu kommen. Klar ist, dass die Parteipolitik in der Bildungsdiskussion nichts verloren hat. Was wir brauchen ist ein Gesamtpaket, um unsere Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter zu gefährden", so der IV-Generalsekretär. Die Förderung von Begabten komme in der derzeitigen Diskussion zu kurz. "Es braucht auch Mut zu Eliten. Bei Pisa schnitten die besten fünf Prozent unserer Schülerinnen und Schüler im Vergleich zu den besten fünf Prozent in anderen Ländern immer relativ schlecht ab."

Beyrer betonte, angesichts der neuen Vorschläge seien viele Details noch zu diskutieren. Insbesondere sei zu klären, ob sich das derzeitige Pilotmodell "Neue Mittelschule" für den flächendeckenden Einsatz eigne, oder ob das Modell im Sinne einer Qualitätsverbesserung modifiziert werden müsse. Es müsse jedenfalls alles daran gesetzt werden, dass es auf allen Seiten "bei dem zentralen Zukunftsthema Bildung nicht bei Lippenbekenntnissen bleibt", so der IV-Generalsekretär. Es sei zu begrüßen, dass die Gymnasien jedenfalls erhalten bleiben sollen. "Entscheidend ist, dass es zu keiner Nivellierung nach unten kommt", betonte Beyrer. "Ebenso ist wesentlich, dass die Umsetzung einer verbesserten Lehreraus- und -fortbildung gelingt." Unbedingt anzugehen sei darüber hinaus die Einführung der leistungsorientierten Entlohnung bei den Lehrern. Zu begrüßen sei an den ÖVP-Vorschlägen die verpflichtende Sprachförderung schon im Vorschulalter, der Ausbau der Schulautonomie, der aber Hand in Hand mit einer Entpolitisierung gehen müsse, sowie die Qualitätssicherung durch Bildungsstandards unter regelmäßiger externer Leistungsüberprüfung, sagte Beyrer.  
     

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