Internationaler Auschwitz-Gedenktag  

erstellt am
27. 01. 12

Faymann: Demokratie und Rechtsstaatlichkeit schützen
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus anlässlich des 67. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz
Wien (bpd) - "Am heutigen Gedenktag jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 67. Mal. Es bleibt auch heute noch von größter Bedeutung, die Erinnerungsarbeit zu forcieren und wachsam zu bleiben. Ich möchte daher den Internationalen Holocaust-Gedenktag zum Anlass nehmen, um der Millionen Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft zu gedenken", so Bundeskanzler Werner Faymann am 27.01. anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages.

"Dieser besondere Jahrestag muss Anlass sein, den sechs Millionen jüdischen Opfern, darunter auch 1,5 Millionen Kinder, und allen Opfern der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft zu gedenken. In dieses Gedenken wollen wir aber auch jene mit einbinden, die später durch Traumatisierung, Krankheit, Verfolgung sowie durch den Verlust naher Menschen gelitten haben oder daran zugrunde gegangen sind", so der Bundeskanzler.

Gerade in Zeiten der Krise bestehe die erhöhte Gefahr, dass Ressentiments gegen Minderheiten, Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus auf fruchtbaren Boden fallen. "Wir müssen uns daher noch vehementer gegen das Leugnen oder Verharmlosen von NS-Gräueltaten einsetzen. Das sind wir nicht nur den Opfern dieses barbarischen Regimes schuldig. Wir tragen auch die Verantwortung, Menschenrechte und Demokratie in Zukunft mit noch mehr Nachdruck gegen Provokationen zu verteidigen und weiterzuentwickeln", so Faymann.

"Wir haben die Verpflichtung, autoritären Tendenzen in unseren Gesellschaften – in Österreich wie in Europa – mit Entschlossenheit entgegen zu wirken und dabei alle Möglichkeiten des demokratischen Rechtsstaates einzusetzen. Diese Aufmerksamkeit und Wachsamkeit muss für uns eine Selbstverständlichkeit sein. Das sind wir auch den Opfern und ihren Angehörigen schuldig", so Bundeskanzler Faymann.

Besonders Augenmerk müsse auch auf die Jugend gerichtet werden, die zur Wachsamkeit ermuntert werden müsse. "Jüngere Generationen sollen die Möglichkeit haben, sich ausreichend mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Daher müssen Bildungs- und Jugendprojekte einen wesentlichen Bestandteil der Erinnerungsarbeit bilden, um eine Wiederholung der Geschichte mit allen Mitteln zu verhindern", so der Bundeskanzler.

Faymann dankte den vielen Organisationen, Opferverbänden und Vereinen für ihr unschätzbares Engagement. "Nur durch ein gemeinsames Ankämpfen gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus, Intoleranz und jede Form von Diskriminierung werden wir unsere zentralen Werte wie Freiheit und Demokratie sowie den sozialen Zusammenhalt auf nationaler, aber auch auf internationaler Ebene sichern", so der Bundeskanzler abschließend.

 

Spindelegger: Menschenrechtsstandards dürfen nicht relativiert werden
Vizekanzler und Außenminister Spindelegger zum Internationalen Holocaust-Gedenktag
Wien (bmeia) - "Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz als Symbol für die unfassbaren Verbrechen des Nationalsozialismus muss uns eine ständige Warnung sein, wohin Rassismus und Intoleranz in letzter Konsequenz führen können. Das Gedenken an die Opfer ist uns zugleich Verpflichtung zum entschlossenen Eintreten für Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit", betonte Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages.

Spindelegger erinnerte daran, dass gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit rassistische und undemokratische Strömungen oft verstärkt auftreten. "Eine Krise darf aber nie Vorwand sein, um menschenrechtliche Standards zu relativieren. Es ist die gemeinsame Aufgabe von Politik und Zivilgesellschaft, hier klare Grenzen zu ziehen. Demokratie und Menschenrechte sind einmalige Güter, die es zu verteidigen gilt. In diesem Sinn engagiert sich Österreich auch als Mitglied des UNO-Menschenrechtsrats für Rechtsstaatlichkeit, Kinderrechte und den Schutz von Minderheiten", so der Außenminister.

Auch in anderen Foren wie der Internationalen Holocaust Task Force ist Österreich aktiv. Mit der am 1. Jänner in Kraft getretenen Novelle des Nationalfondsgesetzes stellt Österreich 6 Millionen Euro für die Instandhaltung der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau bereit und leistet damit seinen Beitrag, um eine der wichtigsten internationalen Erinnerungsstätten an die Verbrechen der Shoah der Nachwelt zu erhalten.

 

 Ellensohn: Zeichen setzen gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus
Wien (grüne) - David Ellensohn, Klubobmann der Grünen Wien, mahnt am Holocaust- Gedenktag der UNO zum Nachdenken über den dramatischen Anstieg rechtsextremer Aktivitäten, nicht nur in Österreich: Vom Massaker in Norwegen über den rassistischen Motiven begangenen Mord in Traun bis hin zum rechtsextremen Terrorismus in Deutschland.

"Rechtsextreme Vereinigungen versuchen sich in der Mitte unserer Gesellschaft einzunisten. Dass der von rechtsextremen Organisationen getragene WKR-Ball ausgerechnet am Tag der Befreiung von Auschwitz stattfindet, ist unerträglich", so Ellensohn.

"Heute jährt sich zum 67. Mal die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Der internationale Holocaust-Gedenktag der UNO ist Anlass für die so wichtige Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Der 27. Jänner soll aber auch Veranlassung dazu sein, aktiv gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus in Österreich und Europa aufzutreten", so Ellensohn. Ellensohn ruft zur Teilnahme an den heutigen Veranstaltungen am Heldenplatz auf. "Der Platz gehört nicht denen, die 1938 dort gestanden haben", so Ellensohn abschließend.

 

Kirchen gegen "Schlussstrichmentalität"
KA-Präsidentin Derschmidt und evangelischer Bischof Bünker bei Gedenkveranstaltung auf dem Wiener Heldenplatz - Bünker: Korporationsball am Holocaust-Gedenktag ist Verhöhnung der Opfer
Wien (kap) - Die Erinnerung an die NS-Verbrechen und deren Opfer muss Menschen heute eine wichtige Mahnung zur Zivilcourage sein. Das haben der evangelische Bischof Michael Bünker und die Präsidentin der Katholischen Aktion (KA), Luitgard Derschmidt, am 27.01. bei der Gedenkveranstaltung anlässlich des Holocaust-Gedenktages der Vereinten Nationen auf dem Wiener Heldenplatz betont.

Das viel zitierte "Nie wieder!" dürfe sich nicht mit dem Gedenken allein begnügen, sagte KA-Präsidentin Derschmidt vor den Teilnehmern einer Kundgebung aus Anlass des 67. Jahrestags der Befreiung des KZs Auschwitz. "Das 'Nie wieder' muss in der Gegenwart aktiv gestaltet werden, damit derartige Ideologien nicht wieder salonfähig werden und an Macht gewinnen." Derschmidt forderte alle Bürger gerade in derem persönlichen Lebensumfeld zu einem "couragierten Einsatz gegen jegliche Art menschenverachtender Ideologie" auf.

Für die Kirchen gebe es "keine Schlussstrichmentalität", sagte Bischof Bünker: "Wer verstanden hat, wie die Banalität des Bösen in die Gesellschaft damals Einzug halten konnte, wie die Menschenwürde damals in Staub und Asche getreten wurde, und wer sprachlos davorsteht, wie das alles von vielen als normal empfunden werden konnte, wird heute eher wachsam sein, wenn wieder Sündenböcke gesucht werden, wenn Asylsuchenden, Migranten Fremdenfeindlichkeit und offener Rassismus entgegenschlägt und wenn sich Antisemitismus und rechtsextremes Gedankengut wieder breitmachen."

Als "ungeheuerliche Geschmacklosigkeit" und Verhöhnung der Opfer des Holocaust bezeichnete der Bischof die für Freitagabend geplante Abhaltung des Wiener Korporationsballs der Burschenschafter in der Wiener Hofburg.

 

Klagenfurt setzt deutliche Zeichen
Initiativen der Stadt Klagenfurt anlässlich des Internationalen Gedenktags für die Opfer des nationalsozialistischen Regimes
Klagenfurt (stadt) - Der 27. Jänner ist in Österreich der Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Holocaustgedenktag erklärt. Zu diesem Anlass wird die Stadt Klagenfurt zwei Initiativen setzen, die in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt, der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft sowie den Magistratsabteilungen Präsidium, Stadtgarten, Hochbau, Friedhofsverwaltung, Vermessung und Geoinformation im Frühjahr umgesetzt werden.

Sanierung Außenbereich Israelitischer Friedhof
Der Israelitische Friedhof befindet sich seit 1895 im Ortsteil St. Ruprecht und ist ein eigener, ummauerter Bereich des St. Ruprechter Friedhofs. Er befindet sich im Besitz der Landeshauptstadt, nutzungsberechtigt ist die israelitische Kultusgemeinde für Steiermark und Kärnten mit Sitz in Graz.

Der Friedhof selbst, die umgebende Mauer und das Grabmal "Adolf Preis" stehen unter Denkmalschutz. Im Innenbereich befinden sich 93 Grabstätten mit größtenteils beschrifteten Grabsteinen sowie mehreren in die Friedhofsmauer eingelassenen Gedenktafeln. Das Grabmal Preis, errichtet und gestaltet durch Prof. Siegmund Schiffler 1931/32, ist eine der bedeutendsten Grabstätten des 20. Jahrhunderts in Kärnten.
Der Gesamtzustand des Innenbereichs ist der jüdischen Glaubenslehre entsprechend naturbelassen. Die Anlage selbst wird durch die Abteilung Stadtgarten betreut.
Bei der Sanierung werden die rituellen Vorgaben der jüdischen Glaubenslehre berücksichtigt. Seitens der Stadt Klagenfurt sind alle Sanierungsmaßnahmen mit der Israelitischen Kultusgemeinde für Steiermark und Kärnten abgesprochen.
Da der Friedhof selbst wie auch Teile daraus (Grabmal der Familie Preis) unter Denkmalschutz stehen, ist das Bundesdenkmalamt ebenfalls in die Sanierung involviert.

Folgende Sanierungsmaßnahmen sind vorgesehen:

  • Sanierung der Mauer
  • Sanierung des Eingangsportals
  • Restaurierung der Tafel ober dem Eingang
  • Erneuerung des Eingangstores
  • Anbringung einer Gedenktafel im Mauerwerk rechts vom Eingang


Im Innenbereich wird das unter Denkmalschutz stehende Grabmal Adolf Preis entsprechend saniert und konserviert.
Die Gesamtkosten für die Sanierung des Friedhofes belaufen sich auf circa 11.000 Euro.

Bürgermeister Christian Scheider: "Zum Internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus war es mir wichtig, dass die Landeshauptstadt ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen setzt. Die Sanierung des Isrealitischen Friedhofes ist ein wichtiger Beitrag dazu."

Dr. Habsburg-Lothringen (Österreichisch - Israelische Gesellschaft): "Die Art des Andenkens an die Verstorbenen zeugt von der Kultur der Lebenden - wessen nicht mehr gedacht wird, der lebt nicht mehr in den Gedanken der Hinterbliebenen weiter und ist wirklich tot".

GR Sieglinde Trannacher (Österreichisch - Isrealische Gesellschaft): "Der Kärntner Israelitische Friedhof in St. Ruprecht erinnert daran, dass es in Kärnten eine lebendige jüdische Kultur gegeben hat, die mit dem Nationalsozialismus ihr abruptes Ende gefunden hat. Mit der Errichtung einer Gedenktafel an der Außenmauer des jüdischen Friedhofs wird ein Erinnerungs- und Lernort geschaffen, der sichtbar macht, was wir verloren haben. Als "Mahnmal für eine versunkene Welt" soll der jüdische Friedhof auch den Weg für eine neue Zukunft eröffnen."


STOLPERSTEINE
Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Boden einlässt. Inzwischen liegen STOLPERSTEINE in über 500 Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas.

"Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", sagt Gunter Demnig. Mit den beschrifteten Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten.

Auf den Steinen steht geschrieben: HIER WOHNTE...
Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch. Das Projekt STOLPERSTEINE wurde in etwa 700 Orten mit über 32.000 verlegten Steinen realisiert. STOLPERSTEINE liegen in mehreren Städten und Gemeinden in Österreich, Ungarn, in den Niederlanden, Belgien, Tschechien, so wie in Polen, Ukraine, Italien und Norwegen.

Jedes Opfer erhält einen eigenen Stein. Gedacht wird mit diesem Projekt aller verfolgten, ermordeten Opfer des Nationalsozialismus: Jüdischer Bürger, Sinti und Roma, politisch Verfolgter, religiös Verfolgter, Zeugen Jehovas, Homosexueller und Euthanasieopfer.

In der Landeshauptstadt werden im Frühjahr zehn Stolpersteine bei folgenden Adressen angebracht:

  • Arthur Lemisch Platz 1 (1 Stein)
  • Paradeisergasse 4 (vier Stolpersteine)
  • Adlergasse 14 (zwei Stolpersteine)
  • Wienergasse 4 (drei Stolpersteine)


Wie es der Künstler Demnig vorschlägt, wurden Angehörige über die Steinverlegung informiert. Ebenso ist mit den Geschäftslokalbesitzern Rücksprache gehalten worden.

Ein Stein kostet 120 Euro inklusive Vorbereitungsarbeiten, Fertigung, Versand/Lieferung. Die Projektkosten von 1.500 Euro werden von der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft übernommen.

Bürgermeister Christian Scheider: "Die Stolpersteine sind ein höchst unterstützenswertes Projekt. Die Erinnerung an Deportation, Terror und systematische Vernichtung darf zu keiner Zeit verblassen oder in Vergessenheit geraten."


Dr. Ulrich Habsburg-Lothringen: "Wer aus der Geschichte nichts lernt, der stolpert in die Zukunft. Die Juden waren und sind ein Teil der Kultur- und Industriegeschichte Österreichs und auch Kärntens".

GR Sieglinde Trannacher: "Wir sind stolz, dass sich die Stadt Klagenfurt mit dem Projekt Stolpersteine ihrer eigenen Geschichte stellt. Mit den konkreten Erinnerungsorten für Klagenfurter Bürger und Bürgerinnen, die von den Nationalsozialisten vertrieben und ermordet wurden, werden wichtige Schritte gesetzt, um eine neue Erinnerungskultur zu etablieren. Den Opfern ihre Würde zurückzugeben, nicht zu verdrängen oder zu verleugnen, was geschehen ist, sondern die die Erinnerung ins Zentrum des historischen Bewusstsein zu rücken, ist aus unserer Sicht der einzige Weg, die Wunden der Vergangenheit zu heilen.

     
Siehe auch hier >
     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen Parteien –
sofern vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet sich in der Regel nach deren
Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der Personen.

Die Verantwortung der Inhalte liegt bei den Aussendern. Die Redaktion.

zurück