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Thema Arbeitslosigkeit – Bartenstein: Anstieg neuerlich leicht abgeschwächt
Wien (bmwa) - Auf Grund eines Zusammenbruches des EDV Systems bei einer großen Gebietskrankenkasse war der Hauptverband der Sozialversicherungsträger nicht in der Lage die zum Stichtag 31.07.2002 abgefragten Beschäftigungsdaten rechtzeitig bekannt zugeben. Ende Juli hat sich der Zuwachs der Arbeitslosigkeit weiter abgeschwächt.
So waren 191.590 Personen arbeitslos vorgemerkt, das ist gegenüber Ende Juli des Vorjahres ein Anstieg um 16,6% oder +27.224 Personen (im Juni war noch ein Zuwachs von 17,6% festzustellen). Geschlechtsspezifisch differenziert zeigt sich, dass die Frauenarbeitslosigkeit mit +9.513 (+11,8%) weiterhin geringer zunimmt als jene der Männer (+17.711; +21,2%).
International gesehen hat Österreich nach wie vor eine sehr günstige Position. Für den Juni 2002 (letzt verfügbarer Wert) weist EUROSTAT für Österreich eine Arbeitslosenquote von 4,1% aus. Damit liegt dieser Wert nach wie vor deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 7,6% (Wert für Mai). Lediglich Luxemburg mit 2,3% und die Niederlande mit 2,8% (jeweils für Mai) weisen eine niedrigere Arbeitslosenquote als Österreich auf.

Darüber hinaus zeigten sich Ende Juli am Arbeitsmarkt folgende Tendenzen:

Arbeitslosendauer
Die durchschnittliche Dauer einer Arbeitslosigkeitsepisode ist im Juli 2002 mit 114 Tagen gegenüber dem Vorjahreswert gleich geblieben. Jedoch liegt sie um 17 Tage bzw. 13% unter der Dauer vom Juli 2000 und um 15 Tage unter jener vom Juli 1999.

Langzeitarbeitslosigkeit
Ende Juli waren 12.990 Personen länger als ein Jahr vorgemerkt. Damit liegt ihre Zahl über dem Wert vom Juli 2001 (+2.651 bzw. +25,6%), jedoch nach wie vor deutlich unter dem vergleichbaren Wert des Jahres 2000 (und zwar um 5.224 bzw. knapp 29%).Die Zahl der über 6 Monate vorgemerkten Arbeitslosen (47.055) liegt derzeit um 12.733 (+37,1%) über dem Vorjahreswert. Der Anstieg hat sich damit abgeschwächt.

Jugendliche
Während die Arbeitslosigkeit der 15- bis 18-jährigen Jugendlichen mit 3.957 gegenüber dem Vorjahr nur um 0,9% oder 36 gestiegen ist, entfiel der überwiegende Teil der Zunahme auf die 19- bis 24-Jährigen (+5.152 bzw. +20,5% auf 30.308).
Im internationalen Vergleich der Jugendarbeitslosigkeit nimmt Österreich mit 6,9% (Wert für Juni) weiterhin
eine ausgezeichnete Position ein, zumal die Jugendarbeitslosenquote im EU-Durchschnitt 15,2% betrug (im Mai). Österreich weist in der Folge nach den Niederlanden (6,0% im Mai) nach wie vor die zweit-niedrigste Jugendarbeitslosenquote in der Gemeinschaft aus, gefolgt von Irland (8,2%), Dänemark (8,4%) und Luxemburg (9,2%).

Lehrstellenmarkt
Die Zahl der Lehrstellensuchenden lag Ende Juli mit 8.597 um 279 (-3,1%) unter dem Wert des Vorjahres. Damit ist erstmals seit Herbst 2000 wieder eine rückläufige Zahl an vorgemerkten Lehrplatzsuchenden zu beobachten. Allerdings ist gleichzeitig auch die Zahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Lehrstellen zurückgegangen: 3.008 (-617 oder -17,0%).

Zunahme der Altersarbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit der über 50-Jährigen stieg um 5.149 (+13,7%) auf 42.664. Dabei nahm vor allem die Zahl der arbeitslosen 50- bis 54-Jährigen mit +1.173 (+5,9%) deutlich unterdurchschnittlich zu. Aber auch die Arbeitslosigkeit der 55- bis 59-Jährigen stieg mit +2.919 (+19,5%) nur leicht über dem Durchschnitt. Dem stand jedoch ein - relativ betrachtet - kräftiger Anstieg bei den über 60-Jährigen gegenüber (+1.057 oder +37,4% auf 3.886). Dieser ist neben demographischen Faktoren auf die geänderten Zugangsbestimmungen in die vorzeitige Alterspension und den entsprechenden Begleitmaßnahmen im Arbeitslosenversicherungsgesetz zurückzuführen.

Entwicklung nach Branchen
Die von den maßgeblichen Forschungsinstituten prognostizierte deutliche Verbesserung der internationalen Konjunktur und die daraus resultierenden verbesserten Exportchancen werden sich erst mit der üblichen Verzögerung auf den Arbeitsmarkt auswirken. In der Folge war Ende Juli noch ein Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Sachgütererzeugung um 6.090 (+19,5%) auf 37.302 zu verzeichnen. Im Bauwesen war eine Zunahme um 3.295 (+15,5%) auf 24.559 festzustellen. Zuwächse verzeichneten Ende Juli auch eine Reihe von Branchen des Dienstleistungsbereiches. Entgegen der Entwicklung in den Vormonaten nahm allerdings die Arbeitslosigkeit im Bereich Handel/Instandhaltung mit +4.593 (+13,8%) nunmehr verlangsamt zu. Der Anstieg bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen betrug 1.942 (+17,9%), im Verkehr- und Nachrichtenwesen 1.219 (+17,5%) und bei den sonstigen öffentlichen und privaten Dienstleistungen betrug die Zunahme 1.820 (+21,8%). Mit +11,0% (+2.183) stieg die Zahl der vorgemerkten Personen im Fremdenverkehr nach wie vor unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt.

 
Entwicklung in den Bundesländern
Die Arbeitslosigkeit stieg weiterhin in allen neun Bundesländern. Mit +9.638 (+16,5% auf 68.225) stieg sie in Wien im gesamtösterreichischen Durchschnitt. Dennoch trägt die Bundeshauptstadt damit 35,4% des Gesamtanstiegs. Prozentuell betrachtet fällt die Zunahme in Vorarlberg mit +22,0% (+1.096 auf 6.077) vor Salzburg (+21,2% bzw. +1.413 auf 8.079), Oberösterreich (+19,4%; +3.675 auf 22.580) und Niederösterreich (+17,3%; +4.868 auf 33.087) am stärksten aus. Leicht unterdurchschnittliche Zuwachsraten verzeichnen dagegen Kärnten (+15,2%; +1.492 auf 11.295) und die Steiermark (+14,5%; +3.443 auf 27.269). Das Burgenland liegt mit +12,2% (+650 auf 5.974) ebenso wie Tirol (+11,8%; +949 auf 9.004) - wie bereits im Vormonat - relativ deutlich unter dem gesamtösterreichischen Anstieg.

Arbeitslosigkeit nach Ausbildungskategorien
In allen Ausbildungskategorien sind im Jahresabstand Zunahmen der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Der stärkste Anstieg ist bei Personen mit Pflichtschulabschluss (+9.399 oder +14,2% auf 75.678) sowie bei Personen mit Lehrabschluss festzustellen (+9.419 oder +16,4% auf 66.864). Bei arbeitslosen Personen, die über keine abgeschlossene Schulausbildung verfügen, hat sich der Bestand im Vergleich zum Vorjahr um 971 (+14,8%) auf 7.531 erhöht. Auf diese drei Ausbildungskategorien entfallen damit knapp drei Viertel des Gesamtanstiegs.

Schulungen des Arbeitsmarktservice
Die Schulungsaktivitäten des Arbeitsmarktservice liegen im Juli neuerlich deutlich über dem Vorjahresniveau. Die Zahl der in Schulung befindlichen Personen liegt mit 31.546 um 3.988 (+14,5%) über dem vergleichbaren Vorjahreswert. 44% des Anstieges entfallen dabei auf jugendliche Schulungsteilnehmer (15- bis 25-Jährige). Die Schulungsaktivitäten expandieren in allen Bundesländern. Besonders ausgeprägt steigen sie in Salzburg (+30,3% bzw. +205), Wien (+16,7% bzw. +1.529) und Niederösterreich (+14,8% bzw. +580). Die Schulungsteilnehmer rekrutieren sich schwerpunktmäßig aus den Berufsgruppen Büroberufe (5.886), Handel (3.885), Hilfsberufe (4.018) sowie Metall-/Elektroberufe (3.897). Aus diesen Berufs-gruppen ergeben sich damit rund 56% aller in Schulung befindlichen Personen.

Nachtrag zu Arbeitsmarktdaten per Ende Juli
Der Hauptverband hat heute die Zahl der zum Stichtag 31.7.2002 Beschäftigten übermittelt, da die Wiener Gebietskrankenkasse auf Grund von EDV-Problemen erst heute die entsprechenden Daten weitergeleitet hat. Insgesamt ist neuerlich ein Anstieg der Beschäftigten sowohl gegenüber dem Juli des Vorjahres als auch gegenüber dem Vormonat festzustellen: Ende Juli 2002 lag die Zahl der unselbstständig Beschäftigten (ohne geringfügige Beschäftigungsverhältnisse) mit 3.248.055 (1.788.165 Männer, 1.459.890 Frauen) um 4.565 oder 0,14 % über dem Vorjahreswert. Gegenüber dem Vormonat war dies ein Zuwachs um 66.138 oder 2,08 %.