Religion der Woche vom 22. 10. bis 28. 10. 2002

   
Evangelische Generalsynode verabschiedete Denkschrift zu Kirche und Demokratie
"Die Kirchen haben das Recht und die Pflicht, Orientierung zu vermitteln" - “Parteiprogramme sind stets neu am Evangelium zu messen”
St. Pölten (epd Ö) - "Die evangelischen Kirchen verpflichten sich, deutlich für die Anliegen von Demokratie und Menschenrechten auf österreichischer, europäischer und globaler Ebene einzutreten." Und: "Die evangelischen Kirchen ermutigen ihre Mitglieder, Verantwortung für das Zusammenleben der Menschen wahrzunehmen - im eigenen Land sowie im europäischen und globalen Kontext."
So heißt es in einer Denkschrift der Generalsynode zum Thema "Evangelische Kirchen und Demokratie in Österreich", die am 23. Oktober von der in St. Pölten tagenden Generalsynode der Evangelischen Kirche A.u.H.B. mit großer Mehrheit verabschiedet wurde. In dem Text wird festgehalten, dass den Kirchen im demokratischen Staat das Recht wie auch die Pflicht zukomme, der Gesellschaft in wichtigen Fragen Orientierung an ethischen Grundwerten zu vermitteln. So seien Parteiprogramme wie auch Äußerungen einzelner Politiker und deren praktische Umsetzung stets neu am Evangelium zu messen.

Grund ist die Gottesebenbildlichkeit des Menschen
Die Denkschrift, die die Entwicklung des Verhältnisses von christlichem Glauben und Staat von der biblischen Grundlage bis in die reformatorische Theologie, insbesondere in Österreich, ausführlich nachzeichnet, unterstreicht: "Christlicher Glaube bejaht die Demokratie als jene Form des geordneten Zusammenlebens, die der Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit der Menschen am meisten Raum gibt." Der demokratische Staat wisse sich der Menschenwürde und den Menschenrechten verpflichtet. Die Folge daraus sei das Gebot politischer und sozialer Gerechtigkeit für alle. Aus christlicher Sicht lasse sich der Gedanke der Menschenwürde und der Menschenrechte als inhaltliche Konsequenz der biblischen Lehre von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen verstehen. Biblisch gesehen gelte, Jesus habe das kommende Gottesreich verkündet, allerdings sei das politische Machtgefüge vordergründig kein Thema gewesen. Ein wichtiges Element der christlichen Haltung gegenüber dem Staat sei heute die Fürbitte für die Regierenden. "Unsere Kirchen gebrauchen nach ihrem Selbstverständnis keinerlei Machtmittel zur Durchsetzung politischer Optionen sondern wirken allein durch die Überzeugungskraft ihres Worte", so die Denkschrift der Generalsynode.

Diskussionsprozess als Ziel
Wie der steirische Superintendent Mag. Hermann Miklas als Obmann des Theologischen Ausschusses der Generalsynode bei seiner Erläuterung des Textentwurfes hervorhob, soll das Papier einen synodalen Prozess einleiten. Es herrsche Diskussionsbedarf in den Pfarrgemeinden und es herrsche die Notwendigkeit, zu einer Ortsbestimmung für Politiker und Journalisten. Der Text sei von der Überzeugung getragen, dass die christliche Kirche den Staat bejaht und ihn gleichzeitig relativiert. Sie dürfe sich an keine politische Seite "verkaufen".
Auf Beschluss der Generalsynode wird der Text der Denkschrift den Pfarrgemeinden zur Diskussion zur Verfügung gestellt. Der Wortlaut der Denkschrift wird abrufbar sein unter www.evang.at in der Rubrik "Dokumente" - "Reden und Erklärungen".

 
Kardinäle Vlk und Schönborn wollen Brücke zwischen Wien und Prag
Wien (kath.net) - Die österreichischen und die tschechischen Bischöfe wollen ihre Zusammenarbeit verstärken. Dies kündigte der Prager Erzbischof, Kardinal Miloslav Vlk, in der Wiener tschechischen Botschaft bei einem Dialog über "Bernard Bolzano im Kontext der mitteleuropäischen Kultur- und Geistesgeschichte" an.
Kardinal Christoph Schönborn bestätigte im Gespräch mit "Kathpress", dass es - auch im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Mitteleuropäischen Katholikentag - solche Initiativen zur Überwindung der Gräben zwischen Österreich und der Tschechischen Republik geben werde. Der katholische Priester Bernard Bolzano (1781- 1848) war in der Zeit der beginnenden "nationalen" Spannungen für einen freundschaftlichen Ausgleich zwischen tschechisch- und deutschsprachigen Bewohnern Böhmens und Mährens im Geist des "Bohemismus" eingetreten.
Kardinal Vlk bezeichnete bei dem von der "Österreichischen Forschungsgemeinschaft" veranstalteten Dialog Bernard Bolzano als "Symbolfigur der Versöhnung". Bolzano, dem Sohn eines italienischen Vaters und einer deutsch-böhmischen Mutter, sei es darum gegangen, Tschechen und Deutschsprachige einander näher zu bringen. Wenn man heute im Zeichen der europäischen Wiedervereinigung die Nationen wieder einander annähern wolle, sei ein geistig-geistlicher Prozess notwendig. Die Kirchen müssten dabei "vorangehen".
Der tschechische Primas erinnerte an den bahnbrechenden Briefwechsel zwischen den tschechischen und den deutschen Bischöfen zu Beginn der neunziger Jahre. Dieser Briefwechsel im Zeichen von Vergebung und Versöhnung habe die Funktion eines "Türöffners" gehabt. Er stelle sich oft die Frage, warum mit der Kirche Österreichs trotz der intensiven Kontakte in der totalitären Zeit und seiner persönlichen Freundschaft mit den Kardinälen Franz König und Christoph Schönborn ein solcher Prozess bisher nicht in Gang gekommen sei, sagte Vlk. Zehn Jahre hindurch sei der Dialog zwischen Prag und Wien auf kirchlicher Ebene vernachlässigt worden.
Bernard Bolzano sei für ihn in zweifacher Hinsicht ein Vorkämpfer, betonte der Prager Erzbischof: Einerseits sei der Priester für die Annäherung der Nationen eingetreten, andererseits habe er sich konsequent für die Freiheit eingesetzt.
Der Leiter der Auslandskulturabteilung im österreichischen Außenministerium, Botschafter Emil Brix, erinnerte an die 1816 ausgesprochene Aufforderung Bolzanos, man solle "die Sprache des anderen lernen". Diese Aufforderung sei heute unverändert gültig. "Grenzgänger" wie Bolzano seien heute notwendiger denn je, unterstrich Brix.
Der tschechische Botschafter in Österreicher, Jiri Grusa, sagte, er sei immer wieder überrascht, was bei den aktuellen Diskussionen aus der "historischen Kloake" alles herauskomme. Grusa verlas bei dem Dialog eine Grußbotschaft des tschechischen Senatspräsidenten (und Präsidenten der tschechischen Bolzano-Gesellschaft), Petr Pithart. In der Grußbotschaft Pitharts hieß es wörtlich: "Heute beschäftigen wir uns kritisch mit Bolzanos Themen. Wir fragen gemeinsam mit unseren Nachbarn und sehen die Vergangenheit kritisch. Diese Kritik und ihre Form können das Wertvollste sein, was wir unseren Kindern weiterzugeben vermögen. Bolzano kann als Persönlichkeit Schutzpatron dieses Dialoges werden - in der Hoffnung, dass die Öffentlichkeit Mitteleuropas sein Vermächtnis besser verstehen wird als vor 150 Jahren".

 
Evangelische Kirchen: Klares Ja zu EU-Beitritt Tschechiens
Erklärung der Evangelischen Kirchen und der Methodistenkirche zur Verständigung von Tschechien und Österreich
St. Pölten (epd Ö) -“Die Republik Tschechien will und soll Mitglied der Europäischen Union werden”, betonen die Evangelischen Kirchen in einer Erklärung zur Verständigung zwischen Tschechien und Österreich.
Unterzeichnet haben das Dokument Repräsentanten der drei Mitgliedskirchen der Leuenberger Kirchengemeinschaft in Österreich; Bischof Mag. Herwig Sturm für die lutherische Kirche, Oberkirchenrat Mag. Richard Schreiber für die reformierte Kirche und Superintendent Mag. Lothar Pöll für die methodistische Kirche. Überreicht haben die Vertreter der drei Kirchen das Dokument in einem festlichen Akt dem Vorsitzenden der tschechischen lutherischen Kirche, Bischof VladislavVolny am 23. Oktober im Landhaus in St. Pölten. In der Verlautbarung, die sich als ein “Beitrag der Kirchen der Leuenberger Kirchengemeinschaft” versteht, heißt es, dass derzeit die Beziehungen zwischen Tschechien und Österreich belastet seien durch “leidvolle” Erfahrungen in der Geschichte und verschiedenen Problemen in der Gegenwart. Genannt werden etwa die “Sicherheit des Atomkraftwerkes Temelin” und “einige der Dekrete, die Edward Benes, der Präsident der Tschechoslowakischen Republik, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg erlassen hat.”

Vertreibungen stehen in keinem direkten Zusammenhang mit Benes-Dekreten
In diesem Zusammenhang betonen die Kirchen, dass “die Vertreibung der Deutschen aus ihren Siedlungsgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg und die in diesem Zusammenhang gegen sie begangenen Straftaten in keinem direkten Zusammenhang mit Benes-Dekreten stehen.” Weder ordnen die Dekrete die Vertreibungen an, noch rechtfertigen sie die begangenen Straftaten, unterstreichen die Kirchen.
Allerdings wurden die Vertreibungen, darunter auch sogenannte “wilde Vertreibungen” durch die Bevölkerung, von den tschechoslowakischen Behörden nicht verhindert, sondern geduldet und unterstützt und können daher die völkerrechtliche Verantwortlichkeit der Tschechoslowakei und ihrer Nachfolgestaaten begründen.

Massenenteignungen unbestritten völkerrechtswidrig
“Unbestritten” sei, dass Massenenteignungen, Entzug der Staatsangehörigkeit und Vertreibungen nach heutigem Völkerrechtsverständnis unzulässig seien. Bei der “Beurteilung der EU-Konformität der Rechtsordnung eines Beitrittswerbers” könne es sich aber nicht um die “Prüfung historischer Ereignisse anhand eines heute aktuellen rechtlichen Maßstabes handeln.” Vielmehr sei zu überprüfen, ob es heute noch relevante Auswirkungen des Unrechts gebe, das im Widerspruch zu den gemeinsamen europäischen Grundrechtswerten steht. In diesem Zusammenhang beurteilen die Kirchen vor allem die Aufrechterhaltung des Amnestiegesetzes aus 1946 als “problematisch”.

Vielfältige Verbindungen
Die AutorInnen des Dokuments betonen die lange gemeinsame Geschichte Österreichs mit den böhmischen Ländern, die vielfältigen Verbindungen von Wirtschaft und Wissenschaft, Kultur und Religion sowie zahlreiche persönliche Beziehungen. Diese verpflichten Österreich, dem Nachbarland “bei den Bemühungen auf dem Weg zum gemeinsamen Europa entgegenzukommen”.
Weiter heißt es: “Dankbar nehmen wir wahr, dass es eine breite Bewegung gibt von Partnerschaften, die Pfarrgemeinden aus Tschechien und Österreich miteinander pflegen. Dankbar sind wir für Bemühungen der Römisch-katholischen Bischofskonferenz und des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, mit dem jeweiligen tschechischen Partner Kontakt aufzunehmen, zu vertiefen und gemeinsame Schritte zur Verständigung und Versöhnung zu gehen.”

Kirchengemeinschaft vertiefen
Das Dokument werde den Leuenberger Kirchen in Tschechien “zur Vertiefung unserer Kirchengemeinschaft” überreicht, um der “gegenseitigen Verständigung zwischen Tschechien und Österreich in Respekt und Wahrhaftigkeit zu dienen.” Die Verfasser der Erklärung sehen ihre Bemühung in “dem größeren Zusammenhang des Friedenskonzeptes, welches durch die Europäische Integration verwirklicht wird.”

Leuenberger Kirchengemeinschaft: 103 Kirchen haben unterzeichnet
Die Leuenberger Kirchengemeinschaft beruht auf der Konkordie reformatorischer Kirchen in Europa. 103 Kirchen haben dieses Dokument, das im März 1973 verfasst wurde, unterzeichnet. Kirchengemeinschaft im Sinne dieser Konkordie bedeutet, dass die Mitglieder der Kirchen verschiedenen Bekenntnisstandes miteinander Abendmahl feiern, in den verschiedenen Kirchen predigen können und alle Ämter gegenseitig anerkennen: sie gewähren einander Gemeinschaft “an Wort und Sakrament.”

 
Der Dalai Lama in Hüttenberg
Tibetisches Oberhaupt besuchte Heinrich Harrer – Mitglieder der Kärntner Landesregierung sicherten den Tibetern Unterstützung zu
Hüttenberg (lpd) - Der 14. Dalai Lama besuchte am Mittwoch (23. 10.) Hüttenberg, wo das im indischen Exil lebende weltliche und geistliche Oberhaupt der Tibeter seinem Freund und Lehrer Heinrich Harrer nachträglich zum 90. Geburtstag gratulierte.
Begrüßt wurde der Dalai Lama auch von Landeshauptmann Jörg Haider, LHStv. Peter Ambrozy und Landesrat Georg Wurmitzer, die dem von China besetzten Tibet die Unterstützung Kärntens im Bemühen um Autonomie und Freiheit zusicherten.
Der Landeshauptmann dankte Harrer für die zu Tibet geschaffene Verbindung und sagte, dass „die Menschen in Kärnten durch den Besuch des Dalai Lama an dessen wichtigen Friedensaufgaben teilhaben können“. Haider überreichte dem tibetischen Oberhaupt Brot und Salz aus Kärnten, das diesem „viel Kraft für sein Schaffen“ geben soll.
Harrer wies in seiner Begrüßungsrede auf die Parallelen zwischen Tibet und Kärnten hin. Die Fahnen beider Länder enthalten die Farbe Gelb und einen Löwen, so Harrer, der auch die Feierlichkeiten zum 10. Oktober ansprach. „Erst kürzlich feierte man hier jenen Tag, als vor 80 Jahren nach einer Volksabstimmung Kärnten frei wurde. Tibet ist das größte Land der Erde, das seine Freiheit verloren hat. Das kleine Grenzvolk Kärnten bringt den Tibetern das größtmögliche Mitgefühl entgegen“, sagte Harrer.
Der Dalai Lama zeigte sich „glücklich darüber, in Kärnten zu sein und von so vielen Menschen und den Regierungsmitgliedern begrüßt zu werden“. Er bedankte sich für die „herzliche Aufnahme“ durch die Kärntner und für die „Freundlichkeit in den Worten der Redner“, die „das Anliegen der Tibeter für eine gerechte Sache halten und ihre Unterstützung zum Ausdruck gebracht haben“.

 
Botschaft der Hoffnung und des Friedens
Abschlussempfang für den Dalai Lama im Schloss Eggenberg
Graz (mag) - Der Dalai Lama, der höchste geistliche und weltliche Vertreter des tibetischen Buddhismus, war am Dienstag (22. 10.) Mittag im Schloss Eggenberg zum Abschlussempfang geladen. Seit dem 11. Oktober stand Graz im Zeichen des Kalachakra-Rituals, das viele Menschen aus aller Welt zusammengeführt hat.
Das große Weltbuddhistentreffen geht zu Ende und der Dalai Lama wird schweren Herzens Graz wieder verlassen. Die Menschen werden wieder auseinander gehen, die Hoffnung auf Frieden und den Dialog der Religionen aber bleibt.

Begegnung der Menschen und der Religionen
Für Bürgermeister Alfred Stingl war es eine Ehre, dass die Stadt Graz ein so großes religiöses Treffen als Gastgeberstadt beherbergen durfte. Entsprechend stolz blickt Stingl auf die Ereignisse und Begegnungen der vergangenen Tage . "Es ist, es war richtig und wird auch in Zukunft richtig sein," so das Stadtoberhaupt, "solche Begegnungen für die Menschenwürde, für die Menschenrechte, für die Religionsfreiheit in Tibet und in allen anderen Teilen der Welt zu nützen." Die interreligiöse Begegnung hat auf eindrucksvolle Weise die hohen Repräsentanten von fünf Weltreligionen, des Christentums, des Judentums, des Islam, des Buddhismus und des Hinduismus, vereint. Stingl dazu: "Wir dürfen auch in dieser Zeit die Träume von einer anderen Zukunft nicht vergessen. Die Träume einer angstfreien, einer gewaltfreien und einer gerechteren Welt."

Tiefe Verbundenheit mit dem tibetischen Volk
Als Ausdruck der tiefen Verbundenheit mit dem tibetischen Volk überreichte der Bürgermeister ein "nachhaltiges" Geschenk: Stipendien für vier tibetische StudentInnen, die durch die Stadt Graz, das Land Steiermark und das Afro-Asiatische Institut zustande gekommen sind. Dies sei ein "guter Tag für ethische und moralische Werte, für die Grundwerte des menschlichen Zusammenlebens." Mit dieser Botschaft dankte der Bürgermeister all jenen, die mitgeholfen haben, der Bundesregierung, dem Land Steiermark, den KollegInnen der Stadt Graz und auch den Sicherheitsverantwortlichen, dass alles gut gegangen sei.

Abschied und Wiedersehen
"Es liegt in der Natur der Dinge, dass wir zusammen kommen und wieder auseinander gehen. Nach buddhistischer Auffassung bleibt eine echte Freundschaft bis zum letzten Tag erhalten, auch wenn man nicht zusammen ist." Mit diesen Worten verabschiedete sich der Dalai Lama und bedankte sich herzlich für das Geschenk. Für ein Volk, das teilweise im Exil lebt, hat Bildung eine existenzielle Bedeutung, um so mehr war seine Heiligkeit über die Stipendien erfreut. Mit der Erinnerung an die "freundlichen Menschen in Graz" wird er die Landeshauptstadt wieder verlassen.

 
Kirche für Kinder: Kinder dürfen am Abendmahl teilnehmen
Synode A.B.: Mehrstündige Debatte bringt eindeutiges Abstimmungsergebnis
Wien (epd Ö) - Kinder sollen zukünftig am Abendmahl bei evangelisch-lutherischen Gottesdiensten teilnehmen können. Mit 51 Stimmen bei einer Gegenstimme und vier Enthaltungen hat die Synode A.B. den Antrag des Theologischen Ausschusses zum kinderoffenen Abendmahl angenommen.
Der Antragstext lautet: ”In der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich sind alle Getauften zur Teilnahme an der Feier des Heiligen Abendmahles eingeladen und zugelassen.” Als Termin für die Einführung haben die Delegierten den 1. Advent 2005, das ist der 27. November, beschlossen.

Miklas: Die Zeit ist reif
”Die Zeit ist reif, Beschlüsse zu fassen” sagte Superintendent Mag. Hermann Miklas, Vorsitzender des theologischen Ausschusses, bei der Vorstellung des Antrages zum kinderoffenen Abendmahl. Es sei nun nicht mehr entscheidend, ”dass das kinderoffene Abendmahl eingeführt wird, sondern wie es eingeführt wird.” Die Diskussion über das kinderoffene Abendmahl in der Evangelisch-lutherischen Kirche hatte bereits Ende der Siebzigerjahre begonnen.

Bünker: Unlösbarer Zusammenhang zwischen Taufe und Abendmahl
In der teilweise emotional geführten und mehrstündigen Debatte betonte Oberkirchenrat Dr. Michael Bünker, dass es ”einen unlösbaren Zusammenhang zwischen Taufe und Abendmahl” gebe. Alle anderen Argumente hätten didaktische, nicht aber theologische Qualität.
Bedenken wurden geäußert, dass die Konfirmation, mit der bisher die Zulassung zur Teilnahme am Abendmahl verknüpft war, entwertet werde. Auch sei es Tradition, dass mit der Konfirmation Kinder und Jugendliche am Abendmahl teilnehmen dürfen. ”Das kinderoffene Abendmahl ist Ausdruck der Liebesbeziehung unserer Gemeinden zu ihren Kindern”, betonte DI Roland Juranek, Kurator der Pfarrgemeinde Linz-Innere Stadt. ”Seit vier Jahren laden wir Kinder zu unseren Abendmahlsfeiern ein, und die Auseinandersetzung der Kinder und Jugendlichen mit dem Abendmahl ist wesentlich tiefer geworden als vorher.” Gabriel: Kinderoffenes Abendmahl als Einladung verstehenDas kinderoffene Abendmahl sei als ”eine Einladung an die Kinder und Jugendlichen zu verstehen”, betonte Dr. Peter Gabriel, Schulpfarrer in Salzburg. Niemand solle gezwungen sein, am Abendmahl teilzunehemen, der nicht will.
”Wir müssen uns selbst verpflichten, das kinderoffene Abendmahl österreichweit zu einem bestimmten Termin einzuführen” sagte Superintendent Mag. Manfred Sauer, denn es dürfe nicht sein, ”dass in einer Gemeinde Kinder zum Abendmahl eingeladen und in der Nachbargemeinde ausgeschlossen werden.”
Der Synode hatte für den Antrag eine Mappe vorgelegen, die neben der chronologischen Entwicklung zum kinderoffenen Abendmahl, Erfahrungsberichten und Argumenten eine Werkstatt mit liturgischen Texten enthält. Zu beziehen ist diese Mappe gegen einen Druckkostenbeitrag im Evangelischen Presseverband in Wien. Herausgeber ist der Evangelische Oberkirchenrat A.B.